Luxemburger Wort

Von Lamm Gottes bis Osterei

Die Feiertage von Gründonner­stag bis Ostern und die Bräuche dazu für Kinder erklärt

- Von Ruth Bachtler-Häring *

Gaby will in ihrer Kinderzeit­ung das Osterrätse­l lösen. Eine leichte Aufgabe, denkt sie, denn Ostern hat sie schon oft gefeiert. Doch dann liest sie Fragen wie: „Wann und warum feiert man Gründonner­stag, Karfreitag und Ostern?“Warum ist Ostern das wichtigste Fest der Christen?“Na, das ist kniffelig. Du könntest Gaby ganz bestimmt helfen, oder? Am besten fangen wir mit „Gründonner­stag“und „Karfreitag“an.

Aus dem Neuen Testament weißt du, dass Jesus jedes Frühjahr mit seinen Freunden in Jerusalem das Pessachfes­t feierte, an dem sich die Juden daran erinnern, dass Gott sie mit Hilfe von Moses aus der Sklaverei in Ägypten befreite.

In diesem Jahr ist alles anders, denn Jesus weiß, dass man ihm vorwirft, er würde Gott beleidigen. Erstens sagt er zu Gott „Abba“, also „Papi“. Schlimm für die Juden, denn sie sprechen das Wort „Gott“aus Ehrfurcht nicht aus. Zweitens handelt Jesus, wenn Menschen in Not sind, auch gegen die Gesetze.

Den Menschen dienen

Doch das hält Jesus nicht davon ab von der Liebe Gottes zu erzählen. Das ist ihm wichtiger als sein eigenes Leben. Am Abend feiert Jesu mit seinen Freunden. Aber dann erschreckt er sie sehr. Er steht auf und wäscht ihnen die Füße, um den Straßensta­ub zu entfernen. Er, ihr Lehrer, will damit zeigen, wie wichtig sie für ihn sind und dass er nicht auf seine Macht pochen, sondern den Menschen dienen will. Dann noch ein anderer Schreck. Jesus erzählt, dass Menschen ihn töten wollen. Die Freunde sind traurig. Jesus aber tröstet sie, und als er Brot und Wein mit ihnen teilt, bittet er sie auch weiterhin zusammen zu feiern und an ihn zu denken. Er zeigt, dass er selbst sein Leben für Gottes Botschaft gibt. Schlimm für Jesus ist zu wissen, dass sein Freund Judas von ihm enttäuscht ist. Judas hatte gehofft, dass Jesus Krieg gegen die verhassten Römer führen würde. Und was macht Jesus? Er sagt, man müsse auch seine Feinde respektier­en. So verrät Judas Jesus für 30 Silberling­e. Dafür könntest du dir heute ein Auto kaufen.

Nach dem Essen geht Jesus mit seinen Freunden in einen Park, nach Gethsemane. Dort bittet er Gott um Kraft, dass er seiner Botschaft treu bleiben kann, auch wenn er dafür sterben muss. An all das erinnern sich die Christen am Donnerstag vor Ostern, an Gründonner­stag. Der Name kommt nicht von der Farbe „grün“sondern von „greinen“, dem alten deutschen Wort für „weinen“.

Als Zeichen der Trauer werden in den Kirchen die Kreuze verhüllt und alle Blumen und Kerzen vom Altar genommen. Auch läuten die Glocken nicht mehr. Damit die Christen aber auch weiterhin zum Gebet und Gottesdien­sten gerufen werden, gehen Kinder mit Klibbern durch die Straßen.

Wie ging das Schicksal Jesu nun weiter? Jesus wurde tatsächlic­h von einigen Juden wegen Gottesbele­idigung angeklagt. Die Strafe war der Tod am Kreuz. Doch nur die Römer konnten diesen Tod für schwerste Verbrechen befehlen.

Aber der Stellvertr­eter (Statthalte­r) des römischen Kaisers, Pontius Pilatus, wollte niemanden wegen Gottesbele­idigung kreuzigen. Deshalb hat man gelogen und gesagt, dass Jesus von vielen wie ein König verehrt würde. Konnte Pontius Pilatus das zulassen, ohne vom Kaiser bestraft zu werden? Natürlich nicht. Also verurteilt­e er Jesus, aber um zu zeigen, dass er nicht von seiner Schuld überzeugt war, wusch er sich die Hände. Weißt du, dass das Sprichwort „seine Hände in Unschuld waschen“daher kommt?

Auf Golgota wurde Jesus mit noch anderen Verbrecher­n zusammen gekreuzigt. Von all seinen Freunden blieben nur seine Mutter und seine Freunde Johannes und Maria bei ihm. Aber bis er starb, hat Jesus darauf vertraut, dass sein „Abba“ihn nicht verlassen würde.

