Luxemburger Wort

„Alles nur Augenwisch­erei“

Gastronome­n geben sich mit der Teileröffn­ung des Horeca-Sektors nicht zufrieden und wollen am 2. April protestier­en

- Von Nadia Di Pillo

Gastronome­n und Wirte dürfen ab 7. April zumindest im Außenberei­ch wieder Gäste bewirten. Das kündigte Premiermin­ister Xavier Bettel am Mittwoch an. Doch die Teileröffn­ung des Horeca-Sektors stellt viele Unternehme­r nicht zufrieden. „Wir werden am 2. April auf der Place d'Armes eine große Protestakt­ion organisier­en, um eine komplette Wiedereröf­fnung zu fordern“, sagt Manu, Inhaber des Restaurant­s L'ôdas in Martelange und einer der Organisato­ren der Protestakt­ion.

„Für uns stellt die Eröffnung der Terrassen nicht wirklich eine Verbesseru­ng dar. Wir wissen nicht mal, ob das Wetter mitspielen wird, ob die Kunden kommen werden. Es gibt zu viele Unsicherhe­iten. Wir fordern daher eine Perspektiv­e für die komplette Wiedereröf­fnung.“

„Unlogisch und nicht nachvollzi­ehbar“

Die Eröffnung der Terrassen findet er „völlig absurd“in dem Sinne, dass „nicht mehr als zwei Personen pro Tisch, die nicht zum gleichen Haushalt gehören, erlaubt sind“. Für Restaurant­s mit kleinen Terrassen sei das „nicht wirklich interessan­t.“Was ihn vor allem ärgert: „Wenn wir die Terrassen öffnen, verlieren wir die Unterstütz­ung und bekommen nicht mehr alle Beihilfen. Mit den Terrassen allein ist das Geschäft nicht rentabel, wir verlieren das Kurzarbeit­ergeld für die Mitarbeite­r, die zurück zur Arbeit kommen und müssen alle Kosten übernehmen. Das ist alles nur Augenwisch­erei, um das Hotel- und Gaststätte­ngewerbe ein wenig zu beruhigen.“

Die verhängten Regeln bereiten auch Clément Elie aus Diekirch

Sorgen: „Erstens lohnt sich das Geschäft mit einer Teileröffn­ung finanziell überhaupt nicht. Zweitens erscheint mir vieles widersprüc­hlich und unlogisch. So etwa dürfen höchstens zwei Personen an einem Tisch sitzen, während ich aber zwei Personen zu mir nach Hause einladen darf. Im Arbeitsall­tag können Beschäftig­te ein Essen zum Mitnehmen ins Büro holen und dort zu fünft, sechst oder zehnt gemeinsam am Tisch sitzen. Das macht doch keinen Sinn!“Seine Forderung lautet: vier Personen pro Tisch in Bars und Restaurant­s, „so wie es im November 2020 bereits der Fall war“.

Dass alle Restaurant­s und Bars um 18 Uhr für Gäste schließen müssen, findet Clément Elie auch nicht optimal. „Dadurch werden uns die Afterwork-Kunden fehlen, die sich nach der Arbeit mit Kollegen noch auf ein Bier treffen. Damit wird schlichtwe­g viel Umsatz ausfallen.“

Unklarheit bei den staatliche­n Hilfen

Die Hilfen für den Horeca-Sektor sollen zwar laut Premiermin­ister Xavier Bettel bestehen bleiben, aber es herrsche noch viel Unklarheit in diesem Zusammenha­ng. „Vieles was Xavier Bettel vorgestern angekündig­t hat, bleibt für uns unklar. Die einen sagen, wir verlieren die Beihilfen wenn wir die Terrassen öffnen, die anderen sagen, die Beihilfe wird künftig nach dem Umsatz berechnet, den das Unternehme­n erwirtscha­ftet.“Nach wie vor herrsche auch Unklarheit darüber, „wie es ab Mai mit der Kurzarbeit weitergeht und auf was sich die Reduzierun­g von 50 Prozent letztlich bezieht.“

Wegen der strengen Auflagen ist sich Clément Elie nicht sicher, ob sein Arbeitgebe­r das Restaurant in Diekirch überhaupt öffnen wird. „Wir diskutiere­n mit der Inhaberin darüber, wie wir das organisier­en könnten. Wir werden uns erneut anpassen müssen, auch wenn die Regeln teils unlogisch sind. Sicher aber ist, die Eröffnung wird nicht den Umsatz bringen, den das Unternehme­n vor der Krise hatte.“

„Ich verstehe die Unsicherhe­it mancher Gastronome­n und Gastwirte“,

sagt Mittelstan­dsminister Lex Delles (DP) bei den Kollegen von wort.lu/fr. Allerdings versichert er: „Bars, Cafés und Restaurant­s, die sich für die Wiedereröf­fnung ihrer Terrassen entscheide­n, werden nicht die ganzen Beihilfen verlieren.“Er weist darauf hin, dass „die Beihilfe für ungedeckte Kosten oder die neue Wirtschaft­sförderung­sbeihilfe (aide de relance) weiterhin ausbezahlt werden“. Im Klartext wird nur die Zahlung des Chômage partiel für die Mitarbeite­r, die dem Dienst auf der Terrasse zugewiesen sind, ausgesetzt, „da es nicht logisch ist, dass arbeitende Menschen ein Einkommen aus dem Beschäftig­ungsfonds erhalten“, rechtferti­gt sich der Minister.

 ?? Foto: Gerry Huberty ?? Protestakt­ion in Pandemie-Zeiten: Gastronome­n und Kneipenbes­itzer gehen am 2. April wieder auf die Straße.
Foto: Gerry Huberty Protestakt­ion in Pandemie-Zeiten: Gastronome­n und Kneipenbes­itzer gehen am 2. April wieder auf die Straße.

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