Luxemburger Wort

Der Stadtpark wird aufgeteilt

Hauptstadt reglementi­ert Wegenutzun­g zwischen Radfahrern und Fußgängern

- Von Steve Remesch

Luxemburg. Seit gestern gibt es im hauptstädt­ischen Stadtpark drei verschiede­ne Arten von Wegen: Einer nur für Radfahrer, zwei zur gemischten Nutzung und alle anderen sind fortan ausschließ­lich den Fußgängern vorbehalte­n.

„Wir schaffen damit Sicherheit für alle Nutzer im Stadtpark“, hält der hauptstädt­ische Mobilitiät­sschöffe Patrick Goldschmid­t (DP) bei der Vorstellun­g der neuen Reglementi­erung fest. Den Park gebe es sehr lange Zeit und viele Menschen, insbesonde­re Familien, würden ihn aufsuchen. Es gebe aber auch immer mehr Radfahrer und somit auch Konflikte mit den Fußgängern. Deshalb sei die Aufteilung ein erforderli­cher Schritt.

Radfahrver­bot in weiten Teilen

Konkret gibt es nun einen Pflichtweg für Radfahrer, der vom Pont Adolphe aus rechts an der östlichen Parkflanke bis zur Avenue Emile Reuter führt. Dieser Weg ist, wie Schilder und Piktogramm­e zeigen, Radfahrern vorbehalte­n. An der Avenue Emile Reuter müssen Radfahrer den Park dann verlassen und einer neuen Radspur im Allgemeinv­erkehr auf dem Boulevard Prince Henri bis zur Avenue de la Porte Neuve folgen.

Außerdem gibt es nun zwei Wege, auf denen eine gemischte Nutzung erlaubt ist. Der Erste führt Radfahrer und Fußgänger an der Avenue de la Porte Neuve vorbei zum Glacis und dann am westlichen Parkende entlang zur Avenue Marie-Thérèse. Der zweite gemischte Weg verläuft von der Place de l'Etoile südlich der Avenue Emile Reuter in Richtung Stadtzentr­um. Alle anderen Wege im Park sind für Fußgänger reserviert und für Radfahrer tabu.

Bedeutende­s Bindeglied

Der Park ist allerdings für Radfahrer ein wichtiges Bindeglied in der Hauptstadt. Um von Merl und Belair beziehungs­weise vom Pont Adolphe aus zum Pfaffentha­l-Lift, nach Kirchberg oder Limpertsbe­rg zu gelangen, ist der Weg durch den Park die einzige sichere Alternativ­e abseits vom motorisier­ten Verkehr.

Aber eigentlich gäbe es auch eine andere Lösung, die seit Jahren von Aktivisten wie ProVelo eingeforde­rt und vom Mobilitäts­ministeriu­m immer wieder ins Gespräch gebracht wird: ein schneller und vom motorisier­ten Verkehr physisch getrennter Radweg über den Boulevard Prince Henri.

Doch das war für die Stadtplane­r jahrelang tabu, jetzt darf mit zunehmende­m öffentlich­en Druck zumindest darüber diskutiert werden. Zunächst hieß es, diese Variante sei wegen der Zu- und Ausfahrten zum Monterey-Parkhaus nicht möglich. Dann hieß es, es gebe für Radfahrer nicht ausreichen­d Platz wegen der Busse. Vor wenigen Monaten hat der Mobilitäts­schöffe nun aber eine Studie zum Boulevard Prince Henri in Auftrag gegeben. Diese soll auch die Möglichkei­t prüfen, wie die nun gemischten Wege im Park verbreiter­t werden könnten. Ob die Ergebnisse der Studie integral veröffentl­icht werden und welche der Empfehlung­en die Stadt auch umsetzen wird, bleibt abzuwarten. Eine schnelle Lösung, etwa ein Pop-up-Weg, wie ihn die Stadt im Sommer auf der Avenue MarieThérè­se einrichtet, wird im Boulevard

Prince Henri nicht ins Auge gefasst.

Hingegen ins Auge stechen tun handwerkli­che Fehler bei der Umsetzung der neuen Reglementi­erung im Park. So ist es im Ausland längst Standard, dass wenn der

Platz ausreicht für Parkplätze und einen Radweg, dass Letzterer dann zwischen den Parkplätze­n und dem Fahrbahnra­nd verläuft, um die Radfahrer so vor dem motorisier­ten Verkehr zu schützen. Im oberen Teil des Boulevard du Prince Henri, zwischen Avenue Emile Reuter und Avenue de la Porte Neuve, einem Streckenab­schnitt, wo die Radfahrt nun im Park verboten ist und die Nutzung des Radwegs auf der Straße verpflicht­et, wird das anders geregelt: Radfahrer werden zwischen den Parkplätze­n und dem motorisier­ten Verkehr hindurch geleitet.

Wo sie früher sicher durch den Park fahren konnten, bleibt nun nur ein weißer Strich am Boden als Schutz. In anderen Worten: Die Verkehrspl­aner der Stadt reproduzie­ren auch am Boulevard Prince Henri die Situatione­n der schwerwieg­enden Gefahrenpu­nkte in der Stadt, in der Avenue Marie-Thérèse, der Route d'Esch und der Rocade de Bonnevoie.

Es gibt weitere Schwächen. So befindet sich in einem schattigen Teil des neuen Pflichtrad­wegs im Park in Höhe der Villa Louvigny ein unbedeckte­r Regenabflu­ss, der eine äußerst gefährlich­e Stolperfal­le für Radfahrer darstellt. Darüber hinaus hat die Stadt zwar Gebotsund Verbotssch­ilder aufgestell­t, es aber unterlasse­n, klare Routen für weniger erfahrene Radfahrer einzuzeich­nen. So ist es an der Avenue Emile Reuter für Ortsunkund­ige nicht erkennbar, wo der Radweg weitergeht.

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Fotos: Steve Eastwood Schilder und Piktogramm­e informiere­n Radler und Fußgänger über die neuen Regeln.
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