„Ich bin sehr glücklich“
Der ehemalige F91-Videoanalyst Nelson Morgado arbeitet jetzt für Niko Kovac bei AS Monaco
Von Düdelingen nach Monaco: Für Nelson Morgado hat sich ein Traum erfüllt. Der 33-Jährige ist Spezialist für Videoanalysen im Fußball und neuerdings auf Topniveau im Einsatz. Beim französischen Erstligisten AS Monaco unterstützt er Cheftrainer Niko Kovac. In Luxemburg hatte Morgado in Diekirch, Strassen und Lorentzweiler gespielt und als Analyst für F91 Düdelingen gearbeitet. Die ganz große Spielerkarriere war ihm verwehrt geblieben. Doch er begegnete bereits in seiner Jugend in Portugal einigen späteren Stars.
Nelson Morgado, nach Ihrem Arbeitsbeginn in Monaco gewann die Mannschaft gegen Paris SG und Brest. Haben Sie das Gefühl, ein bisschen zu diesen Erfolgen beigetragen zu haben?
Ich hatte das Glück, dass ich zu einem Zeitpunkt in den Club kam, als sich die Mannschaft bereits in einer sehr positiven Dynamik befand. Die Rolle des Analysten besteht darin, dem Trainerstab ein Maximum an Informationen zu liefern. So habe ich einen Beitrag geleistet. Es sind immer die Spieler, die eine Partie gewinnen.
Aber ich bin sehr glücklich, dass ich auch zum Club gehöre.
Was hat Sie bislang an Ihrer neuen Arbeitsstelle am meisten beeindruckt?
Zunächst die Art und Weise, wie ich hier aufgenommen wurde. Ein Chauffeur des Clubs holte mich am Flughafen ab und brachte mich zum Hotel. Es wird alles dafür getan, dass ich unter den bestmöglichen Bedingungen arbeiten kann. Die Organisation ist hervorragend, bis in die kleinsten Details. An Cheftrainer Niko Kovac beeindruckt mich, welch großen Wert er auf die Analysen und das Videostudium legt, sowie seine Art, den Matchplan vorzubereiten und den Spielern zu präsentieren. Wir haben die gleiche Vorstellung von Fußball.
Arbeitet der Cheftrainer direkt mit den Analysten zusammen?
In unserem Büro sind wir vier Analysten. Wir geben unsere Auswertungen an den Chefanalysten Aaron Briggs weiter, der direkt mit dem Trainerstab zusammenarbeitet.
Haben Sie auch selbst Kontakt zu Kovac?
Wir haben mehrmals miteinander gesprochen. Er ist sehr sympathisch und freundlich. Aber überwiegend läuft die Kommunikation über den Chefanalysten.
Ihr Transfer von F91 Düdelingen zur AS Monaco wirkt wie ein modernes Märchen. Sind Sie selbst noch ein bisschen überrascht, welch großer Schritt Ihnen gelungen ist?
Mir ist zu 100 Prozent bewusst, dass es ein großer Schritt ist. Aber ich denke auch, dass ich fähig war, ihn zu gehen. Man hat mich nicht ohne Grund ausgewählt. Meine Arbeit hat den Verantwortlichen gefallen. Jetzt muss ich mich weiter beweisen.
Wie sind die Clubverantwortlichen auf Sie gekommen?
In der vergangenen Saison habe ich mit Dino Toppmöller in Virton gearbeitet. Ich nahm in Belgien an einem Fortbildungskurs für Analysten teil. Luke Benstead, der verantwortliche Analyst des belgischen Verbandes, und Nationaltrainer Roberto Martinez waren ebenfalls dabei. Benstead kannte die Arbeit jedes Teilnehmers ein bisschen. Er gab mir eine Aufgabe und ich erstellte eine Analyse für ihn. Später hat er mich empfohlen, als er selbst ein Angebot aus Monaco bekam. Der Club kontaktierte mich im vergangenen Sommer, als es um den Posten des Chefanalysten ging. Man entschied sich damals für Aaron Briggs, der von Manchester City kam. Im Januar meldete sich Monaco erneut bei mir.
Wie wird man überhaupt Videoanalyst?
