Die Bühne nutzen
Hesperingens Basketballer Gilles Kerschen blüht seit dem Restart auf und profitiert von der Abwesenheit der Profis
Der Name Gilles Kerschen ist wohl nur den echten Luxemburger Basketballkennern bekannt. Doch das könnte sich in den kommenden Monaten ändern, denn der 26-jährige Hesperinger zeigte in den beiden Partien nach dem Restart gute Leistungen.
Bei Telstar wird Kerschen eine Bühne geboten. Da wegen der durch die Corona-Pandemie angepassten Meisterschaft niemand aus der Total League absteigen kann, spielen die Hesperinger ohne Profis – eine Chance, die Kerschen gegen Amicale (19 Punkte) und Heffingen (17) nutzte, auch wenn sein Team beide Spiele verloren hat. „Das verbessert natürlich meine persönliche Statistik, aber auch jene der anderen Spieler im Team. Wir müssen zeigen, dass wir aufs Spielfeld treten und ordentlich Basketball spielen können“, meint Kerschen.
Schon im Alter von vier Jahren spielte er Basketball. Seine Laufbahn begann in Mamer, anschließend wechselte Kerschen zu Sparta Bartringen. In seiner Jugend lief der 26-Jährige wegen einer Vereinskooperation jeweils für ein Jahr für Kayl und Mondorf auf, eine Saison lang spielte er für die Musel Pikes. Und auch für den BBC Nitia war er aktiv.
Kerschen trug das Trikot vieler Vereine. Der Durchbruch sollte ihm auch zwischen 2017 und 2019 in Heffingen nicht gelingen, selbst wenn er ab und zu gute Leistungen zeigte. Deshalb wechselte er nach Hesperingen: „Ich war mit der Situation in Heffingen nicht ganz zufrieden. Es lag aber nicht an meinen Teamkollegen. Ich habe nicht mehr die Chance gesehen, mich dort in der Total League beweisen zu können. Ich hatte bessere Angebote und deshalb war ein Wechsel für mich sinnvoll.“
Kritische Töne
Ist der Knoten nun bei ihm geplatzt? „Das kann man so sagen, aber es muss eben auch jemand Verantwortung übernehmen. Ich habe mit Heffingen bereits in der Total League gespielt und kenne das Niveau, bei anderen Spielern in unserem Team ist das nicht der Fall. Tom Donnersbachs Erstligaerfahrung wäre auch wichtig für uns, doch leider fehlt er verletzt.“
Kerschen steht der Tatsache, dass neben Hesperingen nur noch Sparta auf Profis verzichtet, kritisch gegenüber. „Es ist eine neue Erfahrung und auch mal schön, ohne Profis zu spielen. Ich hatte damit gerechnet, dass vielleicht noch fünf, sechs andere Clubs diesen Weg gehen würden.“
Für den Titel kommen von der Kaderstärke her eigentlich nur T71, Etzella, Basket Esch und die Musel Pikes infrage. Alle anderen Vereine haben kein Risiko mehr, weil niemand absteigen kann. „Sogar die Topteams könnten ohne Profis
Gilles Kerschen hat Telstar Hesperingen mit seinen Teamkollegen erstmals in der Clubgeschichte in die Total League geführt.
Mit Heffingen sammelte Gilles Kerschen bereits Erfahrung in der höchsten Liga.
spielen, weil sie sowieso die besten Luxemburger haben“, meint Kerschen. „Aber warum sich Mannschaften aus dem Tabellenmittelfeld das antun, verstehe ich nicht unbedingt. Amicale hat viele junge Spieler, da könnte der Verein doch etwas Neues aufbauen. Die Situation bietet eine Chance, doch Amicale setzt drei Non-JICLSpieler ein. Vor der Pause hätten die Steinseler nicht um den Titel mitgespielt und in meinen Augen ist das nun auch nicht der Fall. Das ist nur ein Beispiel, aber es trifft auch auf andere Clubs zu. Dass Racing mit einem Profi angefangen hat und nun mit zwei spielt, verstehe ich auch nicht. Aber jeder Verein muss solche Entscheidungen eben für sich treffen.“
Wir wollen ein Stolperstein sein. Gilles Kerschen
Favoriten ärgern
Für Telstar wäre es als Aufsteiger auch mit Profis in der Total League schwer geworden. Nun gibt es keinen Zweifel mehr daran, dass die Hesperinger in jedem Spiel Außenseiter sind. „Wir werden die Playoffs nicht erreichen, das ist klar“, weiß auch Kerschen. „Aber wir wollen ein Stolperstein sein. Jeder ist Favorit gegen uns, und vielleicht tritt der ein oder andere mit einer zu laschen Einstellung an. Davon wollen wir profitieren.“
Gegen Heffingen hätte es fast schon gereicht. Das Hesperinger Team von Trainer Gabor Boros verlor „nur“mit 82:93. Wenige Tage zuvor gab es gegen Amicale allerdings eine Niederlage mit 31 Punkten Differenz. „Das hatte keine Auswirkungen auf unsere Moral“, hat Kerschen festgestellt. „Es sagt eine Menge über uns aus. Wir haben einen guten Teamgeist.“