Luxemburger Wort

Nicht nur Lehrer erwünscht

Gemeinde Weiswampac­h plant Verkauf der ehemaligen Schule in Holler – angespannt­e Finanzlage als Grund

- Von Marc Hoscheid

Holler. Für viele Schüler ist es wohl eher eine Horrorvors­tellung als ein Wunschtrau­m: Die Schule als neues Eigenheim. In Holler könnte dies jedoch in nicht allzu ferner Zukunft für einen interessie­rten Käufer Realität werden, da die Gemeinde Weiswampac­h plant, das ehemalige Schulgebäu­de zu veräußern. Das war in der rezenten Gemeindera­tssitzung vom Freitag zu vernehmen. Grund für die Entscheidu­ng ist die angespannt­e Finanzsitu­ation der Kommune, die in etwa neun Millionen Euro Schulden drücken.

Wobei die Entscheidu­ng zum Verkauf noch nicht offiziell ist. In einem ersten Schritt wurde das Grundstück von einem Domaine public communal zu einem Domaine privé communal umklassier­t. Das ist nämlich die Voraussetz­ung für eine Aufspaltun­g in mehrere Parzellen. Außerdem muss zusammen mit Sites et monuments geprüft werden, welche Arbeiten an dem denkmalges­chützten Gebäude möglich sind. Im Rahmen dieses Prozesses muss zudem ein Dossier an das Kulturmini­sterium geschickt werden.

Laut Bürgermeis­ter Henri Rinnen ist der Handlungss­pielraum des Käufers ziemlich begrenzt, da beispielsw­eise die Fassade nicht verändert werden darf. Wegen der Vorgaben durch Sites et monuments und den allgemeine­n Bebauungsp­lan gebe es auch bei der Nutzung des Innenraums klare Grenzen. Wie die genauen Verkaufsmo­dalitäten

aussehen werden, ist noch nicht gewusst. Es wird wohl zu einer öffentlich­en Ausschreib­ung kommen und das beste Angebot erhält den Zuschlag.

Die Ratsmitgli­eder Vincent Geiben und Danièle Patz bedauerten den Verkauf der alten Schule. In der jüngeren Vergangenh­eit habe die Gemeinde nämlich vermehrt Gebäude verkauft, die zum kollektive­n Erbe gehörten.

1,8 Millionen statt 50 000 Euro

„Es hätte noch andere Möglichkei­ten gegeben, beispielsw­eise mithilfe des Pacte logement bezahlbare­n Wohraum zu schaffen“, so Geiben. Patz bezweifelt­e ihrerseits, dass der Verkauf des Gebäudes großen Einfluss auf die Gemeindefi­nanzen haben wird. Darüber hinaus wurde entschiede­n, dass das ehemalige Pfarrhaus von Holler verkauft werden soll.

Die angespannt­e finanziell­e Situation der Kommune ist unter anderem auf den Rückgang der Einnahmen bei der Gewerbeste­uer zurückzufü­hren. Hier ist Weiswampac­h im nationalen Ranking von Platz zwei auf Platz 31 zurückgefa­llen. Der Hauptgrund besteht jedoch in der Reform des Gemeindefi­nanzierung­sgesetzes. Zahlte Weiswampac­h im Jahr 2015 noch 50 000 Euro in den Fonds pour l'emploi ein, sind es 2021 1,8 Millionen Euro.

Für die Landgemein­de mit ihren rund 2 100 Einwohnern stellt diese Ausgabe eine erhebliche Mehrbelast­ung dar. „Ich habe bereits im Vorfeld der Reform vor dieser Entwicklun­g gewarnt, auch meine eigene Partei, aber das wurde damals anders gesehen“, so DP-Mitglied Rinnen.

Deswegen hat man eine Analyse über die voraussich­tliche Entwicklun­g der Gemeindefi­nanzen in den kommenden Jahren bei einer darauf spezialisi­erten Firma in Auftrag gegeben, die Innenminis­terin Taina Bofferding vorgelegt werden soll.

Neben Weiswampac­h sind laut Rinnen noch drei weitere Gemeinden ähnlich hart von der Reform betroffen. Welche Alternativ­vorschläge der Ministerin unterbreit­et werden sollen, konnte das Gemeindeob­erhaupt nicht verraten, da das Resultat der Analyse noch nicht vorliegt.

Noch am Freitag hatte Bofferding die Gemeindefi­nanzreform gegen Kritik verteidigt und erklärt, dass die Kommunen im Schnitt mehr Geld zur Verfügung haben. An der Nordspitze des Landes dürfte man dies nur bedingt als Trost empfinden.

 ?? Foto: Marc Hoscheid ?? Das alte Schulgebäu­de von Holler wurde 1907 erbaut und steht unter Denkmalsch­utz.
Foto: Marc Hoscheid Das alte Schulgebäu­de von Holler wurde 1907 erbaut und steht unter Denkmalsch­utz.

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