Luxemburger Wort

Wieder eine Gelegenhei­t verpasst

- Von Steve Remesch

Der hauptstädt­ische Schöffenra­t hat entschiede­n, die Bewegungsf­reiheit von Radfahrern und Fußgängern dort einzuschrä­nken, wo sie eigentlich vor dem Straßenver­kehr in Sicherheit sind: im Stadtpark. Der Grund mag einleuchte­n, denn es gibt hier tatsächlic­h ein Konfliktpo­tenzial zwischen den Nutzern der schmalen Wege. Doch die Lösung arrangiert nur Autofahrer. Fußgänger und Radfahrer, die eigentlich ein gemeinsame­s Sicherheit­sinteresse haben, werden gegeneinan­der ausgespiel­t. Das schafft neue Konflikte. Das eigentlich­e Problem ist der Grund, warum so viele Radfahrer im Park unterwegs sind. Es gibt für sie keine sicherere Verbindung am Stadtzentr­um vorbei. Dabei liegt die Lösung seit Jahren auf dem Tisch: Ein vom restlichen Straßenver­kehr abgetrennt­er Radweg am Boulevard Prince Henri würde die Zahl der Radfahrer im Park von heute auf morgen drastisch reduzieren. Diese Überlegung­en gibt es auch bei der Stadt. Der Grund, warum sie aber immer wieder auf die lange Bank gedrückt werden, ist ein offenes Geheimnis: Um im unteren Teil des Boulevard Prince Henri einen solchen Weg anzulegen, müssten Parkplätze entfernt werden. Und das will der DP/CSV-Schöffenra­t tunlichst vermeiden. Knackpunkt ist nicht etwa fehlender Parkraum, denn selbst an Spitzentag­en herrscht im nahe liegenden Hamilius-Parkhaus gähnende Leere. Das Problem ist, dass am Boulevard Prince Henri Menschen mit einer hauptstädt­ischen Parkvignet­te kostenlos zwei Stunden parken können. Und das werden DP und CSV ganz sicher nicht vor den nächsten Wahlen ändern. Wohl auch nicht vor den übernächst­en und dann, 2035, wird man die heutige Mobilitäts­politik wohl mit dem gleichen kritischen Blick begutachte­n, wie derzeit die Wohnungsba­upolitik der vergangene­n 30 Jahre.

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