Enttäuschung für Bibi
Nachdem die Israelis vorgestern zum vierten Mal innerhalb von zwei Jahren zur Wahlurne schreiten mussten, zeichnet sich laut Hochrechnungen erneut eine politische Pattsituation ab. Langzeitregierungschef Benjamin Netanjahu und seine Likud-Partei bleiben zwar trotz Verlusten stärkste Kraft und Netanjahu hat weiterhin die Chance Premierminister zu bleiben, doch das Ergebnis ist eine Enttäuschung für „König Bibi“. Denn mit dem Gütesiegel des „Impfweltmeisters“versehen, hoffte Netanjahu eigentlich auf eine klaren Auftrag zur Regierungsbildung. Doch die erfolgreiche Impfkampagne konnte einerseits die Fehler seiner Regierung beim Corona-Krisenmanagement nicht überdecken, und andererseits nicht davon ablenken, dass der 71Jährige sich wegen Korruption vor Gericht verantworten muss und das Land in zwei unversöhnliche Pround Contra-Netanjahu-Lager gespalten ist. In die Rolle des „Königsmachers“schlüpft nun in erster Linie Netanjahus erbitterter Rivale Naftali Bennett von der Jamina-Partei. Um an der Macht zu bleiben und eine weitere Neuwahl zu verhindern, muss Netanjahu zuallererst ihn – und voraussichtlich weitere Abgeordnete oder Parteien – überzeugen, einem sehr heterogenen Bündnis mit auseinanderstrebenden Interessen zuzustimmen. Das wird viel Verhandlungsgeschick und ein Postengeschacher erfordern. Doch wer könnte das besser als der wendige und machtversessene Netanjahu.