Prinzip Hoffnung
Regierung stellt Lockerungen zu Ostern in Aussicht
Noch werden die Corona-Bestimmungen verlängert. Doch zu Ostern könnte sich dies ändern. „Wenn sich die Zahlen nicht wieder verschlechtern, könnte es sein, dass die Gastronomiebetriebe nach dem 2. April wieder öffnen dürfen“, so Premierminister Xavier Bettel (DP) gestern beim gemeinsamen Pressebriefing mit Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP). Wie diese Öffnung aussehen könnte, wollte der Regierungschef aber noch nicht sagen, dazu sei es noch zu früh. Er warnte auch vor zu viel Euphorie. Einen Restaurantbesuch unter normalen Bedingen sei auch unter den besten Voraussetzungen wahrscheinlich nicht möglich. Etwas mehr Freiheiten könnte es nach dem 2. April auch für den Kultur- und den Sportbereich geben.
Grund für den Optimismus ist die rezente Entwicklung beim Infektionsgeschehen. Zwar gab es zuletzt wieder einen leichten Anstieg bei den Neuinfektionen und bei der Zahl der Patienten, die stationär behandelt werden müssen. Hoffnungsvoll stimmt hingegen der Reproduktionswert, der sich in den vergangenen Tagen unter einem Wert von 1 eingependelt hat. Insgesamt seien die Zahlen recht stabil, trotz der hohen Präsenz der britischen Virusvariante, so Bettel: „Wir sehen einen ersten Impakt der Impfungen.“In den Monaten Oktober bis Januar machten die über 65Jährigen etwa 14 Prozent aller Neuinfizierten aus, Stand heute sind es nur noch 9,2 Prozent. Zudem habe sich gezeigt, dass der Verlauf bei älteren Menschen, die bereits geimpft sind und sich dennoch anstecken, weniger schlimm ist. Waren im Herbst noch knapp 64 Prozent der Personen, die stationär behandelt werden mussten, über 70 Jahre alt, so sind es jetzt nur noch 54 Prozent. Optimistisch stimme auch, dass das AstraZeneca-Vakzin vom Conseil supérieur des maladies infectueuses ab sofort auch für die über 65-Jährigen freigegeben wurde. Die Impfphase 5a für die 55- bis 65-Jährigen, die vorübergehend vorgezogen worden war, wird daher wieder gestoppt.
Für die Regierung gilt es nun abzuwägen. Man dürfe die Fallzahlen nicht isoliert betrachten, warnte Bettel. Man müsse auch die „Kolateralschäden“der Restriktionen im Auge behalten, etwa die psychische Belastung der Bürger.
Impfkampagne läuft gut
Mit dem Verlauf der Impfkampagne sind der Premier und die Gesundheitsministerin bislang zufrieden. In der ersten Phase wurden 25 999 Personen geimpft, davon 9 305 in einem der Impfzentren. In den Krankenhäusern erhielten 7 480 Personen das Vakzin, in den Altersheimen und in den Behinderteneinrichtungen waren es 9 214. 68,3 Prozent des medizinischen Personals sind der Einladung zum Impfen bislang gefolgt. 85 Prozent der Personen, die in der ersten Impfphase an der Reihe waren, haben sich impfen lassen, bei der zweiten sind es bislang 73 Prozent. Insgesamt erhielten 70,6 Prozent der Geimpften das Vakzin von Biontech-Pfizer, 22 Prozent das von AstraZeneca und 7,04 Prozent das von Moderna. Das Durchschnittsalter der Geimpften lag bei 52,83 Jahren.
Premier Bettel hofft nun, dass die kommenden Wochen die Trendwende bringen. Bis zum 4. März waren genug Impfdosen geliefert worden, um 35 745 Personen zu impfen. Davon haben 30 723 eine Dosis erhalten und 13 448 bereits die zweite. In den Krankenhäusern ist dazu noch Vakzin für etwa 1 200 vulnerable Personen vorrätig, die bis Ende kommender Woche alle geimpft sein sollen. Dazu wurden noch etwa 7 000 Einladungen verschickt. „Es bleibt also nichts liegen“, betonte der Staatsminister und wies die Vorwürfe zurück, die Regierung würde die Vakzine „hamstern“.
Weniger verlässlich sind hingegen die Zahlen bei den Lieferungen. Biontech-Pfizer will bis Ende April insgesamt 95 940 Dosen liefern, AstraZeneca 42 530 und Moderna 8 440. Bis dahin könnten also theoretisch insgesamt 73 435 Personen geimpft sein. Zudem steht das Vakzin von Johnson & Johnson kurz vor der Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA). Auch beim russischen Sputnik-Impfstoff läuft das Zulassungsverfahren. Sollte die EMA grünes Licht geben, könnte das Vakzin auch in Luxemburg zur Anwendung kommen. Ob es wiederum auf eine europäische Bestellung hinausläuft, oder ob diesmal die einzelnen Staaten verhandeln, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, so Bettel.
Neben den Impfungen setzt die Regierung weiter auf Tests. Die dritte Phase des Large scale testing läuft demnächst an. Immer wichtiger werden aber die Schnelltests. Laut Gesundheitsministerin Paulette Lenert verfügt Luxemburg über große Reserven. Zurzeit laufen Pilotprojekte in den Schulen und für die Besucher in den Alters- und Pflegeheimen. Wie genau es weitergehen wird, wann und wo die Schnell- und die Selbsttests eingesetzt werden, will die Regierung in der kommenden Woche ankündigen. „Wir werden unsere Teststrategie anpassen und Empfehlungen für den Privatbereich ausarbeiten“, so Lenert.
Wir sehen einen ersten Impakt der Impfungen. Xavier Bettel