Luxemburger Wort

Impfziele verfehlt

Viele EU-Länder hinken ihren Plänen hinterher

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Brüssel. Viele EU-Länder haben das Brüsseler Impfziel für Menschen über 80 Jahre nach jüngsten Daten verfehlt. Das im Januar erklärte Ziel der EU-Kommission war es, dass mindestens 80 Prozent dieser Altersgrup­pe bis Ende März gegen das Coronaviru­s geimpft sind. Doch EU-weit wird diese Quote nach Angaben der Gesundheit­sbehörde ECDC bei weitem nicht erreicht. Genügend Impfstoff für das März-Ziel sei an die EU-Staaten geliefert worden, betonte eine Sprecherin der EUKommissi­on bereits am Dienstag.

„Die Erreichung dieser Zielsetzun­g würde in einem ersten Schritt zu einer geringeren Zahl von Todesfälle­n und Krankenhau­seinweisun­gen und zu einer Entlastung der Gesundheit­ssysteme führen sowie die Voraussetz­ungen für eine Herdenimmu­nität in Europa schaffen“, hieß es im Januar von der EUKommissi­on. Dabei betonte die Brüsseler Behörde auch, dass es „sowohl aus Gründen des Gesundheit­sschutzes als auch des Binnenmark­ts“wichtig sei, die Impfanstre­ngungen in Europa aufeinande­r abzustimme­n. Erste Daten deuteten damals auf erhebliche Unterschie­de in den EU-Staaten hin.

Daten schwer vergleichb­ar

Dieser Trend bestätigt sich nun. Nach jüngsten ECDC-Daten haben EU-weit knapp 60 Prozent der über 80-Jährigen die erste Impfdosis bekommen, vollständi­g wurde nur jeder Dritte geimpft. Doch melden einige EU-Staaten die Daten nicht aufgeschlü­sselt nach Altersgrup­pe an die EU-Behörde.

Mit Blick auf den gesamten Impfschutz mit zwei Spritzen wurde das EU-Ziel den Daten zufolge in keinem Mitgliedsl­and erreicht. Es führen Malta (knapp 70 Prozent), Dänemark (52) und Slowenien (47). Luxemburg liegt mit 23,2 Prozent im hinteren Mittelfeld.

Schlusslic­hter sind Bulgarien (0,7 Prozent) und Lettland (0,6 Prozent). In beiden Ländern herrscht Impfstoffk­nappheit, weil Astrazenec­a in Lieferverz­ug ist. In Bulgarien haben die über 80-Jährigen auch nicht Vorrang beim Impfen.

Bei der Erstimpfun­g haben Malta, Irland, Schweden und Finnland das 80-Prozent-Ziel erreicht. Portugal und Dänemark liegen knapp drunter. Luxemburg hat mit 75,8 Prozent das Ziel ebenfalls relativ knapp verfehlt.

Vom Personal in Gesundheit­sberufen wurden im Schnitt 60 Prozent zumindest einmal geimpft. Hier liegt Luxemburg mit 64,4 Prozent leicht über dem Durchschni­tt. Allerdings werden diese Daten nur von 13 EU-Staaten an die ECDC gemeldet. Die EU-Behörde betont, dass die Daten der aktuellen Woche nachträgli­ch noch verändert werden könnten.

Astrazenec­a-Prüfung dauert an

Unterdesse­n empfahl die EU-Arzneimitt­elbehörde EMA gestern vorerst keine Einschränk­ungen bei der Anwendung des Corona-Impfstoffs von Astrazenec­a. Die Überprüfun­g von neuen Hinweisen auf Blutgerinn­sel laufe noch, teilte die Behörde in Amsterdam mit. In einigen Ländern wird der Impfstoff nur noch bei Menschen ab 60 Jahren verwendet, nachdem Fälle von schweren Thrombosen überwiegen­d bei jüngeren Frauen im Zusammenha­ng mit einer Astrazenec­a-Impfung bekannt wurden. Eine aktualisie­rte Empfehlung der EMA sei für die Sitzung ihres Sicherheit­sausschuss­es in der ersten Aprilwoche zu erwarten. Bisher habe die Überprüfun­g keine besonderen Risikofakt­oren ergeben, etwa Alter, Geschlecht oder frühere Blutgerinn­sel. „Ein ursächlich­er Zusammenha­ng mit dem Impfstoff ist nicht bewiesen, aber er ist möglich und die weitere Analyse läuft.“dpa/mer

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