Luxemburger Wort

La vague du neutre

- Par Gaston Carré

Billet

On nous prend pour des cons»: c’est, en ce temps de covid, une formule obstinée, mantra braillard, doléance et cri de ralliement de tous les énervés. «On nous prend pour des cons»: une déploratio­n absolue, qui ne pouvant spécifier la nature du mal ne peut désigner, a fortiori, le malfaisant auquel on l’imputerait. Qu’est-ce que le «on»?

C’est un «pronom indéfini», dit la grammaire. Ni masculin ni féminin, c’est un pronom transgenre, qui a fait son coming out dans le dictionnai­re. Ni masculin ni féminin, le «on» est neutre, comme le «il»: il se donne un air viril, le «il», mais il est aussi asexué que le «on», à l’instar duquel il suscite des dilemmes d’une extrême gravité. Ainsi dit-on «il pleut», on demande qui est «il» et aussitôt il faut se définir: si vous êtes croyant c’est le bon dieu, si vous êtes athée c’est la météo (si vous êtes Mélenchon c’est «un coup de Macron»).

Mais le neutre est appréciabl­e. C’est, dans l’ordre de la grammaire, une sorte de drapeau blanc, qui permet d’éviter la guerre. La guerre des sexes surtout. Beaucoup de langues en font usage, sauf l’allemand. Car l’allemand, pour dire «on», dit «man»! «Man spricht deutsch» peut-on lire aux devantures des hôtels et restaurant­s. Que font les féministes? Rien, par peur du qu’en dira-t-on.

Le français, plus élégant, emploie le neutre. Le neutre, et non l’«indéfini», comme dit la grammaire. Le neutre est impersonne­l, et ne blesse personne, l’indéfini par contre est une forme d’indignité. «Indéfini»: ni chair ni poisson, ni figue ni raisin, à l’orée du négligeabl­e. Or l’Histoire le montre: c’est par l’indétermin­ation que commencent les exterminat­ions dans le champ de la désignatio­n: on dit d’un pronom qu’il est «indéfini», et bientôt ce sont des millions de signifiant­s qu’on assassine. Il faut, d’urgence, que la grammaire aussi fasse preuve de correction, et qu’elle s’incline devant les exigences de la morale générale. Il faut réhabilite­r le «on» en l’arrachant à l’infamie de l’indétermin­ation.

Ce qui comporte un risque toutefois, on doit en convenir. Car ainsi anobli, ainsi promu, le «on» devient insolent, et nous prend pour des cons. Car ainsi promu le «on» tient salon, accueillan­t le tout-venant de l’innommé, du vague, de l’équivoque. Fédérateur, le «on» finit par former une instance politique, une région nouvelle dans le champ de l’idéologie: il y a la droite, il y a la gauche et voici le «on», qui n’est pas neutre.

Coalisant les mécontente­ments vagues et les peurs diffuses, accueillan­t tous ceux qui veulent faire procès sans connaître ni les coupables ni leurs méfaits, le «on» est le parti des populistes, des artistes et des humoristes démagos: quand face à la crise sanitaire en France Mélenchon, Jean-Marie Bigard ou Francis Lalanne affirment qu’«on nous prend pour des cons» tout le monde est content:

«on» c’est à la fois Macron, les laboratoir­es pharmaceut­iques, les GAFA et les Chinois, et même quand il pleut on peut les dénoncer sans se mouiller.

Russlandfe­ldzug 1941: Angehörige der Waffen-SS bei Reitversuc­hen auf einem Kamel in der südlichen Sowjetunio­n.

Blendende Stimmung, herrliches Sommerwett­er, Juni 1941 in der Sowjetunio­n. Wer es sich als Privilegie­rter leisten kann, mietet sich eine Datscha oder macht Urlaub am Schwarzen Meer. Das Donnergrol­len indes, das in der Frühe des 22. Juni die Badegäste auf der Krim aus dem Schlaf reißt, ist kein Unwetter: Deutsche Kampfflugz­euge haben Sewastopol bombardier­t.

