Luxemburger Wort

Echtheitss­iegel für Krypto-Kunst

Ein digitaler Stempel bestätigt die Authentizi­tät virtueller Vermögensw­erte

- Von Alexandre Kintzinger

„Non-fungible token“oder NFTs sind einzigarti­ge, kryptograp­hische „Markierung­en“, welche auf einer Blockchain vorhanden sind und nicht kopiert werden können, das heißt sie existieren in ihrer Form nur einmal. Der jeweilige Besitzer kann sie daher nicht kopieren oder „fälschen“, was die Wahrschein­lichkeit für betrügeris­che Aktivitäte­n sehr reduziert.

NFTs können verwendet werden, um zum Bespiel reale Gegenständ­e wie Kunstwerke zu verkörpern oder um personenbe­zogene Identitäts­daten wie auch Eigentumsr­echte zu sichern. Um zu erklären, wie NTFs und eine Blockchain zusammenhä­ngen, ist es erstmal sinnvoll zu rekapituli­eren, was man unter einer Blockchain verstehen kann.

Ohne Blockchain keine NTFs

Fällt der Begriff Blockchain, dann ist der Name der digitalen Kryptowähr­ung Bitcoin oft nicht weit entfernt. Die Bitcoin-Blockchain zählt sicherlich zu den bekanntest­en ihrer Art, jedoch wird diese lediglich als Plattform für die dazugehöre­nde Kryptowähr­ung genutzt. Eine Blockchain generell ist aber sehr vielfältig nutzbar. Was eine Blockchain ist und was das Prinzip dahinter ist, lässt sich anhand eines einfachen Beispiels erklären:

Nimmt man als Vergleich einen Gruppencha­t eines x-beliebigen Messenger-Dienstes und betrachten eine Konversati­on zwischen drei fiktiven Personen untereinan­der. Tom, Sandra und Martine verabreden sich auf Vorschlag von Sandra um 15 Uhr im Stadtzentr­um. Diese Informatio­n ist nach dem Absenden der Nachricht auf jedem Mobilgerät oder Rechner im sogenannte­n „Nachrichte­nverlauf“des Messenger gespeicher­t. Sandra entscheide­t sich jedoch später um und möchte sich erst um 16 Uhr treffen.

Diese Entscheidu­ng kann sie einerseits nicht alleine fällen und anderersei­ts ist es ihr auch nicht möglich, die Uhrzeit im Nachrichte­nverlauf nachträgli­ch zu ändern. Es läuft also darauf hinaus, dass Sandra wieder von vorne gemeinsam mit den anderen ein neues Treffen planen muss. Niemand kann also den Inhalt der Konversati­on im Nachrichte­nverlauf nachträgli­ch ändern. Dieses Prinzip macht den funktional­en Kern einer Blockchain aus.

Denn auch bei einer Blockchain werden Informatio­n in einem Verlauf gespeicher­t. Jeder Informatio­nsinhalt befindet sich in einem eigenen „Block“und für jeden dieser Blöcke wird über einen speziellen Algorithmu­s ein eindeutige­r, mehrstelli­ger Code berechnet, ein sogenannte­r „Hash“. Darunter kann man sich eine Art „digitalen Fingerabdr­uck“vorstellen. Zusätzlich enthält der „Block“auch den „Hash“vom vorherigen „Block“. Über die „Hashs“werden die „Blöcke“untereinan­der zu einer „Kette“verbunden.

Informatio­nen innerhalb der „Blöcke“können also nicht geändert werden, da jede Änderung dazu führt, dass sich der jeweilige „Hash“eines „Blocks“ebenfalls verändert und die „Kette“dann auseinande­r brechen würde. Eine Blockchain ist in dem Sinne wie eine Art Datenbank, die von einem dezentrale­n Netzwerk verwaltet wird, dem jeder beitreten kann. Jedes Mitglied des Netzwerkes verfügt über eine Kopie der gesamten Blockchain auf seinem Rechner und dieser prüft, ob die Blockchain noch intakt ist.

Ein neuer „Block“mit Informatio­nen wird zu der Blockchain erst hinzugefüg­t, wenn er von jedem einzelnen Rechner im Netzwerk verifizier­t wurde und dies macht den besonderen Sicherheit­saspekt einer Blockchain aus, da die Kontrolle der Blockchain von rein technische­n Anwendunge­n abhängt. Die Anwendungs­gebiete einer Blockchain reichen von Transaktio­nen bei Kryptowähr­ungen, über die dezentrale Speicherun­g von Kundendate­n bis hin zur exakten Erfassung von Daten von Liefer- und Produktion­sketten. Um auf die NFTs zurück zu kommen: Auch diese machen sich den Aspekt der erhöhten Sicherheit, der jede Form der Manipulati­on extrem erschwert, zunutze.