Ich habe es überwiegend alleine gelernt. Zum Beispiel habe ich mit Berichten der portugiesischen Trainer José Mourinho und André Villas-Boas gearbeitet, die ich über meine Kontakte bekommen hatte. Ich habe mich zunächst während meines Elternurlaubs weitergebildet. Dafür habe ich die Stärken und Schwächen eines Topteams in einem Spiel herausgearbeitet und sie mit jenen in einer weiteren Partie verglichen. Dann habe ich geschaut, wie der Gegner damit umging. Ich habe verschiedene Mannschaften analysiert und viel über die Lösungsansätze der jeweiligen Trainer gelernt. Es war nicht einfach, das alles mit kleinen Kindern neben den Aufgaben für Düdelingen und Virton zu schaffen. Aber die Mühe hat sich gelohnt.
F91 war der erste Club, für den Sie professionell Analysen erstellten. Wie kam es dazu?
Ich habe Toppmöller kennengelernt, als er Spielertrainer bei RM Hamm Benfica war. Ich spielte damals in Strassen. Als er Trainer in Düdelingen war, hat mich die Spielweise beeindruckt. Ehe ich meine Laufbahn 2017 verletzungsbedingt beendete, schrieb ich ihm und fragte, ob ich ihn mit Analysen unterstützen könne. Er antwortete, dass er schon zwei Leute dafür habe, ich ihm aber gerne eine meiner Arbeiten zeigen könne. In der darauffolgenden Saison arbeitete er mit mir. Das war meine Chance. Toppmöller war der Erste, der mir sein Vertrauen schenkte. Dafür danke ich ihm sehr. Ich bin auch den jetzigen Verantwortlichen in Düdelingen äußerst dankbar. Sie haben viel für mich getan und dem Transfer nach Monaco zugestimmt, obwohl ich noch einen Vertrag hatte.
Wie muss sich ein Laie Ihre tägliche Arbeit in Monaco vorstellen?
Meine Aufgabe ist die Videoanalyse der Gegner, ihre Offensive, Defensive und das Umschaltspiel. Der Chefanalyst gibt mir dafür die Aufzeichnungen von vier bis fünf Spielen. Ich erstelle daraus ein Resümee von 30 Minuten. Ein Kollege macht individuelle Analysen der Spieler, ein anderer kümmert sich um die Statistiken, wieder ein anderer um Standardsituationen. In Düdelingen habe ich meist zwei Spiele des Gegners analysiert. Hier sind es mehr, weil wir Zugang zum kompletten Bildmaterial in allen Stadien haben.
Monaco ist ein besonderer Club. Er befindet sich in einem kleinen Fürstentum an der Mittelmeerküste. Wie gefällt Ihnen die Atmosphäre dort?
Es ist ein großartiger Ort. Das Stadion ist nahe am Meer und sehr schön. Die Sonne sorgt für Lebensfreude und lässt die Menschen lächeln.
Ehe Sie 2012 nach Luxemburg kamen, hatten Sie in Frankreich und Portugal gelebt. Wie verlief Ihre eigene Spielerkarriere?
Meine portugiesischen Eltern waren nach Frankreich ins Pariser Umland gezogen. Ich wurde dort geboren und begann in Frankreich mit dem Fußball. Als ich 13 Jahre alt war, kehrte die Familie nach Portugal zurück. Erst schrieb ich mich beim Club in unserer Stadt Pombal ein. Dann hatte ich das Glück, in die Akademie von Sporting aufgenommen zu werden. Damals waren dort auch einige der späteren Stars des Landes: Cristiano Ronaldo, Miguel Veloso, Joao Moutinho, Rui Patricio.
Dino Toppmöller war der Erste, der mir sein Vertrauen schenkte.
Waren Sie womöglich mit Cristiano Ronaldo in einer Klasse?
Nein, er ist ein bisschen älter als ich. Aber es war großartig, eine neue Akademie mit vielen hochtalentierten Jugendlichen zu besuchen. Leider habe ich mich schon mit 16 Jahren schwer am Knie verletzt. Meine vielen Blessuren haben meine Ausbildung und die Karriere gebremst. Daher habe ich mich für einen anderen Weg entschieden und gehofft, später für ein Trainerteam auf sehr hohem Niveau zu arbeiten. Heute bin ich sehr stolz darauf, dass ich es geschafft habe.
Niko Kovac und ich haben mehrmals miteinander gesprochen. Er ist sehr sympathisch und freundlich.