La vague du neutre
Billet
On nous prend pour des cons»: c’est, en ce temps de covid, une formule obstinée, mantra braillard, doléance et cri de ralliement de tous les énervés. «On nous prend pour des cons»: une déploration absolue, qui ne pouvant spécifier la nature du mal ne peut désigner, a fortiori, le malfaisant auquel on l’imputerait. Qu’est-ce que le «on»?
C’est un «pronom indéfini», dit la grammaire. Ni masculin ni féminin, c’est un pronom transgenre, qui a fait son coming out dans le dictionnaire. Ni masculin ni féminin, le «on» est neutre, comme le «il»: il se donne un air viril, le «il», mais il est aussi asexué que le «on», à l’instar duquel il suscite des dilemmes d’une extrême gravité. Ainsi dit-on «il pleut», on demande qui est «il» et aussitôt il faut se définir: si vous êtes croyant c’est le bon dieu, si vous êtes athée c’est la météo (si vous êtes Mélenchon c’est «un coup de Macron»).
Mais le neutre est appréciable. C’est, dans l’ordre de la grammaire, une sorte de drapeau blanc, qui permet d’éviter la guerre. La guerre des sexes surtout. Beaucoup de langues en font usage, sauf l’allemand. Car l’allemand, pour dire «on», dit «man»! «Man spricht deutsch» peut-on lire aux devantures des hôtels et restaurants. Que font les féministes? Rien, par peur du qu’en dira-t-on.
Le français, plus élégant, emploie le neutre. Le neutre, et non l’«indéfini», comme dit la grammaire. Le neutre est impersonnel, et ne blesse personne, l’indéfini par contre est une forme d’indignité. «Indéfini»: ni chair ni poisson, ni figue ni raisin, à l’orée du négligeable. Or l’Histoire le montre: c’est par l’indétermination que commencent les exterminations dans le champ de la désignation: on dit d’un pronom qu’il est «indéfini», et bientôt ce sont des millions de signifiants qu’on assassine. Il faut, d’urgence, que la grammaire aussi fasse preuve de correction, et qu’elle s’incline devant les exigences de la morale générale. Il faut réhabiliter le «on» en l’arrachant à l’infamie de l’indétermination.
Ce qui comporte un risque toutefois, on doit en convenir. Car ainsi anobli, ainsi promu, le «on» devient insolent, et nous prend pour des cons. Car ainsi promu le «on» tient salon, accueillant le tout-venant de l’innommé, du vague, de l’équivoque. Fédérateur, le «on» finit par former une instance politique, une région nouvelle dans le champ de l’idéologie: il y a la droite, il y a la gauche et voici le «on», qui n’est pas neutre.
Coalisant les mécontentements vagues et les peurs diffuses, accueillant tous ceux qui veulent faire procès sans connaître ni les coupables ni leurs méfaits, le «on» est le parti des populistes, des artistes et des humoristes démagos: quand face à la crise sanitaire en France Mélenchon, Jean-Marie Bigard ou Francis Lalanne affirment qu’«on nous prend pour des cons» tout le monde est content:
«on» c’est à la fois Macron, les laboratoires pharmaceutiques, les GAFA et les Chinois, et même quand il pleut on peut les dénoncer sans se mouiller.
Russlandfeldzug 1941: Angehörige der Waffen-SS bei Reitversuchen auf einem Kamel in der südlichen Sowjetunion.
Blendende Stimmung, herrliches Sommerwetter, Juni 1941 in der Sowjetunion. Wer es sich als Privilegierter leisten kann, mietet sich eine Datscha oder macht Urlaub am Schwarzen Meer. Das Donnergrollen indes, das in der Frühe des 22. Juni die Badegäste auf der Krim aus dem Schlaf reißt, ist kein Unwetter: Deutsche Kampfflugzeuge haben Sewastopol bombardiert.
Mittags um zwölf geht die Hiobsbotschaft offiziell über die Ätherwellen. In Moskau sitzt auch der Schriftsteller Ilja Ehrenburg (18911967) vor dem Radio und wartet auf eine Rede Stalins (1879-1953). Doch statt seiner spricht Außenminister Molotow (1890-1986): Die „blutrünstige Clique“der deutschen „Faschisten“habe die Sowjetunion angegriffen, ein „unerhörter, treubrüchiger Überfall.“Doch dem „überheblichen Hitler“werde es ergehen wie einst Napoleon. Schlussappell: „Unsere Sache ist gerecht, der Feind wird geschlagen, der Sieg wird unser sein!“
So erlebten die Sowjetbürger vor 80 Jahren den deutschen Angriff auf ihr Land („Unternehmen Barbarossa“). Zu den Zeitzeugen gehörte auch der im sowjetischen Exil lebende österreichische Kommunist Ernst Fischer (18991972). Er war gerade zur Kur auf der Krim und vermutete hinter dem Donnergrollen ein Gewitter. Auch er konnte die Dimension des Geschehens nicht ahnen. Mit 3,4 Millionen Soldaten, fast 3 600 Panzern und 3 000 Flugzeugen fiel die Wehrmacht auf einer Front von 1 600 Kilometern ins Sowjetreich ein.
Die Welt hielt den Atem an, wie es Adolf Hitler (1889-1945) am 3. Februar 1941 vorausgesagt hatte. Und auch der Kremlchef war so schockiert, dass er seinen Außenminister vorschickte. Der Flirt der Diktatoren hatte ein grausames Ende genommen. Begonnen hatte das Drama
mit dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt (Hitler-Stalin-Pakt) vom 23. August 1939. Stalin gab Hitler im geheimen Zusatzprotokoll freie Hand zum Überfall auf Polen am 1. September 1939 und kassierte seinerseits dessen Osthälfte ein. Gemeinsam jagten SS- und sowjetische Einsatzkommandos im besetzten Gebiet Polen und Juden. Zugleich ordnete der rote Diktator den sofortigen Stopp der antinazistischen Propaganda an.