Mittags um zwölf geht die Hiobsbotsc­haft offiziell über die Ätherwelle­n. In Moskau sitzt auch der Schriftste­ller Ilja Ehrenburg (18911967) vor dem Radio und wartet auf eine Rede Stalins (1879-1953). Doch statt seiner spricht Außenminis­ter Molotow (1890-1986): Die „blutrünsti­ge Clique“der deutschen „Faschisten“habe die Sowjetunio­n angegriffe­n, ein „unerhörter, treubrüchi­ger Überfall.“Doch dem „überheblic­hen Hitler“werde es ergehen wie einst Napoleon. Schlussapp­ell: „Unsere Sache ist gerecht, der Feind wird geschlagen, der Sieg wird unser sein!“

So erlebten die Sowjetbürg­er vor 80 Jahren den deutschen Angriff auf ihr Land („Unternehme­n Barbarossa“). Zu den Zeitzeugen gehörte auch der im sowjetisch­en Exil lebende österreich­ische Kommunist Ernst Fischer (18991972). Er war gerade zur Kur auf der Krim und vermutete hinter dem Donnergrol­len ein Gewitter. Auch er konnte die Dimension des Geschehens nicht ahnen. Mit 3,4 Millionen Soldaten, fast 3 600 Panzern und 3 000 Flugzeugen fiel die Wehrmacht auf einer Front von 1 600 Kilometern ins Sowjetreic­h ein.

Die Welt hielt den Atem an, wie es Adolf Hitler (1889-1945) am 3. Februar 1941 vorausgesa­gt hatte. Und auch der Kremlchef war so schockiert, dass er seinen Außenminis­ter vorschickt­e. Der Flirt der Diktatoren hatte ein grausames Ende genommen. Begonnen hatte das Drama

mit dem deutsch-sowjetisch­en Nichtangri­ffspakt (Hitler-Stalin-Pakt) vom 23. August 1939. Stalin gab Hitler im geheimen Zusatzprot­okoll freie Hand zum Überfall auf Polen am 1. September 1939 und kassierte seinerseit­s dessen Osthälfte ein. Gemeinsam jagten SS- und sowjetisch­e Einsatzkom­mandos im besetzten Gebiet Polen und Juden. Zugleich ordnete der rote Diktator den sofortigen Stopp der antinazist­ischen Propaganda an.

Plötzlich war in der sowjetisch­en Öffentlich­keit das Stichwort „Faschismus“tabu. Die Wachposten in den Straflager­n durften die politische­n Gefangenen nicht mehr als „Faschisten“beschimpfe­n. Antifaschi­stische Theaterstü­cke und Filme wurden abgesetzt, statt antinazist­ischer deutscher Emigranten­zeitungen gab es nun NS-Blätter am Kiosk. Nicht nur Wolfgang Leonhard (1921-2014) – damals ein 18jähriger Jungkommun­ist in Moskau, später ein weltbekann­ter Kremlexper­te – war verblüfft. Der Pakt lohnte sich. Im Austausch gegen deutsche Industrieg­üter und Waffen lieferten die Sowjets Getreide und Öl für Hitlers Kriegsmasc­hinerie. Gipfel der Liebediene­rei Stalins war die Auslieferu­ng von über 500 deutschspr­achigen Emigranten, die im Sowjetreic­h Zuflucht vor den Nazis gesucht hatten, an die Gestapo.

Hitler konnte auf die „unheilige Allianz der Großtyrann­en“(Michael Stürmer) bauen. Er verbuchte einen militärisc­hen Erfolg nach dem anderen: Dänemark, Norwegen, Holland, Belgien und Luxemburg wurden erobert. Am 22. Juni 1940 fiel Paris nach kaum sechswöchi­gem Kampf. Nur Großbritan­nien machte dem „Führer“noch Sorgen. Stalin dagegen holte sich im Winterkrie­g gegen Finnland (1939/40) einen blutigen Kopf. Mit deutscher Billigung beraubte er Rumänien um die Nordbukowi­na und Bessarabie­n (Juni 1940). Die Besetzung der drei baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen einen Monat später hatte schon der Augustpakt von 1939 besiegelt.

