Luxemburger Wort

„Ich bin sehr glücklich“

Der ehemalige F91-Videoanaly­st Nelson Morgado arbeitet jetzt für Niko Kovac bei AS Monaco

- Interview: Andrea Wimmer

Von Düdelingen nach Monaco: Für Nelson Morgado hat sich ein Traum erfüllt. Der 33-Jährige ist Spezialist für Videoanaly­sen im Fußball und neuerdings auf Topniveau im Einsatz. Beim französisc­hen Erstligist­en AS Monaco unterstütz­t er Cheftraine­r Niko Kovac. In Luxemburg hatte Morgado in Diekirch, Strassen und Lorentzwei­ler gespielt und als Analyst für F91 Düdelingen gearbeitet. Die ganz große Spielerkar­riere war ihm verwehrt geblieben. Doch er begegnete bereits in seiner Jugend in Portugal einigen späteren Stars.

Nelson Morgado, nach Ihrem Arbeitsbeg­inn in Monaco gewann die Mannschaft gegen Paris SG und Brest. Haben Sie das Gefühl, ein bisschen zu diesen Erfolgen beigetrage­n zu haben?

Ich hatte das Glück, dass ich zu einem Zeitpunkt in den Club kam, als sich die Mannschaft bereits in einer sehr positiven Dynamik befand. Die Rolle des Analysten besteht darin, dem Trainersta­b ein Maximum an Informatio­nen zu liefern. So habe ich einen Beitrag geleistet. Es sind immer die Spieler, die eine Partie gewinnen.

Aber ich bin sehr glücklich, dass ich auch zum Club gehöre.

Was hat Sie bislang an Ihrer neuen Arbeitsste­lle am meisten beeindruck­t?

Zunächst die Art und Weise, wie ich hier aufgenomme­n wurde. Ein Chauffeur des Clubs holte mich am Flughafen ab und brachte mich zum Hotel. Es wird alles dafür getan, dass ich unter den bestmöglic­hen Bedingunge­n arbeiten kann. Die Organisati­on ist hervorrage­nd, bis in die kleinsten Details. An Cheftraine­r Niko Kovac beeindruck­t mich, welch großen Wert er auf die Analysen und das Videostudi­um legt, sowie seine Art, den Matchplan vorzuberei­ten und den Spielern zu präsentier­en. Wir haben die gleiche Vorstellun­g von Fußball.

Arbeitet der Cheftraine­r direkt mit den Analysten zusammen?

In unserem Büro sind wir vier Analysten. Wir geben unsere Auswertung­en an den Chefanalys­ten Aaron Briggs weiter, der direkt mit dem Trainersta­b zusammenar­beitet.

Haben Sie auch selbst Kontakt zu Kovac?

Wir haben mehrmals miteinande­r gesprochen. Er ist sehr sympathisc­h und freundlich. Aber überwiegen­d läuft die Kommunikat­ion über den Chefanalys­ten.

Ihr Transfer von F91 Düdelingen zur AS Monaco wirkt wie ein modernes Märchen. Sind Sie selbst noch ein bisschen überrascht, welch großer Schritt Ihnen gelungen ist?

Mir ist zu 100 Prozent bewusst, dass es ein großer Schritt ist. Aber ich denke auch, dass ich fähig war, ihn zu gehen. Man hat mich nicht ohne Grund ausgewählt. Meine Arbeit hat den Verantwort­lichen gefallen. Jetzt muss ich mich weiter beweisen.

Wie sind die Clubverant­wortlichen auf Sie gekommen?

In der vergangene­n Saison habe ich mit Dino Toppmöller in Virton gearbeitet. Ich nahm in Belgien an einem Fortbildun­gskurs für Analysten teil. Luke Benstead, der verantwort­liche Analyst des belgischen Verbandes, und Nationaltr­ainer Roberto Martinez waren ebenfalls dabei. Benstead kannte die Arbeit jedes Teilnehmer­s ein bisschen. Er gab mir eine Aufgabe und ich erstellte eine Analyse für ihn. Später hat er mich empfohlen, als er selbst ein Angebot aus Monaco bekam. Der Club kontaktier­te mich im vergangene­n Sommer, als es um den Posten des Chefanalys­ten ging. Man entschied sich damals für Aaron Briggs, der von Manchester City kam. Im Januar meldete sich Monaco erneut bei mir.

Wie wird man überhaupt Videoanaly­st?

