Wieder eine Gelegenheit verpasst
Der hauptstädtische Schöffenrat hat entschieden, die Bewegungsfreiheit von Radfahrern und Fußgängern dort einzuschränken, wo sie eigentlich vor dem Straßenverkehr in Sicherheit sind: im Stadtpark. Der Grund mag einleuchten, denn es gibt hier tatsächlich ein Konfliktpotenzial zwischen den Nutzern der schmalen Wege. Doch die Lösung arrangiert nur Autofahrer. Fußgänger und Radfahrer, die eigentlich ein gemeinsames Sicherheitsinteresse haben, werden gegeneinander ausgespielt. Das schafft neue Konflikte. Das eigentliche Problem ist der Grund, warum so viele Radfahrer im Park unterwegs sind. Es gibt für sie keine sicherere Verbindung am Stadtzentrum vorbei. Dabei liegt die Lösung seit Jahren auf dem Tisch: Ein vom restlichen Straßenverkehr abgetrennter Radweg am Boulevard Prince Henri würde die Zahl der Radfahrer im Park von heute auf morgen drastisch reduzieren. Diese Überlegungen gibt es auch bei der Stadt. Der Grund, warum sie aber immer wieder auf die lange Bank gedrückt werden, ist ein offenes Geheimnis: Um im unteren Teil des Boulevard Prince Henri einen solchen Weg anzulegen, müssten Parkplätze entfernt werden. Und das will der DP/CSV-Schöffenrat tunlichst vermeiden. Knackpunkt ist nicht etwa fehlender Parkraum, denn selbst an Spitzentagen herrscht im nahe liegenden Hamilius-Parkhaus gähnende Leere. Das Problem ist, dass am Boulevard Prince Henri Menschen mit einer hauptstädtischen Parkvignette kostenlos zwei Stunden parken können. Und das werden DP und CSV ganz sicher nicht vor den nächsten Wahlen ändern. Wohl auch nicht vor den übernächsten und dann, 2035, wird man die heutige Mobilitätspolitik wohl mit dem gleichen kritischen Blick begutachten, wie derzeit die Wohnungsbaupolitik der vergangenen 30 Jahre.