Eine Erinnerung an Brigitte Bichler-Feyder aus Ellingen
Zum Gedenken an eine bemerkenswerte Frau
Die Ohnmacht vor dem viel zu frühen Dahinscheiden eines lieben Menschen war fühlbar unerträglich, als Familie, Ellinger Dorfgemeinschaft und auswärtige Freunde Brigitte Bichler-Feyder am 25. Januar dieses Jahres zu Grabe trugen und dieser starken, bemerkenswerten Frau Adieu sagten.
Wie gern hätte man dem Ehepaar Brigitte und Gérard BichlerFeyder den Genuss des Jahrzehnte währenden fried- und liebevollen gemeinsamen Ruhestands gewünscht. So viel haben sie zuvor zusammen geleistet und so nah waren sie der Zeit, in der man endlich Aufgaben loslassen und vermehrt Selbstbestimmtes in den Vordergrund hätte rücken können. Es sollte leider nicht sein.
Brigitte hinterlässt uns eine Lebensleistung, die uneingeschränkten Respekt verdient. Sie hat gezeigt, was man aus einem Leben machen kann, wie viel Sinn und echte Nachhaltigkeit man ihm zu geben vermag. Ohne je den Anspruch zu haben, Weltbewegendes zu leisten, hat sie aber mit kleinen Dingen und einem großen Herzen vieles in der sie umgebenden Welt sehr positiv bewegt.
Ein Fels in der Brandung. Die Mutter von sieben Kindern. Anne, Patrick, Michel, Paul, Jacques, Claire und Charel … tolle erwachsene Menschen sind sie geworden, die aufrecht ihren Weg gehen. Sieben verschiedenen Charakteren haben Gérard und viel mehr noch Brigitte geholfen, sich zu formen.
Brigitte war stolze, verantwortungsvolle Hausfrau und Mutter, sah sich dabei keineswegs als etwa zu bemitleidendes Heimchen am Herd, sondern als Kopf der bewussten Gestaltung der Tagesabläufe der neunköpfigen Bichler-Family. Ihr Leben konsequent so zu führen war die Freiheit, die sie sich nahm. Als gelernte Erzieherin ging sie auf in ihrer Mission, die sie jahrelang tagtäglich bis zum letzten zur Verfügung stehenden Energietropfen erfüllte.
Liebe, Engagement, Wille und Disziplin waren an der Basis vorhanden und mussten vorhanden sein, um diese Großfamilie immer auf den gewünschten Pfaden zu halten. Die Kinder sind heute allesamt dankbar und froh darüber, in diesem Sinne erzogen worden zu sein. Manche Dinge, und das mussten sie lernen, die Einzelkindern möglich waren, konnten nicht mit den Bedürfnissen und Erfordernissen einer Großfamilie vereinbart werden. Stattdessen war ihre Kindheit aber die schönst mögliche Erfahrung von gelebter Solidarität, Familienzusammenhalt und gemeinsam produzierter wohliger Nestwärme.
Um durchs Leben zu gehen brauchte Brigitte keinen Kompass. Geleitet von ihrer christlichen Überzeugung konnte sie aber immer und immer wieder Wegweiser und Stütze für andere sein. Hilfsbereitschaft war ihr angeboren und die Hand, die sie reichte, war nie Show, sondern Unterstützung aus Überzeugung; Worte des Mitleids waren nie oberflächliches Gehabe, sondern stets Ausdruck echter Anteilnahme. So hat sie Kinder betreut und älteren Menschen zur Seite gestanden und immer gespürt, wenn ein Mensch in Not war und Hilfe gebrauchen konnte.
In ihrer diskreten Art und dem immer vorhandenen Engagement erwarb sich Brigitte Bichler-Feyder auch eine außerordentliche Beliebtheit im Vereinsleben. Der „Amicale Ellange“stand sie zur Seite, wo immer sie konnte. Ungezählt sind die „Quetschentaarten“, die sie für das „Ellenger Quetschefest“buk und die Stunden, die sie jahrelang in Vorbereitung und Ablauf des Festes steckte. Der Theatermannschaft „Ënner Wouer“der Amicale war sie ebenfalls sehr verbunden, genauso wie allen Aktivitäten der „Fraen a Mammen“, und zur regelrechten Passion war das dörfliche gemeinschaftliche Strümpfestricken geworden, das auf Initiative von Brigitte zustande kam und ab dann keinen kalten Fuß mehr in Ellingen tolerierte.
Gesang und Musik gehörten ebenso dazu. Die gebürtige Ehleringerin stand schon in jungen Jahren im Dienste des Kirchenchores ihrer Heimatpfarrei. Im Ellinger Gesangverein und bei den vereinigten Chören aus Bad Mondorf und Ellingen setzte sie dies fort.
Ganz viel persönliche Erfüllung fand Brigitte daneben in der Mondorfer Harmonie. Die Klarinette hatte es ihr angetan und sie erlernte das Beherrschen dieses wundervollen Holzinstrumentes von der Pike auf. Sie ging Schritt für Schritt und es erfüllte sie mit großer Freude, an den Neujahrsund Galakonzerten als aktive Musikantin ihr Bestes zu geben und jedes Jahr als aktivstes Mitglied der Mondorfer Harmonie ausgezeichnet zu werden.
So schuf sich Brigitte BichlerFeyder auf ungezwungene und natürliche Art ihren eigenen, bedeutenden Platz in der Ellinger Dorfgemeinschaft, im Mondorfer Gesangund Musikleben, darüber hinaus und zusammen mit Ehemann Gérard bei den Guiden & Scouten aus Remich und den Ehevorbereitungskursen des Zentrums der Familienpastorale.
Und immer wusste jeder, dass wenn Brigitte eine Aufgabe übernommen hatte, brauchte keiner mehr nachzufragen, ob sie auch erledigt wurde. Das war dann ganz einfach so.
Immens ist daher die Lücke, die sie hinterlässt. Für ihre Familie ist es der Verlust des Ankers und im Gesellschafts- und Vereinsleben fehlt diese immer und immer wieder helfende Hand.
All dies war Brigitte klar, als sie sich auf ihrer letzten Lebensetappe spürte und sie war sich auch bewusst, dass das todbringende Leiden sie um viele frohe Momente im Kreise ihrer Lieben prellt. Trotz allem blieb sie bis zur letzten Stunde der positive Mensch, der sie immer war. „Sie hat es uns leicht gemacht, sie auch in den elendigsten Phasen der Krankheit zu begleiten“, sagt ihr Mann.
Brigitte hat das Leben bejaht, es angenommen bis es überging in den Tod. Sie ertrug ihr Leiden mit all der Würde, die ihr eigen war, und sie hatte für sich ein klares Bild vor Augen: „Ech wier nach esou gäre bei iech bliwwen, mee den Härgott huet seng Äerm grouss opgemeet a mech no menger Kriibskrankheet bei sech geholl“, schrieb sie in der selbst verfassten Todesanzeige.
Sie ging in diesem Glauben und ließ uns allen ihr Wirken aus 59 Lebensjahren zur liebevollen und stützenden Erinnerung zurück. Requiescat In Pace, liebe Brigitte!
Frank Zeimet