Der Stadtpark wird aufgeteilt
Hauptstadt reglementiert Wegenutzung zwischen Radfahrern und Fußgängern
Luxemburg. Seit gestern gibt es im hauptstädtischen Stadtpark drei verschiedene Arten von Wegen: Einer nur für Radfahrer, zwei zur gemischten Nutzung und alle anderen sind fortan ausschließlich den Fußgängern vorbehalten.
„Wir schaffen damit Sicherheit für alle Nutzer im Stadtpark“, hält der hauptstädtische Mobilitiätsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) bei der Vorstellung der neuen Reglementierung fest. Den Park gebe es sehr lange Zeit und viele Menschen, insbesondere Familien, würden ihn aufsuchen. Es gebe aber auch immer mehr Radfahrer und somit auch Konflikte mit den Fußgängern. Deshalb sei die Aufteilung ein erforderlicher Schritt.
Radfahrverbot in weiten Teilen
Konkret gibt es nun einen Pflichtweg für Radfahrer, der vom Pont Adolphe aus rechts an der östlichen Parkflanke bis zur Avenue Emile Reuter führt. Dieser Weg ist, wie Schilder und Piktogramme zeigen, Radfahrern vorbehalten. An der Avenue Emile Reuter müssen Radfahrer den Park dann verlassen und einer neuen Radspur im Allgemeinverkehr auf dem Boulevard Prince Henri bis zur Avenue de la Porte Neuve folgen.
Außerdem gibt es nun zwei Wege, auf denen eine gemischte Nutzung erlaubt ist. Der Erste führt Radfahrer und Fußgänger an der Avenue de la Porte Neuve vorbei zum Glacis und dann am westlichen Parkende entlang zur Avenue Marie-Thérèse. Der zweite gemischte Weg verläuft von der Place de l'Etoile südlich der Avenue Emile Reuter in Richtung Stadtzentrum. Alle anderen Wege im Park sind für Fußgänger reserviert und für Radfahrer tabu.
Bedeutendes Bindeglied
Der Park ist allerdings für Radfahrer ein wichtiges Bindeglied in der Hauptstadt. Um von Merl und Belair beziehungsweise vom Pont Adolphe aus zum Pfaffenthal-Lift, nach Kirchberg oder Limpertsberg zu gelangen, ist der Weg durch den Park die einzige sichere Alternative abseits vom motorisierten Verkehr.
Aber eigentlich gäbe es auch eine andere Lösung, die seit Jahren von Aktivisten wie ProVelo eingefordert und vom Mobilitätsministerium immer wieder ins Gespräch gebracht wird: ein schneller und vom motorisierten Verkehr physisch getrennter Radweg über den Boulevard Prince Henri.
Doch das war für die Stadtplaner jahrelang tabu, jetzt darf mit zunehmendem öffentlichen Druck zumindest darüber diskutiert werden. Zunächst hieß es, diese Variante sei wegen der Zu- und Ausfahrten zum Monterey-Parkhaus nicht möglich. Dann hieß es, es gebe für Radfahrer nicht ausreichend Platz wegen der Busse. Vor wenigen Monaten hat der Mobilitätsschöffe nun aber eine Studie zum Boulevard Prince Henri in Auftrag gegeben. Diese soll auch die Möglichkeit prüfen, wie die nun gemischten Wege im Park verbreitert werden könnten. Ob die Ergebnisse der Studie integral veröffentlicht werden und welche der Empfehlungen die Stadt auch umsetzen wird, bleibt abzuwarten. Eine schnelle Lösung, etwa ein Pop-up-Weg, wie ihn die Stadt im Sommer auf der Avenue MarieThérèse einrichtet, wird im Boulevard
Prince Henri nicht ins Auge gefasst.
Hingegen ins Auge stechen tun handwerkliche Fehler bei der Umsetzung der neuen Reglementierung im Park. So ist es im Ausland längst Standard, dass wenn der
Platz ausreicht für Parkplätze und einen Radweg, dass Letzterer dann zwischen den Parkplätzen und dem Fahrbahnrand verläuft, um die Radfahrer so vor dem motorisierten Verkehr zu schützen. Im oberen Teil des Boulevard du Prince Henri, zwischen Avenue Emile Reuter und Avenue de la Porte Neuve, einem Streckenabschnitt, wo die Radfahrt nun im Park verboten ist und die Nutzung des Radwegs auf der Straße verpflichtet, wird das anders geregelt: Radfahrer werden zwischen den Parkplätzen und dem motorisierten Verkehr hindurch geleitet.
Wo sie früher sicher durch den Park fahren konnten, bleibt nun nur ein weißer Strich am Boden als Schutz. In anderen Worten: Die Verkehrsplaner der Stadt reproduzieren auch am Boulevard Prince Henri die Situationen der schwerwiegenden Gefahrenpunkte in der Stadt, in der Avenue Marie-Thérèse, der Route d'Esch und der Rocade de Bonnevoie.
Es gibt weitere Schwächen. So befindet sich in einem schattigen Teil des neuen Pflichtradwegs im Park in Höhe der Villa Louvigny ein unbedeckter Regenabfluss, der eine äußerst gefährliche Stolperfalle für Radfahrer darstellt. Darüber hinaus hat die Stadt zwar Gebotsund Verbotsschilder aufgestellt, es aber unterlassen, klare Routen für weniger erfahrene Radfahrer einzuzeichnen. So ist es an der Avenue Emile Reuter für Ortsunkundige nicht erkennbar, wo der Radweg weitergeht.