Der Vorverkauf läuft trotzdem
Ob das Münchner Oktoberfest in diesem Jahr erneut ins Wasser fällt, steht noch nicht fest
München. Niemand weiß, ob das Oktoberfest dieses Jahr stattfinden kann, doch bei den Festzelten stapeln sich bereits die Reservierungsanfragen. „Die Resonanz ist sehr positiv“, sagt der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer. „Die Leute wollen kommen.“Bei den Hotelbuchungen gibt es dagegen merkliche Zurückhaltung. Wie von Hotelketten und Reiseportalen zu hören ist, gehen dort weniger Reservierungen und Anfragen ein.
Normalerweise kommen in den beiden Festwochen – in diesem Jahr ist der Termin für den 18. September bis 3. Oktober angesetzt – sechs Millionen Besucher zum größten Volksfest der Welt. Sie trinken und feiern in den Zelten auf engstem Raum. Ohne wirksamen Impfschutz böte das Fest alle Voraussetzungen für ein internationales Superspreader-Event.
Trotzdem haben sich die allermeisten Stammgäste laut Inselkammer schon jetzt ihre Plätze gesichert. Zu 95 Prozent hätten alle
„Koa Wiesn“(kein Oktoberfest) hieß es 2020 – und heißt es vielleicht auch 2021. ihre angestammten Wiesntische so bestellt wie 2019. „Nur ganz wenige haben abgesagt.“Die meisten Reservierungen kämen von Gästen aus München und der Region; es gebe aber auch Anfragen aus dem Ausland.
Den Wirten zufolge ist Anfang Juni der späteste Zeitpunkt für eine Absage oder Zusage zum Oktoberfest. „Dann müssten wir die Aufbaufirmen beauftragen“, sagt Inselkammer. Die Stadt will voraussichtlich im Mai den Daumen heben oder senken. Er selbst schätze die Chance für eine Wiesn „fifty-fifty“. „Ich bin zuversichtlich. Aber es hängt natürlich vor allem von den Impfungen ab.“
Er würde keine Wetten auf ein Oktoberfest 2021 abschließen, sagte dagegen Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kürzlich. „Man darf sehr skeptisch sein.“Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht das ähnlich: „Ich halte die Skepsis des Oberbürgermeisters für absolut berechtigt und teile sie, auch wenn es heute noch keine abschließende Bewertung geben kann.“
Keine abgespeckte Version
„Eine abgespeckte Version ist keine Wiesn. Das wollen wir nicht“, sagt auch Wirtesprecher Inselkammer. „Mit Masken, begrenzten Plätzen und Abstand im Zelt: Das ist wirtschaftlich sinnlos – und das ist auch keine Wiesn, wie wir sie lieben und wollen. Das macht keinen Spaß.“
Die Wirte würde eine erneute Absage viel Geld kosten. Allein Inselkammer veranschlagt die laufenden Kosten ohne Wiesn auf 400 000 Euro. Der Wirtschaftswert des weltweit größten Volksfestes liegt bei 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro. dpa