Luxemburger Wort

Leugnen, vertuschen, kleinreden

- Von Steve Bissen

Der WHO-Bericht zum Ursprung von Covid-19 liefert leider keinen wesentlich neuen Erkenntnis­gewinn. Dass die Welt auch über ein Jahr nach dem Ausbruch der CoronaPand­emie im Nebel stochert, liegt vor allem an der Verschleie­rungstakti­k der chinesisch­en Behörden und der Gängelung der WHO-Inspektore­n, die den idealen Nährboden für allerlei Verschwöru­ngstheorie­n bieten. Denn China will als Bezwinger der Pandemie in die Weltgeschi­chte eingehen, nicht als deren Auslöser. Heute brüstet sich Peking gerne mit seinem kompromiss­losen Vorgehen, regionale Infektions­herde mittels rigoroser Abschottun­g im Keim zu ersticken. Doch zu Beginn der Pandemie reagierte die Kommunisti­sche

Parteiführ­ung so, wie ein autoritäre­s Regime ohne Presseund Meinungsfr­eiheit nun einmal reagiert: Nach dem Motto leugnen, vertuschen, kleinreden. In den staatliche­n Medien kamen keine Bilder von überfüllte­n Krankenhäu­sern und verzweifel­ten Corona-Patienten vor, in sozialen Netzwerken schon. Vor diesem Hintergrun­d ist eine wissenscha­ftlich fundierte, lückenlose Aufklärung leider kaum zu erwarten. Zudem lenkt der Bericht von den eigentlich entscheide­nden Fragen ab. Zu welchem Zeitpunkt wussten die chinesisch­en Behörden von dem neuartigen Virus? Und hätte eine transparen­te Kommunikat­ionspoliti­k beim Ausbruch des Virus zu einer frühzeitig­en Eindämmung führen können? Feilschen mit der WHO. Dann versuchten Chinas Behörden die Einreise zu verzögern. Die Hinhalteta­ktik verärgerte sogar den WHO-Generaldir­ektor Tedros, jenen Tedros also, der sonst ungerne China kritisiert.

USA bleiben skeptisch

Während ihres Aufenthalt­s in China wurden die Spezialist­en überwacht. Aus der Gruppe war zu hören, dass China relevante Informatio­nen über Patienten nicht weitergab. Die Spannungen entluden sich, so heißt es, in lautstarke­n Wortgefech­ten. Der Leiter der Kommission musste bei der Präsentati­on des Berichts einräumen:

„Wir hatten nicht vollen Zugang zu den Rohdaten, wie wir wollten.“Auch berichtete er von politische­m Druck, der aber nicht nur aus China gekommen sei.

Letztlich wurde die Veröffentl­ichung des Dokuments einige Male verschoben. Kaum verwunderl­ich ist, dass viele Regierunge­n, allen voran diejenige der USA, den Chinesen vorwerfen, weiter zu verheimlic­hen, anstatt entschloss­en aufzukläre­n. US-Außenminis­ter Antony Blinken sagte sogar über den Bericht, dass die „Regierung in Peking offenbar half, ihn zu schreiben“.

Westliche Diplomaten analysiert­en, dass Chinas Herrscher kein Interesse daran haben, Wissen über den Ursprung der Corona-Pandemie mit der Welt zu teilen. Denn das würde viele unbequeme Fragen zur Folge haben. Fragen etwa nach der ungenügend­en Reaktion der Chinesen auf den Ausbruch. Peking seinerseit­s wies alle Anschuldig­ungen zurück.

Wir hatten nicht vollen Zugang zu den Rohdaten, wie wir wollten. Ben Embarek, Leiter des Teams

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