Buße für alle schlechten Taten

Jesus wurde in ein Leinentuch gewickelt und im Höhlengrab seines Freundes, Josef von Arimathäa, beerdigt. Vor den Eingang rollte man einen schweren Stein.

Um über den Weg Jesu, sein Leiden und Sterben nachzudenk­en, gehen die Christen am Freitag vor Ostern, am Karfreitag („kara“kommt von Trauer) in die „Kreuzwegan­dacht“. In allen Kirchen gibt es 14 Wandtafeln, die vom letzten Tag Jesu erzählen. Christen sind davon überzeugt, dass Jesus mit seinem Leiden und Tod für all ihre schlechten Gedanken und Taten gebüßt hat.

Aus Trauer um Jesu Tod fasten die Christen. Man isst nur ein Mal am Tag, vor allem Fisch. „Wieso“, denkt Gaby ganz erstaunt. Das ist ein alter Brauch, denn als die ersten Christen verfolgt wurden, hatten sie ein Geheimzeic­hen: den Fisch. Mit den einzelnen Buchstaben des griechisch­en Wortes für Fisch, „Ichthys“, konnten sie heimlich ihren Glauben bekennen. Für sie ist Jesus (i) der Sohn Gottes (ht), ihr Retter (s) und Erlöser (ch).

Zwei Tage nach der Beerdigung gingen Frauen zum Grab Jesu. Du kannst dir bestimmt ihr Erstaunen und ihre Angst vorstellen, als sie merkten, dass der Stein weggerollt war und Jesus nicht mehr im Grab lag. Gott ist Jesus auch nach dem Tod treu geblieben, er hat ihn zu neuem Leben auferweckt. Das ist eine wunderbare Botschaft. Gott steht auch nach seinem Tod zu seinem Menschen und dieser darf mit ihm weiterlebe­n. Ostern feiern wir also, weil Jesus lebt.

Spät abends am Ostersamst­ag wird vor der Kirche das Osterfeuer entzündet. Feuer spendet Licht, Wärme und Leben. Deshalb vergleiche­n die Christen Jesus mit dem Licht, denn er und seine Botschaft sind für sie lebensnotw­endig. Am Osterfeuer weiht der Priester das Osterwasse­r, mit dem er die Menschen segnet. Auch das Wasser ist lebensnotw­endig. Deshalb sagen die Christen zu Jesus auch gerne „Quell des Lebens“.

Dann entzündet der Priester am Osterfeuer die große Osterkerze, die mit einem Kreuz, dem ersten griechisch­en Buchstaben „Alpha“und dem letzten „Omega“geschmückt ist. Die Osterkerze, das Symbol für Jesus, wird dann in die dunkle Kirche getragen. Die Menschen zünden ihre eigenen kleinen Kerzen daran an. Jesus, das

Licht, erhellt alle Menschen und macht sie froh. So zeigen Osterfeuer und Osterkerze den Sieg des Lebens über den Tod. Der Mensch lebt bei Gott weiter.

Im Ostergotte­sdienst passiert aber noch mehr. Nach der Predigt erneuern die Christen ihr Glaubensbe­kenntnis, das ihre Paten schon bei ihrer Taufe für sie gesprochen haben. Dann segnet der Priester alle mit dem geweihten Wasser. Lange hat man jeden Sonntag Ostern gefeiert. Doch schließlic­h nur noch ein Mal im Jahr, dafür aber größer, mit Osterlamm,

Jesus vertraut darauf, dass sein „Abba“ihn nicht verlassen würde.

Die Christen sind überzeugt, dass Jesus von Gott zu neuem Leben auferweckt wurde.

Ostereiern und Osterhasen. Wann aber sollte dieses Fest des Lebens, gefeiert werden? Im Frühjahr natürlich, denn da beginnt in der Natur wieder neues Leben. Als Datum bestimmte man den ersten Sonntag nach dem Vollmond nach Frühlingsa­nfang. Also ist Ostern immer zwischen dem 22. März und 25. April.

Jesus als „Lamm Gottes“

Gaby raucht inzwischen der Kopf. Aber sie will noch wissen, warum ausgerechn­et Lamm, Eier und Hasen für Ostern so wichtig sind.

Zur Zeit Jesu hat man Gott ein Lamm geopfert. Man glaubte, dass er darüber froh sei und den Menschen ihre bösen Taten verzeihen würde. Weil Jesus für die Menschen gestorben ist, nennt man ihn auch „Lamm Gottes“. Deshalb werden heute an Ostern gerne Kuchenlämm­er gegessen.

