Luxemburger Wort

AMMD protestier­t gegen medizinisc­hes Zentrum

Ärzteschaf­t befürchtet den Einstieg von privaten Investoren in das Gesundheit­ssystem

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Die Ärzteverei­nigung AMMD fordert die Gesundheit­sministeri­n in einem Brief dazu auf, gegenüber der Gründung des in Junglinste­r geplanten Diagnostik­zentrums mit Poliklinik kritisch zu bleiben. Am 26. Februar hatte die Gemeinde Junglinste­r mit der Fondation Hôpitaux Robert Schuman (FHRS) ein Memorandum of Understand­ing (MoU) über den Bau eines medizinisc­hen Zentrums unterschri­eben: Entstehen sollen ein Radiologis­ches Diagnostik­zentrum mitsamt IRM, eine Poliklinik, Ärztepraxe­n sowie ein Angebot von Präventivm­edizin und anderen Gesundheit­saktivität­en im Rahmen einer Public-Private-Partnershi­p.

Pikant dabei ist, dass über genau diese Thematik derzeit noch am Gesondheet­sdësch diskutiert wird, der für exakt diese Zukunftsth­emen extra eingericht­et wurde. Eine der Arbeitsgru­ppen befasst sich mit der Frage, wie die Krankenhau­sstrukture­n besser durch ambulante Angebote ergänzt werden können. Vier Szenarien wurden bislang zurückbeha­lten: Den Status quo beibehalte­n; ambulante Antennen der Krankenhau­szentren einzuricht­en; eine Co-Verwaltung von Krankenhau­strägern und den in Aussicht gestellten Ärztegesel­lschaften auf die Beine zu stellen; die autonome Verwaltung durch eine oder mehrere der besagten Ärztegesel­lschaften.

Nicht medizinisc­he Bedürfniss­e, sondern Profit im Vordergrun­d

Das Vorhaben in Junglinste­r entspricht einem fünften Szenario – dem eines privaten Trägers mit einer Gemeinde. Denn das MoU wurde von der Fondation HRS unterzeich­net, dem einzigen Aktionär der Hôpitaux Robert Schuman S.A.. Dabei ist es eigentlich diese S.A., die die vier Krankenhäu­ser Kirchberg, Bohler, Zitha und Ste. Marie verwaltet.

Das Krankenhau­sgesetz verbiete einer Gemeinde und einem privaten Investor nicht, ein solches

Diagnostik­zentrum zu errichten und die FHRS sei durchaus so finanzkräf­tig, dass sie auf staatliche Fördermitt­el verzichten kann, die eine langwierig­e Prozedur verlangen würden, um von staatliche­r Unterstütz­ung zu profitiere­n, schreibt die Ärzteverei­nigung AMMD nun in ihrem Brief an Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP), der dem „Wort“vorliegt. Das hieße aber, dass die FHRS einen wie auch immer gearteten Beitrag der dort tätigen Ärzte verlangen könnte und diese quasi dann unter der Vormundsch­aft von privaten Gesellscha­ften stünden.

In diesem Sinn warnt die AMMD davor, dass es dann nicht mehr um die wahren Probleme und medizinisc­hen Bedürfniss­e der Bevölkerun­g ginge, sprich der Profit stünde im Vordergrun­d. Es könnten zudem andere Strukturen über das Land verteilt folgen, die auch das derzeit herrschend­e juristisch­e Vakuum ausnutzen – möglicherw­eise sogar von noch viel finanzkräf­tigeren internatio­nalen Konsortien. Es sei kruzial, kritisch gegenüber solchen Initiative­n von nicht medizinisc­hen Trägern zu sein. Die profession­elle Unabhängig­keit von Ärzten müsse erhalten bleiben, um weiterhin medizinisc­he Qualität bieten zu können. wel

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Foto: G. Seyler Auf diesem Areal in der „Langwiss 2“in Junglinste­r soll das medizinisc­he Zentrum entstehen.

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