Der Abschied des Spielverderbers
Etzellas Basketballer Jairo Delgado läuft ab der kommenden Saison nicht mehr in der Total League auf
Jairo Delgado ist ein sympathischer Typ. Trifft man den langjährigen Nationalspieler außerhalb des Platzes, wirkt er fast schüchtern. Und doch freuten sich in den vergangenen 20 Jahren nur wenige Basketballer, wenn sie dem Mann mit der eisernen Miene gegenüberstanden. Der Edelverteidiger brachte die besten Offensivspieler zum Verzweifeln und gewann insgesamt elf Titel.
Seine erfolgreiche Laufbahn sollte mit dem Gewinn der vierten Meisterschaft enden, dieser Traum platzte allerdings am vergangenen Freitag, als Ettelbrück das dritte und entscheidende Halbfinale gegen Basket Esch mit 78:88 verlor. „Vor dem Beginn der Serie war ich davon überzeugt“, dass wir gewinnen würden, sagt der 35-Jährige in der neuen Folge von „And One – De Basketpodcast“, die auf online.wort.lu/andone und allen großen Podcastplattformen zu hören ist.
Etzella schied aus und Delgados Karriere endete damit vorzeitig. „Die ersten Tränen sind schon vor dem Ende des Spiels geflossen“, gesteht er.
Zu den Brüdern nach Schieren
Wenige Tage später realisiert Delgado zwar noch nicht, dass er ab der kommenden Saison kein Erstligaspieler mehr sein wird, konkrete Pläne hat er aber schon. „Ich werde mit meinen Brüdern und Cousins für die zweite Mannschaft Schierens spielen.“
Erfahrungen mit Familienmitgliedern im Team macht Jairo Delgado schon in Ettelbrück. Neben Cousin Nelson spielt er dort auch jahrelang an der Seite von dessen Neffen Ivan. „Jeder kennt uns, vor allem Nelson und mich. Basketball ist in Ettelbrück sehr beliebt.“
Jairo Delgado scheidet im Meisterschaftshalbfinale mit Etzella gegen die Escher um Jeffry Monteiro und Joe Biever (hinten) aus.
Sein Intermezzo in Düdelingen – Jairo Delgado trägt in der Saison 2011/2012 das T71-Trikot und gewinnt den Pokal – wird ihm schnell verziehen. In seiner Heimatstadt macht er sich nicht nur als Sportler einen Namen. 2017 wird der LSAP-Politiker in den Ettelbrücker Gemeinderat gewählt. „Ich hatte bis dahin nichts mit Politik am Hut“, erinnert er sich. „Ich bin eher introvertiert, deswegen war es schon komisch, vor Leuten zu stehen und eine Rede zu halten. Ich musste meine Komfortzone verlassen.“
Neues Hobby
Nach seinem Rücktritt will sich Delgado mehr Zeit für sein Amt nehmen. Er verfolgt weitere Pläne: „Ich freue mich enorm darauf, zu verreisen. Ich war erst ein Mal im Skiurlaub.“Delgado sucht ein neues Hobby: „Ich möchte PadelTennis ausprobieren.“
Seine große Stärke, das Verteidigen, wird ihm beim neuen Sport wohl nicht sonderlich helfen. Doch Delgado hat Tipps für Nachwuchsbasketballer: „Um gut zu verteidigen, braucht man den unbedingten Willen, seinen Gegenspieler aufzuhalten. Man muss clever spielen. Viele denken überhaupt nicht darüber nach, was der Gegner macht. Zudem ist die Kommunikation mit den Mitspielern sehr wichtig. Ich habe immer rumgebrüllt, um meine Teamkollegen zu dirigieren.“
Und auch wenn es trotz Delgados Leaderqualitäten sowie seines Dreiers in der Schlusssekunde des 80:79-Heimsiegs im ersten Halbfinale nicht zum Einzug ins Endspiel gereicht hat, wird der Ettelbrücker seine aktive Zeit in guter Erinnerung behalten. „Die Pokalfinals in der Coque waren atemberaubend. Wir haben gegen die Musel Pikes vor über 4 000 Zuschauern gespielt (2008 sahen 5 650 Zuschauer den Finalsieg der Ettelbrücker gegen die Moselaner, Anmerkung der Redaktion). Das werde ich nie vergessen. Ich hatte Glück, so oft zu gewinnen, das sind besondere Momente. Solche Emotionen spürt man nach der Karriere nie wieder.“
Das Erfolgsrezept des 35-Jährigen ist einfach: „In der Defensive gewinnt man definitiv Titel. Ich habe immer Vollgas gegeben, muss aber sagen, dass man schon auch in der Lage sein muss, den Ball im Korb zu versenken.“Obwohl die Total League mit Delgados Rücktritt einen der besten Luxemburger der jüngeren Vergangenheit verliert, gibt es durch den Abschied auch Gewinner: Die Basketballer, die ab der nächsten Saison nicht mehr in die entschlossenen Augen Delgados blicken müssen und den Ball wenig später nicht mehr in den Händen halten.
Ich habe immer rumgebrüllt, um meine Teamkollegen zu dirigieren.