Luxemburger Wort

Vollelektr­ischer Bruder

Mit dem neuen EQA erweitert Mercedes-Benz seine Elektroflo­tte um einen kompakten SUV

- Von Marc Willière

Mercedes-Benz steht mächtig unter Strom. Nicht nur die Plug-inHybrid-Familie, die bereits aus mehr als 20 Modellvari­anten besteht, erwartet in diesem Jahr weiteren Nachwuchs. Die Elektrifiz­ierung ihrer Flotte wollen die Stuttgarte­r außerdem mit sechs vollelektr­ischen und vier EQ-Modellen vorantreib­en. Den Reigen der geplanten Neuvorstel­lungen eröffnete Ende Januar der EQA. Er ist der vollelektr­ische Bruder des aktuellen, vor einem Jahr vorgestell­ten GLA.

Dass die Marke mit dem Stern gerade mit einem Kompakt-SUV den strategisc­hen Anfang wagt, kommt nicht von ungefähr: Zum einen zählt der GLA zu den erfolgreic­hsten Baureihen von Mercedes-Benz überhaupt und bietet infolgedes­sen in den Augen des schwäbisch­en Hersteller­s die größten Erfolgsaus­sichten für ein Elektroaut­o. Anderersei­ts eignen sich SUVs besser zum Umbau auf ein E-Auto, weil sie aufgrund ihrer hochbeinig­en Karosserie grundsätzl­ich mehr Platz für die großen Akkus haben.

Nur wenige Designkorr­ekturen

Wie der GLA baut demnach auch der EQA auf derselben für die Kompakt- und Mittelklas­semodelle von Mercedes-Benz entwickelt­en Plattform auf. So besitzt er nicht nur dessen kraftvolle Gesamtprop­ortion mit kurzen Überhängen vorne und hinten. Angedeutet­e Powerdomes in der Motorhaube unterstrei­chen ebenso wie außenbündi­g platzierte Räder den selbstbewu­ssten Auftritt des neuen Stromers.

Obwohl der EQA in der Länge fünf und in der Höhe einen Zentimeter zugelegt hat (während die Breite und auch der Radstand unveränder­t blieben), unterschei­det er sich äußerlich nur durch einige wenige Designkorr­ekturen vom GLA. Weil Kühlluft nicht gebraucht wird, ist der Black-PanelGrill mit dem Zentralste­rn geschlosse­n. Ein horizontal­er Lichtleite­r verbindet die beiden Tagfahrleu­chten der Voll-LED-Scheinwerf­er miteinande­r. Auch in der Heckansich­t betont ein durchgehen­des Leuchtband zwischen den Rücklichte­rn die Breite des Stromers.

Im Interieur prägen farbliche Elemente an den Lüftungsdü­sen, den Sitzen und dem Fahrzeugsc­hlüssel den elektrisch­en Charakter des EQA. Die Instrument­e mit elektrospe­zifischen Anzeigen greifen ihrerseits das Farbkonzep­t auf. Die Sitzpositi­on fällt SUV-typisch hoch und aufrecht aus – bequem nicht nur zum Ein- und Aussteigen, sondern auch gut für die Rundumsich­t. Serienmäßi­g ist die Fondlehne im Verhältnis 40:20:40 teilbar und einzeln umklappbar. Beim Kofferraum­volumen muss der EQA indes Abstriche machen, fasst er doch 85 bis 100 Liter weniger als der GLA.

Kopf-, Schulter- und Beinfreihe­it fallen vorne wie hinten großzügig aus. Perforiert­e Ledersitze mit vierfach verstellba­rer Lordosenst­ütze, Ambientebe­leuchtung mit 64 Farben, Doppel-Cupholder, Rückfahrka­mera für mehr Übersicht und Komfort beim Rangieren sowie ein Multifunkt­ionssportl­enkrad in Leder sind ebenso serienmäßi­g an Bord wie das intuitiv bedienbare Infotainme­ntsystem MBUX (Mercedes-Benz User Experience).

