Auf vier Rädern in die Freiheit
Die Stiftung Wonschstär erfüllt der Familie Kluge den Wunsch nach einem neuen Fahrzeug
Enscheringen. Um die Weihnachtseinkäufe zu erledigen, sah sich die Familie Kluge im vergangenen Jahr mit erschwerten Bedingungen konfrontiert. Das Auto war kaputt und konnte nicht benutzt werden – während drei langen Monaten. „Die Einkäufe wurden zu einer sportlichen Herausforderung“, blickt Michaela Kluge, alleinerziehende Mutter von sechs Kindern, zurück. „Eine Freundin meinte danach, ich hätte bestimmt fünf Kilogramm abgenommen.“Die kommenden Weihnachtseinkäufe werden wohl weniger stressig: Die Vereinigung Wonschstär hat der Familie zu einem neuen Auto verholfen.
Dass es einmal so weit kommen würde, hätte sich Michaela Kluge nicht vorstellen können. Denn vor ein paar Jahren sah die Welt noch ganz anders aus. Ihr Ehemann verdiente gutes Geld und das Paar gründete eine gemeinsame Massagepraxis. Im Jahr 2012 erfüllte sich die Großfamilie in Enscheringen bei Wilwerwiltz den Traum vom eigenen Haus. Doch aus dem Traum wurde ein Alptraum. „Es wurde falsch gebaut“, erklärt Michaela Kluge. Ihr zufolge seien Schäden in einer Höhe von 420 000 Euro festgestellt worden. „Heute bin ich total überschuldet“, sagt die sechsfache Mutter.
Probleme gab es allerdings nicht nur mit dem Haus. „Es gab Knatsch in der Beziehung“, erinnert sie sich. Vor einem Jahr wurde das Paar geschieden. Das Sorgerecht für die sechs Kinder im Alter von sechs bis 18 Jahren wurde der Mutter zugesprochen. „Ich erhalte keine Unterhaltszahlungen von meinem Ex-Mann. Wir leben vom Revis“, erklärt sie. Die Massagepraxis bestehe weiterhin, sorge aber nur für sporadische Einnahmen.
Der Einkauf als logistische Prüfung
Als dann mitten im vergangenen Winter der alte Chevrolet den Dienst quittierte, war die Familie ohne Auto. „Die Automatik streikte“, erklärt Michaela Kluge. Eine Reparatur sei zu teuer gewesen, an ein neues Auto nicht zu denken.
Ohne Fahrzeug wurde es „sehr kompliziert“. Eigentlich funktioniere der öffentliche Transport sehr gut, meint die Mutter. „In 15 bis 20 Minuten ist man zu Fuß am Bahnhof“, sagte sie. „Von dort gibt es sehr gute Verbindungen.“Dies gelte aber nur, wenn es keinen Schienenersatzverkehr gibt. „Ist dies der Fall, dauert die Fahrt in die Hauptstadt gerne zwei bis drei Stunden“, erzählt die Mutter.
Die Vorteile eines eigenen Wagens wurden besonders deutlich, wenn ein Großeinkauf anstand. Denn ohne fahrbaren Untersatz wurde der Einkauf im zehn Kilometer entfernten Supermarkt zu einer logistischen Prüfung. Die Hinfahrt mit dem öffentlichen Transport sei noch ganz in Ordnung gewesen, der Rückweg aber eine Herausforderung. „Die vollen Tragetaschen schneiden in die Finger, die Arme werden lang“, erklärt Michaela Kluge, die die Tüten meistens alleine zum Haus hochschleppen musste.
Die Kinder erzählten einer Sozialarbeiterin von den Schwierigkeiten. Diese hat die Familie mit der Wonschstär-Vereinigung in
Verbindung gebracht. Die durch Spenden finanzierte Stiftung hat seit ihrer Gründung im Jahr 2014 bereits vielen Menschen, die sich in schwierigen Situationen befanden, Wünsche erfüllen können. Als die Schulen aufgrund der CoronaPandemie in den Heimunterricht wechselten, konnten etwa Schüler mit einem eigenen Laptop ausgestattet werden. Auch die Familie Kluge war Wonschstär schon bekannt: Als Maria-Luise, die 17-jährige Tochter, für die Schule ein Tablet brauchte, konnte die Vereinigung ihr diesen Wunsch erfüllen.
Nun konnte auch die Mutter auf Unterstützung zählen. „Zusammen mit der Carrosserie Palanca konnten wir der Familie die notwendige Mobilität wiedergeben“, sagt Viviane Vermeer, Präsidentin der Stiftung. Es sei schnell klar gewesen, dass sich eine Reparatur nicht lohne und ein neues Auto her musste. Hohe Ansprüche hatte die Familie nicht. „Hauptsache es fährt und hat genügend Plätze“, so Michaela Kluge. Etwas Geduld musste die Familie aufbringen. Dann stand ein Minivan vor der Tür. „Ein supertolles Auto“, sagt die Mutter.
Der Familientransporter begeistert auch die Kinder: „Das Auto kann fast alles automatisch und hat sogar eine Rückfahrkamera“, erklären sie. Für die Familie ist der Ford schnell zum treuen Begleiter geworden. Im Alltag bringt er die Einkäufe nach Hause oder die Kinder zum Arzt. Am Wochenende dient er der Freizeitgestaltung. „Die Kinder lieben es, mit dem Hund zum Wandern ins Müllerthal zu fahren“, so Michaela Kluge.