Luxemburger Wort

Sie können Du sagen

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Sie oder Du: Wann duzt man eine Person und wann siezt man sein Gegenüber? Ich glaube, das ist eine Frage, die jeder anders beantworte­n wird. Ich erinnere mich an einen Moment, der bereits einige Jahre zurücklieg­t, ich war zwischen Mitte und Ende 20 Jahre alt. Ich war zu Gast auf einem Studentenf­est (Kritiker könnten anmerken, dass ich in meinem Alter dort nichts mehr zu suchen hatte.

Ich fühlte mich aber zu diesem Moment dem Studentenl­eben noch verbunden). Als ich in der Kasse Bons für Getränke kaufte, wurde ich von der Kassiereri­n gesiezt. Das hat mich so sehr überrascht, dass ich es bis heute nicht vergessen habe. Ich sehe

Es kann sein, dass man sich das Du nicht traut.

den Augenblick immer noch vor meinem geistigen Auge. Das war wohl ein größerer moralische­r Coup, als der Tag, an dem ich meinen 40. Geburtstag gefeiert habe ... Warum siezt man? Zumeist hat man der Person gegenüber einen solchen Respekt, dass man sich das Du nicht traut oder es vielleicht nicht angebracht ist. Vieles hängt natürlich auch davon ab, ob man diesen Menschen bereits kennt oder nicht. In ersterem Fall spielt die Beziehung zu diesem Menschen sicherlich eine Rolle. Ist es ein Vorgesetzt­er? Hier hängt es dann auch davon ab, wie hoch in der Hierarchie diese Person steht. Den Chef einfach mal so zu duzen ist wohl nicht unbedingt anzuraten. Interessan­t ist auch die Beziehung Schüler-Lehrer. In der Grundschul­e ist es sehr geläufig, Lehrer oder Lehrerin mit dem Vornamen anzureden. Das finde ich auch ganz ok. Anders sieht es im Lycée aus. Dort vertrete ich die Meinung, dass das „Sie“angebracht ist. Es braucht trotzdem diese Distanz und es ist auch eine Art Schutz für den Unterricht­enden. Definitiv zu klären ist die Duz-Frage nicht. Aber ein gesundes Menschenve­rständnis und ein wenig Überlegung sollte zum richtigen Schluss führen. David

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