„Ein ziemlich komisches Jahr“
Laurent Frantz, neuer Präsident des Maschinenrings, über die Arbeit der Betriebshelfer
Man sieht sich immer zweimal im Leben, diese Binsenwahrheit trifft auch auf Laurent Frantz (39) und die Präsidentschaft des Maschinen und Betriebshilfsring (MBR) zu. Frantz wurde Anfang des Monats nämlich bereits zum zweiten Mal an die Spitze des MBR gewählt. Ab dem 1. April wird ihm Carlo Birchen als neuer Geschäftsführer und Nachfolger von Jean-Marie Schilling zur Seite stehen. Im Interview spricht Frantz über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Arbeit der Betriebshelfer, verschiedene Dienstleistungen der landwirtschaftlichen Genossenschaft sowie die größten Herausforderungen für den Agrarsektor.
Laurent Frantz, Sie sind als Präsident des Maschinen und Betriebshilfsrings (MBR) Nachfolger von Louise Frieseisen, die über 30 Jahre lang in unterschiedlichen Funktionen im MBR tätig war. Dabei ist Frau Frieseisen nicht nur Ihre Vorgängerin, sondern war gleichzeitig Ihre Nachfolgerin, da Sie zuvor schon einmal Präsident waren. Was wollen Sie anders machen?
(lacht) Das stimmt und es stimmt nicht. Als ich fünf Jahre lang Präsident des Maschinenrings war, war der MBR ganz anders strukturiert, es gab damals zwei Maschinenringe und den
Verband der Maschinenringe, also drei Organisationen. Das war ziemlich kompliziert, weswegen wir 2013 eine Fusion vorgenommen haben. Der MBR steht heute gut da. Ich will nicht alles anders machen, sondern ihn kontinuierlich weiterentwickeln.
Sie sagen der MBR steht gut da, wie sieht es mit der Mitgliederzahl aus?
Die Zahl ist stabil respektive leicht rückläufig. Das ist mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft zu erklären, es gibt eben immer weniger Betriebe. Die Mitgliederzahl des MBR liegt bei knapp 1 550, was mehr als 95 Prozent der hauptberuflichen Betriebe entspricht.
Wie hat Corona die Arbeit des MBR beeinflusst?
Es hat sowohl die Arbeit in der Geschäftsstelle als auch vor Ort verändert. Hier waren wir teilweise nur halb besetzt und der
Rest der Angestellten war im Homeoffice. Für die Betriebshelfer war es ein ziemlich komisches Jahr. Teilweise mussten sie einspringen, wenn jemand an Corona erkrankt ist, wobei die nötigen sanitären Maßnahmen eingehalten werden mussten. Die Zahl der Stunden, während der 2020 Betriebshilfe geleistet wurde, ist coronabedingt jedoch stark zurückgegangen. Einerseits wurden viele Routineoperationen verschoben und andererseits wurden keine Betriebshelfer als Ferienersatz benötigt.
Sie beraten die Bauern beim Einsatz von Spritzmitteln. Seit dem 1. Januar ist der Einsatz von Glyphosat verboten. Ist das schon bei allen Bauern angekommen?
Da vermischen Sie zwei Dinge. Wir beraten die Bauern nicht, sondern organisieren zusammen mit der Ackerbauschule und der Ackerbauverwaltung ASTA Weiterbildungskurse in Bezug auf den Spritzpass. Seit dem 1. Januar 2021 braucht jeder Bauer, der Pflanzenschutzmittel einsetzt, einen Spritzpass. Alle alten Pässe mussten entweder für sechs oder sieben Jahre verlängert werden, oder, wenn kein Pass mehr vorhanden war, mussten Kurse absolviert und ein Examen bestanden werden. Obwohl diese Neuregelung
bereits seit drei Jahren bekannt war, ist es im Februar zu einem Rush gekommen, weil viele Bauern einen abgelaufenen Pass haben oder den gültigen nicht mehr finden können. Rezent haben wir unter Einhaltung der Corona-Restriktionen in der Däichhal einen Kurs für 80 Personen organisiert. Das Thema Glyphosat ist medial so hoch gespielt worden, dass auch der Letzte es mitbekommen haben müsste.
Der MBR betreibt auf 23 Bauernhöfen Sammelstellen für Grünschnitt. Wollen Sie diese Zahl ausbauen und können Sie sich auch vorstellen, beispielsweise Biogasanlagen zu betreiben?
Der Betrieb von Biogasanlagen ist im Moment kein Ziel des MBR. Wenn im Umfeld einer Biogasanlage Arbeiten anfallen, kann der MBR sich daran beteiligen. Sie sprechen die Sammelstellen für Grünschnitt an. Es gibt drei Sammelaktionen: die für Grünschnitt in Zusammenarbeit mit dem Abfallsyndikat Sidec, die für Heckenschnitte in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium und die für Silosplastik mit der „SuperDrecksKëscht“.
Ich will nicht alles anders machen, sondern den MBR kontinuierlich weiterentwickeln.
Sie bieten Ihren Mitgliedern auch Versicherungen an. Welche sind derzeit besonders gefragt respek
tive welche empfehlen Sie den Bauern?
Diese teilen sich auf drei Bereiche auf. Der erste Bereich ist der der Gesundheit. Dabei handelt es sich beispielsweise um Zusatzkrankenversicherungen. Dazu kommen Kaskoversicherungen für landwirtschaftliche Maschinen, die aber nicht besonders gefragt sind, was an den hohen Prämien liegt. Der dritte Bereich, die Versicherung der Ernten, wird immer wichtiger. Früher war nur das Ackerland versichert, und zwar gegen Hagel und zu viel Niederschlag. Seit etwa fünf Jahren bieten wir darüber hinaus auch Versicherungen gegen Dürre auf Grünland an. Alle diese Versicherungen haben den Vorteil, dass ein Teil der Prämie vom Staat übernommen wird.
Reicht die staatliche Beteiligung denn aus?