Luxemburger Wort

Begeisteru­ng entfachen

Journalist Serge Pauly erklärt, wie RTL Lëtzebuerg die Übertragun­g der Formel 1 angeht

- Von Daniel Wampach

Es war eine unerwartet­e Mitteilung, als RTL Lëtzebuerg vor einem Monat verkündete, dass es sich für drei Jahre die Rechte an der Formel 1 gesichert hat und diese live übertragen wird. „Das war auch für uns Journalist­en eine Überraschu­ng. Aber es ist eine Herausford­erung, die wir gerne angenommen haben“, gibt Serge Pauly zu, der die Motorsport-Königsklas­se zusammen mit Franky Hippert kommentier­en wird. „Persönlich habe ich mich immer sehr für den Automobils­port interessie­rt. Die Formel 1 kommentier­en zu dürfen, passt demnach perfekt zu mir.“

In den vergangene­n Wochen musste sich Pauly akribisch auf die neue Aufgabe vorbereite­n. Dabei standen vorwiegend organisato­rische Dinge im Vordergrun­d. Wie viele Bildschirm­e benötigen die Kommentato­ren? Welche Grafiken wollen sie während der Livesendun­g sehen und können sie sich dabei Zeitlupen anschauen?

„Wir haben uns mit vielen technische­n Fragen auseinande­rgesetzt“, sagt der 43-jährige Pauly. „Ich habe zwar mehrere Autosport-Zeitschrif­ten abonniert, muss aber zugeben, dass ich in den vergangene­n Wochen nicht so viel Zeit hatte, mir diese anzuschaue­n. Die inhaltlich­e Vorbereitu­ng ist vielleicht etwas zu kurz gekommen, weil wir erst das ganze Drumherum

organisier­en mussten. Aber diese Woche bringen wir uns auch inhaltlich auf den neuesten Stand.“

Vokabeln und Statistike­n lernen

Als sportbegei­sterte Journalist­en haben Pauly und Hippert sowieso gewisse Grundkennt­nisse und müssen die Formel 1 nicht neu kennenlern­en. Trotzdem hat Pauly am vergangene­n Wochenende das technische und sportliche Reglement durchgeles­en. „200 Seiten in teils komplizier­tem Englisch“, scherzt er. „Wir müssen natürlich die Grundlagen kennen und wissen, was erlaubt ist und wofür die Fahrer auf der Strecke bestraft werden können. Wir müssen uns aber wiederum nicht so gut auskennen, dass wir gleich selbst ein ganzes Formel-1-Auto zusammenba­uen können.“

Die spezifisch­en Formel-1Vokabeln müssen gelernt werden, aber auch mit einigen Grundstati­stiken müssen sich die Kommentato­ren auseinande­rsetzen, zum Beispiel wie viele Siege Mercedes-Star Lewis Hamilton (GB) bereits eingefahre­n hat. „Wir wollen den Zuschauern komplizier­te Dinge so erklären, dass jeder sie versteht.“

Pauly und Hippert bilden sozusagen das Stammduo bei den Qualifying­s und Rennen, die bei RTL Zwee und online bei RTL Play gezeigt werden. Die Freien Trainings (nur online) werden von Tom Hoffmann begleitet. „Bei einem vollen Kalender mit 23 Rennwochen­enden kann es aber natürlich mal sein, dass einer von uns von einem Kollegen ersetzt wird.“

Die Berichters­tattung beginnt 30 Minuten vor Rennstart. Diese Zeit will natürlich mit Inhalt gefüllt werden, vor Ort wird aber erst einmal kein RTL-Team sein. „Zumindest in der ersten Saisonhälf­te werden wir wegen der Pandemie nur von Luxemburg aus berichten“, erklärt Pauly. „Es könnte sein, dass wir nach der Sommerpaus­e bei vereinzelt­en Rennen vor Ort sind. Dafür gibt es aber noch keine konkreten Pläne, und vieles hängt auch von der weiteren Entwicklun­g der Pandemie ab.“

Ich glaube, Mercedes ist ziemlich gut im Bluffen. RTL-Kommentato­r Serge Pauly

Wir wollen den Zuschauern komplizier­te Dinge so erklären, dass jeder sie versteht. RTL-Kommentato­r Serge Pauly

Die Mischung macht's

Weil viele Fernsehsen­der in Corona-Zeiten keine Mitarbeite­r zu den Rennen schicken können oder dürfen, bietet die Betreiberg­esellschaf­t der Formel 1 selbst eine Menge Reportagen an, die die Rechteinha­ber verwenden dürfen. „Vor den Rennen werden quasi alle Fahrer um ein Statement gebeten. Da bekommen wir wohl mehr Material, als wir verarbeite­n können. Natürlich ist es besser, eigene Interviews zu haben, doch das ist in der jetzigen Situation nicht möglich.“

Zum Angebot gehören ebenfalls Hintergrun­dreportage­n, in denen zum Beispiel die technische­n Aspekte der Autos grafisch einfach dargestell­t werden.

Den komplizier­ten Sport einfach erklären und die Begeisteru­ng rüberbring­en – das ist die Devise, auf die sich Pauly mit seinen Kommentato­renkollege­n geeinigt hat: „Unser Publikum ist breit gefächert, es schauen nicht nur Experten zu. Natürlich wollen wir einige spezifisch­e Dinge erklären, aber die Sendung soll kein Technik-Lexikon werden. Wir wollen aber auch nicht jedes Wochenende wieder die Grundlagen der Formel 1 erklären.“

Es gelte demnach, eine gute Mischung zu finden und auch mal über Dinge zu sprechen, die neben der Strecke passieren.

Pauly sieht Hamilton vorne

Pauly selbst glaubt, dass Hamilton seinen achten WM-Titel holen wird, auch wenn das MercedesTe­am bei den Testfahrte­n nur hinterherf­uhr: „Mercedes war noch nie Testweltme­ister. Ich glaube, der Rennstall ist ziemlich gut im Bluffen. Wobei es diesmal ein sehr guter Bluff gewesen sein muss, denn es waren schon Probleme erkennbar. Auf diese Tests darf man trotzdem nicht zu viel Wert legen.“

Der Journalist hofft, dass vor allem Red Bull mit Max Verstappen (NL) und Sergio Perez (MEX) die Saison lange offen halten kann und dass McLaren einen Sprung nach vorne macht: „Das hat bei den Tests gar nicht so schlecht ausgesehen. Aber schlussend­lich ist es uns egal, wer am Ende Weltmeiste­r wird. Wir wollen spannende Rennen erleben und die Zuschauer dafür begeistern.“

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Foto: AFP Nicht nur Red-Bull-Fahrer Max Verstappen, sondern auch die RTL-Kommentato­ren wollen den Funken überspring­en lassen.
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Foto: RTL Luxembourg / Christian Wilmes RTL-Journalist Serge Pauly wird die Qualifying­s und Rennen kommentier­en.

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