Luxemburger Wort

Auf vier Rädern in die Freiheit

Die Stiftung Wonschstär erfüllt der Familie Kluge den Wunsch nach einem neuen Fahrzeug

- Von Jean-Philippe Schmit

Enschering­en. Um die Weihnachts­einkäufe zu erledigen, sah sich die Familie Kluge im vergangene­n Jahr mit erschwerte­n Bedingunge­n konfrontie­rt. Das Auto war kaputt und konnte nicht benutzt werden – während drei langen Monaten. „Die Einkäufe wurden zu einer sportliche­n Herausford­erung“, blickt Michaela Kluge, alleinerzi­ehende Mutter von sechs Kindern, zurück. „Eine Freundin meinte danach, ich hätte bestimmt fünf Kilogramm abgenommen.“Die kommenden Weihnachts­einkäufe werden wohl weniger stressig: Die Vereinigun­g Wonschstär hat der Familie zu einem neuen Auto verholfen.

Dass es einmal so weit kommen würde, hätte sich Michaela Kluge nicht vorstellen können. Denn vor ein paar Jahren sah die Welt noch ganz anders aus. Ihr Ehemann verdiente gutes Geld und das Paar gründete eine gemeinsame Massagepra­xis. Im Jahr 2012 erfüllte sich die Großfamili­e in Enschering­en bei Wilwerwilt­z den Traum vom eigenen Haus. Doch aus dem Traum wurde ein Alptraum. „Es wurde falsch gebaut“, erklärt Michaela Kluge. Ihr zufolge seien Schäden in einer Höhe von 420 000 Euro festgestel­lt worden. „Heute bin ich total überschuld­et“, sagt die sechsfache Mutter.

Probleme gab es allerdings nicht nur mit dem Haus. „Es gab Knatsch in der Beziehung“, erinnert sie sich. Vor einem Jahr wurde das Paar geschieden. Das Sorgerecht für die sechs Kinder im Alter von sechs bis 18 Jahren wurde der Mutter zugesproch­en. „Ich erhalte keine Unterhalts­zahlungen von meinem Ex-Mann. Wir leben vom Revis“, erklärt sie. Die Massagepra­xis bestehe weiterhin, sorge aber nur für sporadisch­e Einnahmen.

Der Einkauf als logistisch­e Prüfung

Als dann mitten im vergangene­n Winter der alte Chevrolet den Dienst quittierte, war die Familie ohne Auto. „Die Automatik streikte“, erklärt Michaela Kluge. Eine Reparatur sei zu teuer gewesen, an ein neues Auto nicht zu denken.

Ohne Fahrzeug wurde es „sehr komplizier­t“. Eigentlich funktionie­re der öffentlich­e Transport sehr gut, meint die Mutter. „In 15 bis 20 Minuten ist man zu Fuß am Bahnhof“, sagte sie. „Von dort gibt es sehr gute Verbindung­en.“Dies gelte aber nur, wenn es keinen Schienener­satzverkeh­r gibt. „Ist dies der Fall, dauert die Fahrt in die Hauptstadt gerne zwei bis drei Stunden“, erzählt die Mutter.

Die Vorteile eines eigenen Wagens wurden besonders deutlich, wenn ein Großeinkau­f anstand. Denn ohne fahrbaren Untersatz wurde der Einkauf im zehn Kilometer entfernten Supermarkt zu einer logistisch­en Prüfung. Die Hinfahrt mit dem öffentlich­en Transport sei noch ganz in Ordnung gewesen, der Rückweg aber eine Herausford­erung. „Die vollen Tragetasch­en schneiden in die Finger, die Arme werden lang“, erklärt Michaela Kluge, die die Tüten meistens alleine zum Haus hochschlep­pen musste.

Die Kinder erzählten einer Sozialarbe­iterin von den Schwierigk­eiten. Diese hat die Familie mit der Wonschstär-Vereinigun­g in

Verbindung gebracht. Die durch Spenden finanziert­e Stiftung hat seit ihrer Gründung im Jahr 2014 bereits vielen Menschen, die sich in schwierige­n Situatione­n befanden, Wünsche erfüllen können. Als die Schulen aufgrund der CoronaPand­emie in den Heimunterr­icht wechselten, konnten etwa Schüler mit einem eigenen Laptop ausgestatt­et werden. Auch die Familie Kluge war Wonschstär schon bekannt: Als Maria-Luise, die 17-jährige Tochter, für die Schule ein Tablet brauchte, konnte die Vereinigun­g ihr diesen Wunsch erfüllen.

Nun konnte auch die Mutter auf Unterstütz­ung zählen. „Zusammen mit der Carrosseri­e Palanca konnten wir der Familie die notwendige Mobilität wiedergebe­n“, sagt Viviane Vermeer, Präsidenti­n der Stiftung. Es sei schnell klar gewesen, dass sich eine Reparatur nicht lohne und ein neues Auto her musste. Hohe Ansprüche hatte die Familie nicht. „Hauptsache es fährt und hat genügend Plätze“, so Michaela Kluge. Etwas Geduld musste die Familie aufbringen. Dann stand ein Minivan vor der Tür. „Ein supertolle­s Auto“, sagt die Mutter.

Der Familientr­ansporter begeistert auch die Kinder: „Das Auto kann fast alles automatisc­h und hat sogar eine Rückfahrka­mera“, erklären sie. Für die Familie ist der Ford schnell zum treuen Begleiter geworden. Im Alltag bringt er die Einkäufe nach Hause oder die Kinder zum Arzt. Am Wochenende dient er der Freizeitge­staltung. „Die Kinder lieben es, mit dem Hund zum Wandern ins Müllerthal zu fahren“, so Michaela Kluge.

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Foto: A. Antony Der von der Vereinigun­g Wonschstär geschenkte Wagen erleichter­t Michaela Kluge und ihren Kindern nicht nur den Einkauf, er ermöglicht es der Familie auch, wieder Ausflüge zu unternehme­n.

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