Düstere Thriller mit Nosbusch
Zwei neue Folgen der „Irland-Krimis“zeigt die ARD an diesem und nächsten Donnerstag
Sie ist zurück: Nach dem Start der ARD-„Irland-Krimi“-Reihe im Herbst 2019 ist Désirée Nosbusch ab heute erneut in der malerischen Hafenstadt Galway an der Westküste Irlands für zwei neue Fälle im Einsatz. Und das aus gutem Grund: dem Erfolg der ersten beiden Folgen. „Ich hoffe, ein Grund dafür ist, dass unsere „Irland-Krimis“versuchen, sehr authentisch zu sein und sehr respektvoll und einfühlsam mit dem Land, seinen Menschen und deren Kultur umgehen. Und wie zu jedem guten Krimi gehört natürlich ein spannender Kriminalfall und gute Ermittlerarbeit, damit die Zuschauer auch mitfiebern können“. sagte Nosbusch in einem Interview zu den weiteren Folgen.
„In den beiden neuen Filmen hat Cathrin immer noch sehr mit den Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Die Beziehung zu Paul, ihrem Sohn, verschlechtert sich zusehends, und sie fühlt sich missverstanden und nicht gesehen. Trotzdem versucht sie, ihren Beruf sehr professionell und mit ihrem sehr ausgeprägten Sinn für Intuition und Gerechtigkeit auszuüben. Man spürt jedoch, dass sie über eine sehr dünne Eisschicht geht, die jeden Moment droht, unter ihr durchzubrechen“, so Nosbusch.
Das Erste zeigt heute um 20.15 Uhr mit „Das Verschwinden“zunächst den dritten Film der Ermittlerreihe. Nosbusch setzt darin als sensible deutschstämmige Kriminalpsychologin Cathrin Blake ihre Arbeit als externe Beraterin der irischen Polizei fort.
Ihre besondere Expertise und Beobachtungsgabe sind diesmal gefragt, um das Leben einer entführten Teenagerin zu retten und ihrem traumatisierten Vater beizustehen. In dieser dritten Folge konzentriert der mehrfach ausgezeichnete Regisseur Züli Aladag das Geschehen auf die psychologische Dimension eines ungewöhnlichen Entführungsfalls.
Und die vierte Folge des „Irland-Krimis“führt Cathrin Blake dann am Donnerstag, dem 1. April, um 20.15 Uhr nach Nordirland, wo die Wunden des bewaffneten Konflikts immer noch tief sitzen. Die Aussöhnung zwischen den Tätern und den Angehörigen eines Anschlagsopfers erweist sich als komplexe Herausforderung für die erfahrene Psychologin – zumal noch nicht alle Rechnungen beglichen sind. Züli Aladag inszeniert „Vergebung“dabei als pulsierendes
Drama, in dem der psychische Ballast der Vergangenheit in neue Gewalt umzuschlagen droht. Dabei wird die karge westirische Landschaft zum Projektionsfeld für das Zusammenspiel von Vertrauen, Reue und Aussöhnung.
Besonders dieser vierte Film ist der Redaktion des Katholischen Nachrichtendienstes ins Auge gefallen, weil er die Tiefe des Nordirland-Konflikts und in die Geschichte und Gegenwart der IRA eintaucht. „Auch wenn dies eine fiktive Erzählung ist – allzu weit scheint sie nicht weg zu sein vom realen Alltag in Nordirland. Welch erschreckende Erkenntnis, dass der Nordirland-Konflikt wohl nie ganz beendet war. Und welch fragile Grundlage das bietet für die erneuten Spannungen, die der Brexit zwischen dem nördlichen und dem südlichen Landesteil provoziert.
Die Bewertung der Kollegen, die den Film schon gesehen haben: „Hat man einmal die systemimmanente Irritation der Auslandskrimis überwunden, dass deutsche Schauspieler vor pittoresken Kulissen ferner Länder ermitteln und dort praktischerweise alle blütenreines Hochdeutsch sprechen, wird man in „Vergebung“mit einer guten Story und starken Figuren belohnt. Die Erzählung mag zwar etwas überladen sein, mit Schicksalen, Ort- und Zeitsprüngen und auch Pathos. Doch der zentrale Erzählstrang funktioniert gut und ist mit stimmigen Figuren packend in Szene gesetzt. Nosbusch überzeugt als sensible Psychologin und immer noch gefährdete Ex-Alkoholikerin mit wackligem eigenen Seelenhaushalt.“
Beklemmend, aber beeindruckend
Doch auch andere Spielpartner können punkten, so die KNA: „Unter den irischen Darstellern sticht besonders Gavin Fullam als Greg hervor, der nach zehn Jahren Knast als Bombenattentäter wieder freikommt. Den noch immer wütenden jungen Mann, der sich ein neues Wertekonstrukt suchen muss, um sich und seiner Familie eine Zukunft jenseits der alten Konflikte zu ermöglichen, gibt er mit großer Intensität. Wesentlichen Anteil an der beklemmenden, von allseitigem Misstrauen geprägten Atmosphäre dieses fesselnden Krimis haben zudem die kühlen, meist in Grau-Braun gehaltenen Bilder von Kameramann Roland Stuprich.“C./KNA/dco