Luxemburger Wort

Stärke durch Einheit

Lokal- und Nationalpo­litiker plädieren bei Informatio­nsversamml­ung für eine Fusion der Gemeinden Grosbous und Wahl

- Von Marc Hoscheid

Grosbous. Luxemburgs Fläche reicht zwar nicht ganz an jene Russlands heran, dennoch kann man als Innenminis­terin auch nach zweieinhal­b Jahren im Amt immer noch Neues entdecken. So erging es Taina Bofferding am Donnerstag­abend, als sie laut eigener Aussage erstmals in der Gemeinde Grosbous im Norden des Großherzog­tums zu Gast war. Dabei könnte der erste bereits einer der letzten Besuche gewesen sein, denn am 27. Juni stimmen die Einwohner der Gemeinden Grosbous und Wahl über eine Fusion der beiden Kommunen zum Juli 2023 ab. Bei der letzten Informatio­nsversamml­ung rührten mehrere Politiker noch einmal kräftig die Werbetromm­el, der Gegenwind hielt sich in Grenzen.

Zu Beginn der Veranstalt­ung hatten einige ausgewählt­e Bürger das Wort, und zwar als Protagonis­ten eines Werbefilms. Sie unterstric­hen vor allem die Bedeutung der Vereine und die Notwendigk­eit, die Menschen mit ins Boot zu nehmen: „Das Wir-Gefühl muss auch auf Bürgereben­e stattfinde­n, denn sonst ist es nur eine administra­tive Fusion, aber keine der Herzen“, meint beispielsw­eise Claude Glesener, Präsident des lokalen Tischtenni­svereins, in dem Werbefilm.

Mehr Ressourcen als Vorteil

Anschließe­nd warben die Bürgermeis­ter von Grosbous und Wahl, Paul Engel und Christiane Thommes-Bach, für die Fusion und ließen den bisherigen Prozess Revue passieren. So wurde unter anderem eine Stärken-Schwächen-Analyse erstellt, der zufolge sich die beiden Gemeinden auf Augenhöhe befinden. Zudem wurde in jedem der sieben Dörfer eine Bürgervers­ammlung für jeweils maximal 40 Personen organisier­t und es gab einen Austausch mit den Vertretern der Vereine.

Thommes-Bach unterstric­h, dass alle Gemeinden mit ähnlichen Herausford­erungen konfrontie­rt seien, größere Kommunen jedoch über wesentlich mehr finanziell­e und personelle Mittel verfügten. Engel erinnerte daran, dass zunächst auch ein Zusammensc­hluss von mehr als zwei Gemeinden im Raum stand, doch zu diesem Zeitpunkt nur Grosbous und Wahl für diesen Schritt bereit seien. „Eine größere Fusion wäre auch gut gewesen, aber jetzt machen wir dann eben den Anfang.“

Sowohl Syvicol-Präsident Emile Eicher wie Taina Bofferding betonten, dass die Initiative für Fusionen stets von den Gemeinden ausgehen müsse und Zusammensc­hlüsse nicht erzwungen werden dürften. Was den finanziell­en Anreiz betrifft, erinnerte Bofferding daran, dass das Fusionssub­sid von 2 000 auf 2 200 Euro pro Einwohner erhöht wurde. Bei 2 200 Einwohnern würde die Gemeinde Grosbous-Wahl also knapp fünf Millionen Euro erhalten.

Im Anschluss an die Stellungna­hmen konnten die Bürger Fragen stellen respektive Denkanstöß­e geben. Von drei Wortmeldun­gen im Saal war zwar nur eine kritisch, dafür deckte sie aber gleich mehrere Punkte ab. Ähnlich wie beim ersten Infoabend zwei Tage zuvor in Grevels war es die Sorge, dass Grosbous-Wahl im Vergleich zu den fünf Nordstad-Gemeinden, die ebenfalls eine Fusion anstreben, finanziell benachteil­igt werden könnte. Diese fordern nämlich ein Subsid von 5 000 Euro pro Einwohner.

Warnung vor Proporzwah­lrecht

Außerdem wurden eine mangelhaft­e Einbindung der Bürger bemängelt und die Befürchtun­g geäußert, dass die neue Fusionsgem­einde schnell die Einwohnerg­renze von 3 000 erreichen könnte und somit vom Majorz- zum Proporzwah­lrecht wechseln müsste. Das Aufstellen von Parteilist­en werde jedoch zu Konflikten in der Dorfgemein­schaft führen, so die Befürchtun­g.

Bofferding stellte klar, dass es sich bei den 5 000 Euro pro Einwohner lediglich um eine Forderung der Nordstad-Gemeinden handele. Auch wenn sie diese nicht explizit zurückwies, zeigte sie sich dennoch skeptisch: „Das wären 100 Millionen Euro, ich weiß nicht, wo wir die hernehmen sollen.“Um künftig wieder mehr Menschen für ein Engagement in der Lokalpolit­ik zu motivieren, stellte sie die Schaffung eines eigenes Statuts in Aussicht, dies im Rahmen der Reform des Gemeindege­setzes.

 ?? Foto: Marc Hoscheid ?? Rund 40 Personen hatten sich in der Sporthalle von Grosbous eingefunde­n, um über die Fusion zu diskutiere­n.
Foto: Marc Hoscheid Rund 40 Personen hatten sich in der Sporthalle von Grosbous eingefunde­n, um über die Fusion zu diskutiere­n.

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