Wieso bunte Eier zu Ostern? Früher durfte man in der Woche vor Ostern keine Eier essen, aber die Hühner haben fleißig weitergele­gt. Damit die Eier nicht verderben, wurden sie gekocht und angemalt, um sie von den rohen Eiern zu unterschei­den. Gerne benutzte man die rote Farbe, um an das Blut zu erinnern, das Jesus bei seinem Tod vergossen hat.

Aus Eiern entsteht neues Leben. Die Christen sind überzeugt, dass Jesus von Gott zu neuem Leben auferweckt wurde. Mit jedem Ei wollen sie darauf hinweisen, dass Jesus lebt, auch wenn man ihn nicht sehen kann. Es ist wie bei dem Küken im Ei, das man nicht sehen kann und das trotzdem lebt.

Ist es nicht erstaunlic­h, dass die Ostereier von einem Hasen gebracht werden? Wer einen Hasen hat, der weiß, dass Hasen viele Jungen bekommen. Also wieder ein Hinweis darauf, dass an Ostern das neue Leben gefeiert wird.

Jetzt hat Gaby viel dazugelern­t. Sie ist ganz erstaunt, dass so viele Symbole in der Feier der Ostertage versteckt sind. Garantiert wissen die meisten Leute dies nicht mehr. Eigentlich ist das schade.

A – „Kuckt, äre Kinnek!“

E – Dunn hunn si gejaut:

A – „Fort, fort mat him! Looss hie kräizegen!“

E – De Pilatus sot zu hinnen:

A – „Äre Kinnek soll ech kräizege loossen?“

E – D'Hohepriist­er hu geäntwert:

A – „Mir hu soss kee Kinnek wéi de Keeser.“

E – Dueropshin huet de Pilatus hinnen de Jesus ausgeliwwe­rt, fir datt hie gekräizegt géif. Dunn hunn d'Zaldoten de Jesus matgeholl. Hien huet selwer säi Kräiz gedroen an ass erausgaang op déi Plaz, déi Doudekapp genannt gëtt – op Hebräesch heescht se Golgotha. Do hunn si hie gekräizegt a mat him zwéin anerer, een op där enger an een op där anerer Säit, an der Mëtt de Jesus. De Pilatus huet och eng Schrëft maachen an se un d'Kräiz ophänke gelooss; do stoung geschriwwe­n: De Jesus, den Nazoräer, de Kinnek vun de Judden. Vill vun de Judden hunn dës Schrëft gelies, well déi Plaz, wou de Jesus gekräizegt gi war, louch no bei der Stad. Se war op Hebräesch, op Latäin an op Griichesch geschriwwe­n. Du soten de Judden hir Hohepriist­er zum Pilatus:

A – „Schreif net: ,De Kinnek vun de Judden‘, ma schreif: ,Hien huet gesot: Ech sinn de Kinnek vun de Judden‘.“

E – De Pilatus huet geäntwert:

A – „Wat ech geschriwwe­n hunn, dat hunn ech geschriwwe­n.“

E – Wéi elo d'Zaldoten de Jesus gekräizegt haten, hunn si seng iewescht Kleeder geholl a véier Deeler draus gemaach, fir all Zaldot een, an och säin ënnescht Kleed. Dat ënnescht Kleed hat keng Nout, et war vun uewe bis ënnen an engem Stéck gewieft. Du soten si een zu deem aneren: E – A – „Loosse mer et net a Stécker rappen, ma loosse mer drëm lousen, wiem säint et si soll.“

E – Dëst ass geschitt, fir datt d'Schrëft erfëllt gouf [an där et heescht]: Si hu meng Kleeder ënner sech opgedeelt, a fir mäi Gezei hunn si d'Lous gezunn. Genee dat hunn d'Zaldote gemaach.

Beim Jesus sengem Kräiz stoungen seng Mamm nämlech, wien hien ausliwwere géif, dowéinst sot hien: „Dir sidd net alleguer reng.“Nodeems hien hinnen d’Féiss gewäsch hat, huet hien seng iewescht Kleeder geholl a sech nees gesat. Du sot hien zu hinnen: „Verstitt dir, wat ech mat iech gemaach hunn? Dir nennt mech Meeschter an Här, a mat Recht sot dir dat, well ech sinn et. Wann elo ech, den Här an de Meeschter, iech d’Féiss gewäsch hunn, dann hutt och dir een deem aneren d’Féiss ze wäschen. Ech hunn iech nämlech e Beispill ginn, fir datt dir et d’selwecht maacht, wéi ech et mat iech gemaach hunn.“

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Foto: Shuttersto­ck Weißt du, warum man Eier an Ostern bunt färbt und warum sie vom Hasen gebracht werden? Und warum feiert man Ostern überhaupt? Für alles das gibt es gute Gründe.

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