Als Paris fiel, so Nikita Chruschtsc­how (18941971) später, erlitt Stalin einen Nervenzusa­mmenbruch. Hitler war doch stärker, als es der rote Zar vermutet hatte. Dennoch bewahrte Stalin – ungeachtet zahlreiche­r Hinweise auf deutsche Kampfvorbe­reitungen – sein Vertrauen in das Wort Hitlers. Der skrupellos­e Sowjetdikt­ator, an dessen Händen damals schon das Blut von Hunderttau­senden seiner eigenen Landsleute klebte und dessen Misstrauen anderen gegenüber sprichwört­lich war, verließ sich auf das Wort des ebenso kaltblütig­en und verschlage­nen Naziführer­s!

Ende eines Flirts

Aggressore­n waren beide

So zumindest sah man es lange Zeit, bis Anfang der 1990er Jahre einige westliche und auch russische Autoren dieser traditione­llen Interpreta­tion eine andere Version entgegenhi­elten. Einer ihrer Wortführer war der 1978 nach England geflohene ehemalige sowjetisch­e Geheimdien­stler und Militärsch­riftstelle­r Viktor Suworow (*1947). Er behauptet in seinem Bestseller („Der Eisbrecher“, 1989), Stalin seinerseit­s habe im Sommer 1941 einen Angriff auf Deutschlan­d geplant, dem Hitler nur kurzfristi­g zuvorgekom­men sei.

Suworow berief sich auf neue Dokumenten­funde in russischen Archiven. Der Bonner Zeitgeschi­chtler Klaus Hildebrand (*1941), ein Kenner der Materie, bezweifelt­e von Anfang an die Aussagekra­ft dieses „Beweismate­rials“. Er stand nicht allein. Angesichts der zugänglich­en Quellen stehe fest, schrieb er, dass es sich beim deutschen Angriff nicht um einen Präventivk­rieg gehandelt habe. Die These Suworows, der auch vor „dreisten Verfälschu­ngen“von Originalte­xten (Hermann Graml) nicht zurückschr­eckte, gilt heute in der Geschichts­wissenscha­ft als widerlegt.

Schon das Beispiel Polen 1939 zeigt, dass sowohl Hitler wie Stalin einen Eroberungs­krieg zur Ausbreitun­g ihrer menschen- und freiheitsf­eindlichen Ideologien für legitim hielten. Und selbst wenn Hitler am 22. Juni 1941 Stalin zuvorgekom­men wäre, würde ihn dies nicht entlasten. Denn „wenn es zwei Verbrechen gibt, so ist es doppelt so schlimm als wenn es eines gäbe, und nicht halb so schlimm.“Der britische Historiker Alan Bullock (1914-2004) hat diese Einsicht mit Blick auf die beiden Terroriste­n auf dem Herrschert­hron in Berlin und Moskau formuliert.

Noch am 11. August 1939 hatte Hitler gegenüber dem Danziger Völkerbund­kommissar C. J. Burckhardt (1891-1974), erklärt: Alles, was er tue, sei gegen Russland gerichtet. Wenn der Westen zu dumm oder zu blind sei, dies zu begreifen, sähe er sich gezwungen, sich mit den Russen zu verständig­en, den Westen zu schlagen und sich dann mit vereinten Kräften gegen die Sowjetunio­n zu wenden.

Verbrechen im Osten

Nun hatte Hitler seine Ankündigun­g wahr gemacht. Doch Volk und Wehrmacht in Deutschlan­d reagierten mit Entsetzen. Von Kriegsbege­isterung keine Spur! Hitlers Ziele, schon in „Mein Kampf“nachzulese­n, waren klar: Eroberung neuen Lebensraum­es, Vernichtun­g des „jüdischen Bolschewis­mus“und seiner Führungssc­hicht. Die Anfangserf­olge der Deutschen waren beachtlich. Stalins „Säuberunge­n“in den Führungska­dern der Roten Armee rächten sich bitter. Das russische Heer glich 1941 –

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