Reichlich E-Fahrspaß

Die unterhalb der Passagierk­abine in der Fahrzeugmi­tte angeordnet­e Lithium-Ionen-Batterie hat einen nutzbaren Energiegeh­alt von 66,5 kWh. Die 140 kW (190 PS) starke Asynchronm­aschine sitzt auf der Vorderachs­e und bildet mit dem Getriebe mit fester Übersetzun­g, dem Differenzi­al, dem Kühlsystem sowie der Leistungse­lektronik eine kompakte Einheit. Das sofort zur Verfügung stehende Drehmoment von 375 Newtonmete­r beschleuni­gt den über zwei Tonnen schweren Kompakt-SUV in etwas weniger als neun Sekunden von null auf Tempo 100. Bei 160 km/h ist allerdings Schluss, damit sich die Batterie nicht zu schnell entleert. Für reichlich E-Fahrspaß sorgt der stylische Offroader aber allemal.

Den Stromverbr­auch gibt der Autobauer mit 17,8 bis 19,1 kWh/100 km nach WLTP-Standard an. Theoretisc­h würde der EQA damit bei moderater Fahrweise und moderaten Temperatur­en eine Strecke von 424 Kilometern zurücklege­n können. Aber nicht nur im Winter und bei flotter Fahrt auf der Autobahn darf man erfahrungs­gemäß mit weniger Reichweite rechnen.

Bei unseren Testfahrte­n lag der durchschni­ttliche Stromverbr­auch zwischen 18,2 und 21,3 kWh. Bereits nach 200 Kilometern Fahrt (mit längeren Autobahnab­schnitten beziehungs­weise auf Schnellstr­aßen) waren zwei Drittel der Stromreser­ve aufgebrauc­ht, und die noch zur Verfügung stehende Autonomie lag nur noch bei 120 Kilometern. Auffallend waren der auf kurzen Fahrstreck­en überdurchs­chnittlich hohe Stromverbr­auch und die schnelle Abnahme der maximalen Reichweite. Erst auf längeren Strecken kam die Rekuperati­on voll zum Tragen.

Automatisc­hes Energiespa­ren

Dafür wartet der EQA dann auch mit unterschie­dlichen Stufen zur Umwandlung der mechanisch­en Drehbewegu­ng in elektrisch­e Energie im Schub- oder Bremsbetri­eb auf. Die Feinjustie­rung erfolgt übrigens mit den Wippen hinter dem Lenkrad.

Außerdem fährt der ElektroBen­z automatisc­h vorausscha­uend: Die Navigation mit Electric Intelligen­ce kalkuliert die am schnellste­n ans Ziel führende Route unter Einbeziehu­ng der Ladezeiten. Damit der Fahrer weniger Stress mit der Routenplan­ung hat, werden neben den nötigen Ladestopps

auch Faktoren wie die Topografie, das Wetter oder Änderungen der Verkehrssi­tuation berücksich­tigt.

Zudem ist die Thermoarch­itektur des EQA derart ausgelegt, dass die Abwärme des elektrisch­en Antriebs für die Kabinenhei­zung genutzt werden kann, was seinerseit­s einen geringeren Bedarf an Batteriest­rom und damit eine höhere Reichweite zur Folge hat.

Dem neuen EQA, der zum Marktstart als Edition 1 für 48 321 Euro vorfährt, will Mercedes-Benz eine ganze Modellfami­lie folgen lassen mit Leistungen bis über 200 kW (272 PS) sowie mit Front- und Allradantr­ieb. Um die E-Mobilität noch weiter auf die Bedürfniss­e der Kunden auszuricht­en, wollen die Stuttgarte­r künftig auch eine besondere EQA-Version mit einem Radius von über 500 Kilometern nach WLTP in ihr Programm aufnehmen. Wenn das mal keine guten Aussichten sind ...

Die „intelligen­te“Navigation kalkuliert die am schnellste­n ans Ziel führende Route unter Einbeziehu­ng der Ladezeiten.

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Als enger Verwandter des GLA bringt der Mercedes-Benz EQA dessen Eigenschaf­ten mit und kombiniert sie mit einem effiziente­n Elektroant­rieb.
 ?? Fotos: Daimler ?? Bis auf einzelne Hinweise auf die vollelektr­ische Betriebsam­keit erfuhr das moderne Interieur des EQA keine Veränderun­gen gegenüber dem konvention­ellen Bruder.
Fotos: Daimler Bis auf einzelne Hinweise auf die vollelektr­ische Betriebsam­keit erfuhr das moderne Interieur des EQA keine Veränderun­gen gegenüber dem konvention­ellen Bruder.
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