Verdacht auf Kontakt mit Staupe
Woody, ein RhodesianRidgeback-Rüde, war seit einigen Tagen schlapp und lustlos und litt unter Durchfall. Sein Futternapf war am Abend noch unberührt. Als Woody dann auch noch zu brechen begann und sein Stuhl wässrig und schließlich blutig wurde, brachte man ihn schnell zur Notsprechstunde. Da seine Besitzer Presseberichte von jüngst diagnostizierten Staupefällen bei Füchsen gelesen hatten und Woody in letzter Zeit leider weder konsequent durchgeimpft noch entwurmt worden war, war man verständlicherweise in Sorge.
Durchfall und Erbrechen sind erste Symptome für die Staupe (Maladie de Carré). In unseren Regionen können neben Hundeartigen (Hunde, Wölfe, Füchse) auch Marder und ihre Verwandten sowie Waschbären betroffen sein. Obwohl der Erreger eng mit dem Masern-Virus verwandt ist, können Menschen jedoch nicht an Staupe erkranken. Prinzipiell ist das Staupevirus aber für anfällige Tiere hochansteckend. Es wird durch direkten Kontakt, Tröpfcheninfektion oder Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen.
Eine Ansteckung könnte theoretisch auch über kontaminierte Objekte wie etwa gemeinsam genutzte Futterschüsseln stattfinden. Das Staupevirus ist jedoch in der Umwelt nur sehr kurzlebig, was das Risiko einer Ansteckung stark reduziert. In der Natur überlebt das Virus bei wärmeren Temperaturen höchstens drei Stunden und ist generell sehr empfindlich gegen Austrocknung. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt oder darunter kann es jedoch wochenlang überleben. Allerdings sind wiederum auch viele Staupe-Virenstämme, die bei Wildtieren vorkommen, gar nicht immer auf Hunde übertragbar. Zudem war Woodys letzte Impfung gegen Staupe, obwohl fast schon drei Jahre her, ziemlich sicher noch wirksam. Durch einen negativen Schnelltest mit einem Augen- und Nasenabstrich konnte der Staupeverdacht bei unserem Patienten definitiv aufgehoben werden.
Woody litt in Wirklichkeit an einer „akuten hämorrhagischen Gastroenteritis“(HGE). So dramatisch die Symptome dieses Syndroms oft aussehen, ist es doch sogar in schweren Fällen wie hier mit Infusionen gegen den Flüssigkeitsverlust sowie Heilmitteln gegen die Entzündung der Schleimhäute, die Bauchkrämpfe und die Blutung ziemlich schnell und ohne Spätfolgen heilbar.