Nicht nur Lehrer erwünscht
Gemeinde Weiswampach plant Verkauf der ehemaligen Schule in Holler – angespannte Finanzlage als Grund
Holler. Für viele Schüler ist es wohl eher eine Horrorvorstellung als ein Wunschtraum: Die Schule als neues Eigenheim. In Holler könnte dies jedoch in nicht allzu ferner Zukunft für einen interessierten Käufer Realität werden, da die Gemeinde Weiswampach plant, das ehemalige Schulgebäude zu veräußern. Das war in der rezenten Gemeinderatssitzung vom Freitag zu vernehmen. Grund für die Entscheidung ist die angespannte Finanzsituation der Kommune, die in etwa neun Millionen Euro Schulden drücken.
Wobei die Entscheidung zum Verkauf noch nicht offiziell ist. In einem ersten Schritt wurde das Grundstück von einem Domaine public communal zu einem Domaine privé communal umklassiert. Das ist nämlich die Voraussetzung für eine Aufspaltung in mehrere Parzellen. Außerdem muss zusammen mit Sites et monuments geprüft werden, welche Arbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude möglich sind. Im Rahmen dieses Prozesses muss zudem ein Dossier an das Kulturministerium geschickt werden.
Laut Bürgermeister Henri Rinnen ist der Handlungsspielraum des Käufers ziemlich begrenzt, da beispielsweise die Fassade nicht verändert werden darf. Wegen der Vorgaben durch Sites et monuments und den allgemeinen Bebauungsplan gebe es auch bei der Nutzung des Innenraums klare Grenzen. Wie die genauen Verkaufsmodalitäten
aussehen werden, ist noch nicht gewusst. Es wird wohl zu einer öffentlichen Ausschreibung kommen und das beste Angebot erhält den Zuschlag.
Die Ratsmitglieder Vincent Geiben und Danièle Patz bedauerten den Verkauf der alten Schule. In der jüngeren Vergangenheit habe die Gemeinde nämlich vermehrt Gebäude verkauft, die zum kollektiven Erbe gehörten.
1,8 Millionen statt 50 000 Euro
„Es hätte noch andere Möglichkeiten gegeben, beispielsweise mithilfe des Pacte logement bezahlbaren Wohraum zu schaffen“, so Geiben. Patz bezweifelte ihrerseits, dass der Verkauf des Gebäudes großen Einfluss auf die Gemeindefinanzen haben wird. Darüber hinaus wurde entschieden, dass das ehemalige Pfarrhaus von Holler verkauft werden soll.
Die angespannte finanzielle Situation der Kommune ist unter anderem auf den Rückgang der Einnahmen bei der Gewerbesteuer zurückzuführen. Hier ist Weiswampach im nationalen Ranking von Platz zwei auf Platz 31 zurückgefallen. Der Hauptgrund besteht jedoch in der Reform des Gemeindefinanzierungsgesetzes. Zahlte Weiswampach im Jahr 2015 noch 50 000 Euro in den Fonds pour l'emploi ein, sind es 2021 1,8 Millionen Euro.
Für die Landgemeinde mit ihren rund 2 100 Einwohnern stellt diese Ausgabe eine erhebliche Mehrbelastung dar. „Ich habe bereits im Vorfeld der Reform vor dieser Entwicklung gewarnt, auch meine eigene Partei, aber das wurde damals anders gesehen“, so DP-Mitglied Rinnen.
Deswegen hat man eine Analyse über die voraussichtliche Entwicklung der Gemeindefinanzen in den kommenden Jahren bei einer darauf spezialisierten Firma in Auftrag gegeben, die Innenministerin Taina Bofferding vorgelegt werden soll.
Neben Weiswampach sind laut Rinnen noch drei weitere Gemeinden ähnlich hart von der Reform betroffen. Welche Alternativvorschläge der Ministerin unterbreitet werden sollen, konnte das Gemeindeoberhaupt nicht verraten, da das Resultat der Analyse noch nicht vorliegt.
Noch am Freitag hatte Bofferding die Gemeindefinanzreform gegen Kritik verteidigt und erklärt, dass die Kommunen im Schnitt mehr Geld zur Verfügung haben. An der Nordspitze des Landes dürfte man dies nur bedingt als Trost empfinden.