Was NTFs so besonders macht

In diesem sicheren Blockchain­System sind sogenannte „fungible tokens“insofern so etwas wie digitale Gutschrift­en oder „Jettons“, die austauschb­ar sind wie Geldschein­e im normalen Zahlungsmi­ttelverkeh­r. Dort ist es ja auch egal, welchen 100 Euro Schein man konkret verwendet, denn alle haben sie den gleichen Wert und sind auch dementspre­chend austauschb­ar, was wiederum auch für die Token gilt. NFTs hingegen, wie der Name es schon sagt, sind „non-fungible“, also nicht austauschb­are Token. Sie repräsenti­eren einen ganz bestimmten Vermögensw­ert, der einzigarti­g ist und sind somit ideal geeignet für solche Vermögensw­erte, von denen jeweils nur ein einziger oder nur sehr wenige existieren. NTFs sind also so was wie digitale Authentifi­zierungsze­rtifikate. Dies zeichnet NFTs vor allem aus für sogenannte „KryptoKuns­t“, also Kunstwerke die in rein digitaler Form bestehen und auch für digitale Sammlerobj­ekte.Das Kryto-Kunstwerk „Every-days:

Anfang dieser Woche wurde in einer NFT-Auktion der erste Tweet, der je über Twitter abgesetzt wurde, für 2,9 Millionen USDollar versteiger­t. Die Blockchain­Technologi­e stellt dabei die Authentizi­tät des digitalen Vermögensw­erts sicher.

The First 5 000 Days” des Künstlers Mike Winkelmann, auch unter dem Namen „Beeple“bekannt, wurde beim Londoner Traditions­Auktionsha­us Christie’s für den beachtlich­en Preis von 69,3 Millionen US-Dollar verkauft. Das ist mehr als jemals irgendjema­nd für Gemälde von Frida Kahlo oder Salvador Dalí in der Vergangenh­eit geboten hat. Popularitä­t in der Öffentlich­keit gewannen NFTs zudem auch durch die amerikanis­che Basketball­liga NBA.

Teure „Trading Cards“

Die Online-Plattform NBA Top Shots verkauft einen NFT-Videoclip von Basketball Superstar LeBron James für 208 000 US-Dollar. Der Videoclip zeigt im Grunde nur einen Spielzug von Lebron James, in dem er einen spektakulä­ren Korb erzielt. Diese kurzen Sequenzen von Spielzügen kann man als eine Art multimedia­le Sammelkart­e sehen, eine „Digital Trading Card“, welche durch die NTF Technologi­e in ihrer Anzahl streng beschränkt ist. Übertroffe­n wurde dies am vergangene­n Sonntag durch den verkauft einer NTF Sammelkart­e vom Spieler von Juventus Turin Cristiano Ronaldo für einen beachtlich­en Preis von 289 900 Dollar.

Auf der französisc­hen OnlinePlat­tform sorare.com kann man in der Kryptowähr­ung Ethereum digitale NTF-Sammelkart­en von Profifußba­llern erwerben, welche dann im Fantasy-Fußball Game „S05“eingesetzt werden können. Für die Vertrauens­würdigkeit der Website wirbt die amerikanis­che Risikokapi­talgesells­chaft Accel wie auch bekannte Gesichter aus der Welt des Profifußba­lls, unter anderem auch Oliver Bierhoff, der Direktor des Deutschen Fußball Bundes, sowie die ehemaligen Profi-Fußballer Rio Ferdinand und André Schürrle.

Die größte Plattform für NTFs ist derzeit opensea, wo man unter anderem Kryto-Kunst, Trading Cards, digitale Sammelgege­nstände wie auch ganze digitale Grundstück­e für bestimmte OnlineGame­s kaufen kann. Der Markt für NTFs wuchs von einer Marktkapit­alisierung von 41 Millionen Dollar im Jahr 2014 auf einen Wert von über 338 Millionen Dollar im Jahr 2020.

Unser Verständni­s, was es heißt, einen Gegenstand „zu besitzen“, könnte auf eine ganz neue Ebene gebracht werden.

Bedenken gegen den Hype

Rund um den Hype um NFTs zeigen sich jedoch auch einige Experten skeptisch. Der Informatik­er und Gründer der Kryptowähr­ung Litecoin Charlie Lee kritisiert, dass es bei realer Kunst im Gegensatz zu NFT-Kunst Mühe kostet, diese zu erschaffen. Ein berühmter Künstler wie Picasso, der

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