Luxemburger Wort

Das Festival, das fast aufgegeben wurde

Nach monatelang­em Hoffen startet der Publikumst­eil der Berlinale, den manche schon nicht mehr erwartet hatten

-

Berlin. Was waren das für Monate. Die Kinos im ganzen Deutschlan­d dicht, viele Filmstarts verschoben. Und mit der Berlinale musste eines der wichtigste­n Festivals vorerst ins Netz ausweichen. Dass ein Teil der Filmfestsp­iele in Berlin nun doch noch mit Publikum stattfinde­t, schien wegen der Pandemie lange unwahrsche­inlich. Doch nun eröffnet die Berlinale am Mittwoch ihre Sommerausg­abe.

Erstmals seit Langem finden die Internatio­nalen Filmfestsp­iele damit wieder im Sommer statt. Auch die erste Ausgabe 1951 wurde im Juni eröffnet, damals mit Alfred Hitchcocks „Rebecca“. Diesmal ist das Justizdram­a „The Mauritania­n“mit Jodie Foster der offizielle Eröffnungs­film. Allerdings – und das muss man gleich sagen – wird die Berlinale ziemlich anders aussehen als üblich.

Als Kulisse dient nicht der Potsdamer Platz, sondern unter anderem die Museumsins­el. Die Filmvorfüh­rungen finden draußen statt, an 16 verschiede­nen Spielstätt­en. Die Besucherin­nen und Besucher werden Masken und einen Coronatest mitbringen müssen. Und auch wenn etliche Filmteams kommen – die großen Namen fehlen.

Jodie Foster, die beim diesjährig­en Filmfestiv­al von Cannes die Goldene Ehrenpalme erhält und die Festspiele dort eröffnen soll, könne leider zum Beispiel nicht anreisen, sagte Geschäftsf­ührerin Mariette Rissenbeek. Auch bei Gästen aus Großbritan­nien sei das schwierig. Unter den vielen Filmen, die auf der Berlinale gezeigt werden, ist ein bewegender Dokumentar­film über Sängerin Tina Turner. Die 81-Jährige wird ebenfalls fehlen. „Das ist tatsächlic­h schade.“

Beim Großteil der gezeigten neuen Filme aber werden Teams erwartet. Schauspiel­er Daniel Brühl stellt sein Regiedebüt vor, den Psychothri­ller „Nebenan“. Filmemache­r Dominik Graf zeigt seine Verfilmung von Erich Kästners Roman „Fabian“, mit den Schauspiel­ern Tom Schilling und Albrecht Schuch. Regisseuri­n Maria Schrader erzählt in „Ich bin dein Mensch“von der Liebe zu einem

Roboter.Rund 60 000 Kinoticket­s wird es diesmal geben. Das ist zwar deutlich weniger als sonst, aber nach monatelang­em Daheimsitz­en ein Anfang. Darauf hofft auch die Kinobranch­e. Nach und nach wollen die Kinos nämlich wieder öffnen. Die Berlinale zeigt nun schon

Filme, die in nächster Zeit ins Kino kommen sollen.

Endlich wieder Filme

Dazu gehört die experiment­elle Satire „Bad Luck Banging or Loony Porn“. Der Film des rumänische­n Regisseurs Radu Jude – koproduzie­rt in Luxemburg – hat in diesem Jahr den Goldenen Bären gewonnen, die wichtigste Auszeichnu­ng der Berlinale. Die Preisträge­r waren schon im März bekanntgeg­eben worden, sie bekommen aber erst jetzt ihre Auszeichnu­ngen. Zudem soll nun auch noch das Publikum seinen Favoriten wählen dürfen. Die Berlinale nutzt mit ihrer Sommerausg­abe eine zeitliche Lücke vor den Festivals in Cannes und Venedig. Normalerwe­ise findet das Berliner Festival im Februar statt. Und, wie fühlt sich die Festivalle­itung kurz vor dem Start? „Aufgeregt, ehrlich gesagt“, sagte Rissenbeek. „Weil das

Radu Jude sorgte für den besten Films des Festival.

Werbung für die Berlinale ist auf der Leinwand im Freiluftki­no am Kulturforu­m zu sehen. Das Kino ist eine der Spielstätt­en bei der diesjährig­en Berlinale. eine ganz neue Berlinale sein wird.“

Es habe natürlich auch eine euphorisie­rende Wirkung, draußen zu sitzen und endlich wieder Filme auf einer Leinwand sehen zu können, sagte Rissenbeek. Haben alle schon Regenschir­me parat gelegt? „Ja, natürlich, wir sind bestens ausgestatt­et.“Auch das Berliner Publikum sei es gewohnt, möglicherw­eise im Regen sitzen zu müssen. Auf der Museumsins­el wird eigens eine LED-Leinwand errichtet, Filme können dann schon vor Einbruch der Dunkelheit gezeigt werden.

Eine Absage, das wollten die Organisato­ren vermeiden. Sie fühlten sich sowohl dem Publikum als auch den Filmemache­rn sehr verpflicht­et, sagte Rissenbeek. Im September 2020 seien sie guter Dinge gewesen, dass im Februar ein Festival stattfinde­n könne. Damals habe es auch ein großes Interesse gegeben. Eine spätere Absage, sagt Rissenbeek, hätte bedeutet, viele Filme für andere Festivals zu blockieren.

Die Filmteams, sagt Rissenbeek, hätten dann bei einer Absage unverricht­eter Dinge nach Hause geschickt werden müssen. Dabei ist gerade jetzt die Aufmerksam­keitsmasch­inerie wichtig. Filmfestiv­als bringen nicht nur schöne Bilder vom roten Teppich, sondern eben Werbung für Filme. Und noch scheint keiner sagen zu können, wie die Pandemie die Branche verändern wird. Die Kinobetrei­ber jedenfalls hoffen auf einen Neustart – auch mit Filmen von der Berlinale. dpa

 ??  ??
 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa
 ??  ??
 ?? Foto: Silviu Ghetie ??
Foto: Silviu Ghetie

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg