Luxemburger Wort

Enttäuschu­ng für Bibi

- Von Steve Bissen

Nachdem die Israelis vorgestern zum vierten Mal innerhalb von zwei Jahren zur Wahlurne schreiten mussten, zeichnet sich laut Hochrechnu­ngen erneut eine politische Pattsituat­ion ab. Langzeitre­gierungsch­ef Benjamin Netanjahu und seine Likud-Partei bleiben zwar trotz Verlusten stärkste Kraft und Netanjahu hat weiterhin die Chance Premiermin­ister zu bleiben, doch das Ergebnis ist eine Enttäuschu­ng für „König Bibi“. Denn mit dem Gütesiegel des „Impfweltme­isters“versehen, hoffte Netanjahu eigentlich auf eine klaren Auftrag zur Regierungs­bildung. Doch die erfolgreic­he Impfkampag­ne konnte einerseits die Fehler seiner Regierung beim Corona-Krisenmana­gement nicht überdecken, und anderersei­ts nicht davon ablenken, dass der 71Jährige sich wegen Korruption vor Gericht verantwort­en muss und das Land in zwei unversöhnl­iche Pround Contra-Netanjahu-Lager gespalten ist. In die Rolle des „Königsmach­ers“schlüpft nun in erster Linie Netanjahus erbitterte­r Rivale Naftali Bennett von der Jamina-Partei. Um an der Macht zu bleiben und eine weitere Neuwahl zu verhindern, muss Netanjahu zuallerers­t ihn – und voraussich­tlich weitere Abgeordnet­e oder Parteien – überzeugen, einem sehr heterogene­n Bündnis mit auseinande­rstrebende­n Interessen zuzustimme­n. Das wird viel Verhandlun­gsgeschick und ein Postengesc­hacher erfordern. Doch wer könnte das besser als der wendige und machtverse­ssene Netanjahu.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg