Winterkorn zahlt
Schadenersatz an Volkswagen steht
Wolfsburg. Volkswagen ist sich mit Anwälten und Versicherern mehrerer Ex-Topmanager um den früheren Konzernchef Martin Winterkorn grundsätzlich einig über Schadenersatz wegen des DieselSkandals. Ein entsprechender Beschluss stehe jetzt im Kern, hieß es gestern aus Wolfsburg. Die genauen Summen und Modalitäten seien aber Gegenstand letzter ergänzender Gespräche, die man noch nicht komplett beendet habe.
In einer Sitzung am Samstag hatten die Aufseher über den bisherigen Stand der Entschädigungspläne beraten. Dabei seien die „wesentlichen Konditionen der Vergleiche“zwischen den ehemaligen Führungskräften und VW beschlossen worden, sagte ein Sprecher auf Anfrage. „Die Vereinbarungen sollen in den kommenden Tagen abgeschlossen werden.“
Europas größter Autohersteller verlangt von Winterkorn, Ex-Audi-Chef Rupert Stadler sowie den früheren Konzernmanagern Ulrich Hackenberg, Wolfgang Hatz und Stefan Knirsch eine finanzielle Beteiligung an den „Dieselgate“-Folgekosten. Die Affäre um millionenfach gefälschte Stickoxid-Abgaswerte war im September 2015 in den USA aufgeflogen.
Dem Vernehmen nach könnte es im Fall Winterkorn auf eine Summe von etwa zehn Millionen Euro hinauslaufen, wobei jedoch ein weit größerer Teil von Haftpflichtversicherungen gedeckt werden dürfte. Insgesamt war von bis zu 300 Millionen Euro die Rede. Es hieß, die einzelnen Beträge könnten sich kurzfristig noch ändern – in der neuen Woche könnte nun ein endgültiges Ergebnis mit konkreten Zahlen folgen.
Eine spezialisierte Kanzlei hatte im Auftrag des VW-Aufsichtsrats intern zu den Verantwortlichkeiten ermittelt. Die Juristen sicherten im Rahmen ihrer Nachforschungen rund 65 Petabyte – umgerechnet 65 Millionen Gigabyte – an Daten und Millionen Dokumente. Auf Basis der Resultate beschloss der Konzern vor einigen Wochen, dass die betreffenden ExManager in Regress genommen werden sollen.
Bei Winterkorn und Stadler begründete Volkswagen das mit Verletzungen der aktienrechtlichen Sorgfaltspflicht. Nach dem Bekanntwerden der Manipulationen hatten sich weltweit auch Zivilund Strafgerichte sowie Verbraucherschützer mit dem Ursprung der Affäre befasst. Diese stürzte die Autoindustrie in eine Vertrauenskrise und verschlang in der VW-Gruppe bisher weit über 30 Milliarden Euro an Rechtskosten.
Vertrag mit Pötsch verlängert
Auch eine wichtige Personalie beschlossen die Aufseher am Wochenende: Chefkontrolleur Hans Dieter Pötsch soll das oberste Gremium des Autobauers bis 2026 weiter führen. Der Nominierungsausschuss empfahl der Hauptversammlung, den Vertrag des 70-Jährigen zu verlängern. Für das nächste Treffen der Aktionäre wird ein Termin im Juli angepeilt. Pötsch war im Herbst 2015 als Nachfolger des Konzernpatriarchen Ferdinand Piëch zum Leiter des Aufsichtsrats berufen worden – wenige Wochen nach dem Beginn der Dieselkrise. Der ehemalige VW-Finanzvorstand gilt als Kapitalmarktexperte und ist einer der Architekten der Übernahme von Porsche im Jahr 2012. dpa
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