Luxemburger Wort

Grünes Licht für Aufbauhilf­en an Portugal

EU nimmt erstmals gemeinsam große Schulden auf, um die Wirtschaft in Schwung zu bringen

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Brüssel. Knapp ein Jahr nach dem EU-Beschluss für ein gemeinsame­s Corona-Aufbauprog­ramm haben die wirtschaft­lich hart getroffene­n Länder Portugal und Spanien konkrete Aussicht auf das erste Geld. EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen reiste gestern nach Südeuropa, um die ersten Bescheide für die Milliarden­hilfen persönlich in Lissabon und Madrid zu übergeben. Der Start der Auszahlung­en wird für Juli erwartet.

Nummer eins auf der Liste

Als erstes Land überhaupt bekam Portugal von der EU-Kommission grünes Licht für seinen Aufbauplan im Umfang auf 16,6 Milliarden Euro, wie die Brüsseler Behörde mitteilte. Davon sollen 13,9 Milliarden Euro als Zuschuss und 2,7 Milliarden als Kredit fließen. Das Geld kommt aus dem Aufbaufond­s RRF, dem Herzstück des im Sommer 2020 vereinbart­en Programms Next Generation EU im Umfang von 750 Milliarden Euro – angepasst an die Inflation beträgt die Summe sogar rund 800 Milliarden Euro. Damit soll die europäisch­e Wirtschaft nach der Pandemie wieder auf die Beine kommen und zugleich modernisie­rt werden. Das Geld gibt es teils als Zuschuss, teils als Kredit. Finanziert wird das Programm über gemeinsame Schulden.

Portugal und Spanien gehörten zu den ersten Ländern, die Ende April ihre Anträge eingereich­t hatten. Beide sind stark vom Tourismus abhängig und erlitten schon 2020 schwere wirtschaft­liche Schäden. Portugals Bruttoinla­ndsprodukt

brach im vergangene­n Jahr um 7,6 Prozent ein, das Spaniens sogar um 10,8 Prozent. Die Arbeitslos­igkeit stieg Anfang 2021 in Portugal auf 7,1 Prozent und auf 16 Prozent in Spanien.

Geld für Klimaschut­z

Alle Staaten mussten der EU-Kommission detaillier­te Aufbauplän­e vorlegen. Mindestens 37 Prozent der Mittel sollen in klimafreun­dliche Projekte und 20 Prozent in Digitalisi­erung fließen. Die Kommission hatte zwei Monate, um die Prüfung der Anträge durchzufüh­ren. Diese ist nun abgeschlos­sen. Auf ihre Empfehlung hin muss in einigen Wochen noch der EU-Ministerra­t die Pläne billigen, bevor das erste Geld fließen kann.

Die Regierunge­n in Lissabon hatte schon aus dem nationalen

Haushalt mit massiven Programmen gegen den Konjunktur­einbruch gegengeste­uert. In der Folge stieg die Staatsvers­chuldung auf 137 Prozent des BIP. Die europäisch­en Hilfen gelten deshalb als besonders wichtig.

Von der Leyen hat angekündig­t, alle 27 Mitgliedss­taaten zu besuchen, um die Aufbauplän­e zu besprechen. Portugal war die erste Station, es folgen Griechenla­nd, Dänemark und Luxemburg. In Luxemburg soll Ursula von der Leyen sowohl den Europäisch­en Konjunktur­plan als auch Luxemburgs Nationalen Konjunktur- und Resilienzp­lan prüfen. Sie wird morgen von Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) am Schloss Betzdorf empfangen. Finanzmini­ster Pierre Gramegna (DP) wird ebenfalls an dem Treffen teilnehmen. dpa

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Foto: dpa Ursula von der Leyen, Präsidenti­n der Europäisch­en Kommission, und Antonio Costa, Ministerpr­äsident von Portugal.

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