Flinten, Hasen und uneheliche Kinder
Prinz Bernhard der Niederlande überrascht post mortem mit kuriosem Testament
Prinz Bernhard der Niederlande (1911-2004) war ein Bonvivant, der ein aufregendes Leben führte und sein Dasein in vollen Zügen genoss. Bis kurz vor seinem Tod am 1. Dezember 2004 im Alter von 93 Jahren arbeitete der aus Deutschland stammende Prinz von Lippe Biesterfeld an seinem Testament und nahm fast jeden Tag Änderungen an dem Dokument vor. Jetzt wurden große Teile seines letzten Willens von der niederländischen Zeitschrift „Privé“in einer 20 Seiten umfassenden Dokumentation veröffentlicht.
Sein Testament liest sich wie eine kleine aber feine Autobiografie. Prinz Bernhard beschreibt darin akribisch, wer was von seinem Nachlass erhalten soll und wer so gut wie leer – oder schlimmer noch: ganz leer – ausgeht. So grübelte Prinz Bernhard beispielsweise lange darüber nach, welche Manschettenknöpfe er seinem britischen Freund Prinz Philipp aus seinem Nachlass schenken sollte. Und er veränderte seine Auswahl mehrmals. Einige der von ihm in seinem Nachlass bedachten potenziellen Erben wurden sogar noch quasi in letzter Minute vor seinem Tod enterbt. Hinter dem Namen dieser Personen stand dann im Testament die handschriftliche Notiz des Prinzen: „gestrichen“.
Kurioses Erbe
Die Auswahl, nach der Prinz Bernhard seinen Nachlass verteilte, ist kurios. So erhielt sein ältester Enkel, der heutige König WillemAlexander (53), auf Wunsch seines Großvaters Möglichkeit, sich „eine Büchse“aus seiner GewehrSammlung aussuchen zu dürfen. Seine Lieblingstochter, Prinzessin Irene, erhielt aus dem umfangreichen Weinkeller von Prinz Bernhard, der gerne Dom-PérignonChampagner trank und stets eine weiße Nelke im Knopfloch seines Anzugs trug, 24 Flaschen Champagner dieser Marke sowie 24 Flaschen edler Weine aus Bordeaux.
Fürstlich belohnt wurden zwei seiner engsten Mitarbeiter: Seine Privatsekretärin Kokkie Gillies, die seine Geheimnisse hütete wie eine Glucke ihr Ei, erhielt von Prinz Bernhard eine großzügige Pension, ein neues Auto und das lebenslange Wohnrecht in einer großen Villa.
Großzügig bedacht wurde auch sein Chauffeur Hans Bolten, denn die beiden verband eine innige Freundschaft. So bestellte Bolten für Prinz Bernhard immer den „Playboy“und ließ ihn an seine Privatadresse liefern, wo Prinz Bernhard das Männermagazin dann las. Er erhielt noch 5 000 Gulden (etwa 2 400 Euro) extra für seine Playboy-Lieferdienste.
Dann enthüllte Prinz Bernhard in seinem Testament auch noch die Existenz seiner beiden unehelichen Töchter Alicia und Alexia. Auch sie erbten üppig. Ebenso wie Alexias Mutter Helene Grinda. Sie erhielt mehr als seine langjährige Gattin, Ex-Königin Juliana, für die Prinz Bernhard nur „vier gläserne Kaninchen“aus seinem Besitz als Nachlass vorgesehen hatte.
Streit wegen Wunderheilerin
Das Verhältnis zu ihr war zerrüttet, nachdem Juliana in den 1950er-Jahren die okkultistische Wunderheilerin Greet Hofmans an den Hof geholt hatte und ihr teilweise hörig war. Prinz Bernhard informierte das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“persönlich über diese bedenkliche Verbindung, weil niederländische Medien
sich damals weigerten, die Story zu publizieren. Die „GreetHofmans-Affäre“nahm ihren Lauf – und Prinz Bernhard ging als Sieger daraus hervor.
Das umfangreiche Testament des niederländischen Prinzen wurde am 13. April 1992 durch das renommierte Anwaltsbüro „De Brauw Blackstone Westbrook“in Zusammenarbeit mit ihm verfasst und bis sechs Tage vor seinem Tod kontinuierlich geändert. Erst dann hatte Prinz Bernhard offenbar Frieden mit seinem letzten Willen geschlossen. Er starb im Alter von 93 Jahren im Universitätsklinikum Utrecht an den Folgen eines Krebsleidens und wurde am 11. Dezember 2004 mit einem Staatsbegräbnis in der Familiengruft des niederländischen Königshauses Oranien-Nassau in Delft beigesetzt.
Seine Gattin, Ex-Königin Juliana, erhielt nur „vier gläserne Kaninchen“.