Plötzlich war in der sowjetischen Öffentlichkeit das Stichwort „Faschismus“tabu. Die Wachposten in den Straflagern durften die politischen Gefangenen nicht mehr als „Faschisten“beschimpfen. Antifaschistische Theaterstücke und Filme wurden abgesetzt, statt antinazistischer deutscher Emigrantenzeitungen gab es nun NS-Blätter am Kiosk. Nicht nur Wolfgang Leonhard (1921-2014) – damals ein 18jähriger Jungkommunist in Moskau, später ein weltbekannter Kremlexperte – war verblüfft. Der Pakt lohnte sich. Im Austausch gegen deutsche Industriegüter und Waffen lieferten die Sowjets Getreide und Öl für Hitlers Kriegsmaschinerie. Gipfel der Liebedienerei Stalins war die Auslieferung von über 500 deutschsprachigen Emigranten, die im Sowjetreich Zuflucht vor den Nazis gesucht hatten, an die Gestapo.
Hitler konnte auf die „unheilige Allianz der Großtyrannen“(Michael Stürmer) bauen. Er verbuchte einen militärischen Erfolg nach dem anderen: Dänemark, Norwegen, Holland, Belgien und Luxemburg wurden erobert. Am 22. Juni 1940 fiel Paris nach kaum sechswöchigem Kampf. Nur Großbritannien machte dem „Führer“noch Sorgen. Stalin dagegen holte sich im Winterkrieg gegen Finnland (1939/40) einen blutigen Kopf. Mit deutscher Billigung beraubte er Rumänien um die Nordbukowina und Bessarabien (Juni 1940). Die Besetzung der drei baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen einen Monat später hatte schon der Augustpakt von 1939 besiegelt.
Als Paris fiel, so Nikita Chruschtschow (18941971) später, erlitt Stalin einen Nervenzusammenbruch. Hitler war doch stärker, als es der rote Zar vermutet hatte. Dennoch bewahrte Stalin – ungeachtet zahlreicher Hinweise auf deutsche Kampfvorbereitungen – sein Vertrauen in das Wort Hitlers. Der skrupellose Sowjetdiktator, an dessen Händen damals schon das Blut von Hunderttausenden seiner eigenen Landsleute klebte und dessen Misstrauen anderen gegenüber sprichwörtlich war, verließ sich auf das Wort des ebenso kaltblütigen und verschlagenen Naziführers!
Ende eines Flirts
Aggressoren waren beide
So zumindest sah man es lange Zeit, bis Anfang der 1990er Jahre einige westliche und auch russische Autoren dieser traditionellen Interpretation eine andere Version entgegenhielten. Einer ihrer Wortführer war der 1978 nach England geflohene ehemalige sowjetische Geheimdienstler und Militärschriftsteller Viktor Suworow (*1947). Er behauptet in seinem Bestseller („Der Eisbrecher“, 1989), Stalin seinerseits habe im Sommer 1941 einen Angriff auf Deutschland geplant, dem Hitler nur kurzfristig zuvorgekommen sei.
Suworow berief sich auf neue Dokumentenfunde in russischen Archiven. Der Bonner Zeitgeschichtler Klaus Hildebrand (*1941), ein Kenner der Materie, bezweifelte von Anfang an die Aussagekraft dieses „Beweismaterials“. Er stand nicht allein. Angesichts der zugänglichen Quellen stehe fest, schrieb er, dass es sich beim deutschen Angriff nicht um einen Präventivkrieg gehandelt habe. Die These Suworows, der auch vor „dreisten Verfälschungen“von Originaltexten (Hermann Graml) nicht zurückschreckte, gilt heute in der Geschichtswissenschaft als widerlegt.
Schon das Beispiel Polen 1939 zeigt, dass sowohl Hitler wie Stalin einen Eroberungskrieg zur Ausbreitung ihrer menschen- und freiheitsfeindlichen Ideologien für legitim hielten. Und selbst wenn Hitler am 22. Juni 1941 Stalin zuvorgekommen wäre, würde ihn dies nicht entlasten. Denn „wenn es zwei Verbrechen gibt, so ist es doppelt so schlimm als wenn es eines gäbe, und nicht halb so schlimm.“Der britische Historiker Alan Bullock (1914-2004) hat diese Einsicht mit Blick auf die beiden Terroristen auf dem Herrscherthron in Berlin und Moskau formuliert.
Noch am 11. August 1939 hatte Hitler gegenüber dem Danziger Völkerbundkommissar C. J. Burckhardt (1891-1974), erklärt: Alles, was er tue, sei gegen Russland gerichtet. Wenn der Westen zu dumm oder zu blind sei, dies zu begreifen, sähe er sich gezwungen, sich mit den Russen zu verständigen, den Westen zu schlagen und sich dann mit vereinten Kräften gegen die Sowjetunion zu wenden.
Verbrechen im Osten
Nun hatte Hitler seine Ankündigung wahr gemacht. Doch Volk und Wehrmacht in Deutschland reagierten mit Entsetzen. Von Kriegsbegeisterung keine Spur! Hitlers Ziele, schon in „Mein Kampf“nachzulesen, waren klar: Eroberung neuen Lebensraumes, Vernichtung des „jüdischen Bolschewismus“und seiner Führungsschicht. Die Anfangserfolge der Deutschen waren beachtlich. Stalins „Säuberungen“in den Führungskadern der Roten Armee rächten sich bitter. Das russische Heer glich 1941 –