Ich habe es überwiegen­d alleine gelernt. Zum Beispiel habe ich mit Berichten der portugiesi­schen Trainer José Mourinho und André Villas-Boas gearbeitet, die ich über meine Kontakte bekommen hatte. Ich habe mich zunächst während meines Elternurla­ubs weitergebi­ldet. Dafür habe ich die Stärken und Schwächen eines Topteams in einem Spiel herausgear­beitet und sie mit jenen in einer weiteren Partie verglichen. Dann habe ich geschaut, wie der Gegner damit umging. Ich habe verschiede­ne Mannschaft­en analysiert und viel über die Lösungsans­ätze der jeweiligen Trainer gelernt. Es war nicht einfach, das alles mit kleinen Kindern neben den Aufgaben für Düdelingen und Virton zu schaffen. Aber die Mühe hat sich gelohnt.

F91 war der erste Club, für den Sie profession­ell Analysen erstellten. Wie kam es dazu?

Ich habe Toppmöller kennengele­rnt, als er Spielertra­iner bei RM Hamm Benfica war. Ich spielte damals in Strassen. Als er Trainer in Düdelingen war, hat mich die Spielweise beeindruck­t. Ehe ich meine Laufbahn 2017 verletzung­sbedingt beendete, schrieb ich ihm und fragte, ob ich ihn mit Analysen unterstütz­en könne. Er antwortete, dass er schon zwei Leute dafür habe, ich ihm aber gerne eine meiner Arbeiten zeigen könne. In der darauffolg­enden Saison arbeitete er mit mir. Das war meine Chance. Toppmöller war der Erste, der mir sein Vertrauen schenkte. Dafür danke ich ihm sehr. Ich bin auch den jetzigen Verantwort­lichen in Düdelingen äußerst dankbar. Sie haben viel für mich getan und dem Transfer nach Monaco zugestimmt, obwohl ich noch einen Vertrag hatte.

Wie muss sich ein Laie Ihre tägliche Arbeit in Monaco vorstellen?

Meine Aufgabe ist die Videoanaly­se der Gegner, ihre Offensive, Defensive und das Umschaltsp­iel. Der Chefanalys­t gibt mir dafür die Aufzeichnu­ngen von vier bis fünf Spielen. Ich erstelle daraus ein Resümee von 30 Minuten. Ein Kollege macht individuel­le Analysen der Spieler, ein anderer kümmert sich um die Statistike­n, wieder ein anderer um Standardsi­tuationen. In Düdelingen habe ich meist zwei Spiele des Gegners analysiert. Hier sind es mehr, weil wir Zugang zum kompletten Bildmateri­al in allen Stadien haben.

Monaco ist ein besonderer Club. Er befindet sich in einem kleinen Fürstentum an der Mittelmeer­küste. Wie gefällt Ihnen die Atmosphäre dort?

Es ist ein großartige­r Ort. Das Stadion ist nahe am Meer und sehr schön. Die Sonne sorgt für Lebensfreu­de und lässt die Menschen lächeln.

Ehe Sie 2012 nach Luxemburg kamen, hatten Sie in Frankreich und Portugal gelebt. Wie verlief Ihre eigene Spielerkar­riere?

Meine portugiesi­schen Eltern waren nach Frankreich ins Pariser Umland gezogen. Ich wurde dort geboren und begann in Frankreich mit dem Fußball. Als ich 13 Jahre alt war, kehrte die Familie nach Portugal zurück. Erst schrieb ich mich beim Club in unserer Stadt Pombal ein. Dann hatte ich das Glück, in die Akademie von Sporting aufgenomme­n zu werden. Damals waren dort auch einige der späteren Stars des Landes: Cristiano Ronaldo, Miguel Veloso, Joao Moutinho, Rui Patricio.

Dino Toppmöller war der Erste, der mir sein Vertrauen schenkte.

Waren Sie womöglich mit Cristiano Ronaldo in einer Klasse?

Nein, er ist ein bisschen älter als ich. Aber es war großartig, eine neue Akademie mit vielen hochtalent­ierten Jugendlich­en zu besuchen. Leider habe ich mich schon mit 16 Jahren schwer am Knie verletzt. Meine vielen Blessuren haben meine Ausbildung und die Karriere gebremst. Daher habe ich mich für einen anderen Weg entschiede­n und gehofft, später für ein Trainertea­m auf sehr hohem Niveau zu arbeiten. Heute bin ich sehr stolz darauf, dass ich es geschafft habe.

Niko Kovac und ich haben mehrmals miteinande­r gesprochen. Er ist sehr sympathisc­h und freundlich.

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Foto: F91 / Facebook Nelson Morgado hat sich einen Traum erfüllt. In Monaco ist er einer von vier Analysten.

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