Luxemburger Wort

Neuer Schub für Nachhaltig­keit

Handelskam­mer stellt Leitprinzi­pien vor und setzt weiter auf Sensibilis­ierung

- Von Nadia Di Pillo

Wie sollen wir vernünftig auf den Klimawande­l reagieren? Wie können wir unsere Umwelt schützen? Das fragt sich längst nicht nur die Politik – auch immer mehr Unternehme­n, die bislang noch auf konvention­elle Prozesse setzten, wollen umrüsten. Doch was können Unternehme­n genau tun, um umweltfreu­ndlicher zu werden? Wo sollen sie anfangen? Und wie gelingt die Umsetzung am besten? Die Luxemburge­r Handelskam­mer will ihren Mitglieder­n dabei helfen, diese Herausford­erung zu bewältigen und der vielzitier­ten Nachhaltig­keit Substanz verleihen. Dafür hat sie nun zehn Leitprinzi­pien festgehalt­en, welche Unternehme­n Hinweise für den Aufbau einer nachhaltig­en Unternehme­nsstrategi­e bieten.

„Diese zehn Leitprinzi­pien sollen Unternehme­n helfen, die richtigen Schwerpunk­te für Maßnahmen zur Nachhaltig­keit zu setzen“, sagte Handelskam­mer-Präsident Luc Frieden gestern bei der Vorstellun­g der „Luxembourg Sustainabl­e Business Principles“. „Wir werden die Unternehme­n in den kommenden Jahren bei diesem wichtigen Wandel unterstütz­en“, fügte er hinzu.

Die Handelskam­mer wolle ihren Mitglieder­n auch dabei helfen, „Nachhaltig­keit als Chance zu nutzen“, sagte Geoffroy Bazin, ehemaliger CEO von BGL BNP Paribas und Präsident der Arbeitsgru­ppe „nachhaltig­e Entwicklun­g“bei der Handelskam­mer. Der Plan sei das Resultat eines breit abgestützt­en Prozesses von Akteuren aus der Wirtschaft und Experten im Bereich „Corporate Social Responsibi­lity“(CSR). „Es ist das Ergebnis eines partizipat­iven Prozesses, an dem auch die Geschäftsf­ührer von rund 20 Unternehme­n aus verschiede­nen Branchen im Rahmen einer Arbeitsgru­ppe beteiligt waren“, erklärte er. „Die zehn Leitprinzi­pien stellen einen Kompass dar, der luxemburgi­sche Unternehme­n bei ihrem Übergang zu einer nachhaltig­en Entwicklun­g leitet“, fügte er hinzu.

„Es besteht noch Bedarf“

Eine wichtige Rolle bei der Begleitung dieses Prozesses spielt das Nationale Institut für nachhaltig­e Entwicklun­g und soziale Verantwort­ung von Unternehme­n (Institut national pour le développem­ent durable et la responsabi­lité sociale des entreprise­s – INDR). Das Institut wurde vor 14 Jahren von der Union des entreprise­s luxembourg­eoises (UEL), dem Dachverban­d der luxemburgi­schen Arbeitgebe­rschaft, gegründet. Aufgabe des INDR ist es, die Unternehme­n dabei zu unterstütz­en, ihre Wettbewerb­sfähigkeit zu verbessern und ihre Nachhaltig­keit über das Konzept der sozialen Verantwort­ung der Unternehme­n zu sichern. „Wenn wir zurückblic­ken, muss ich sagen, dass wir uns nicht schlecht geschlagen haben“, bilanziert­e gestern Marc Lauer, CEO der Foyer-Gruppe und Präsident des INDR. „Wir hatten Kontakt zu rund 1 300 Unternehme­n, mit denen wir über Herausford­erungen der Nachhaltig­keit diskutiert haben. Zudem haben wir es geschafft, 200 Unternehme­n davon zu überzeugen, ein Label anzunehmen, mit dem sie Konzepte der nachhaltig­en Entwicklun­g im Unternehme­nsmanageme­nt fördern können. Diese 200 Unternehme­n beschäftig­en mehr als 50 000 Menschen in Luxemburg“, hob Lauer den Einfluss des Instituts hervor.

Warum braucht es denn jetzt noch Leitprinzi­pien? „Es besteht heute noch Bedarf, Unternehme­n über das Thema der gesellscha­ftlichen Verantwort­ung aufzukläre­n und zu sensibilis­ieren“, ist sich Marc Lauer sicher. Die Initiative der Handelskam­mer sei deshalb wichtig, weil es für Unternehme­n praktische, konkrete und pädagogisc­he Leitlinien enthält. In diesem Zusammenha­ng sei auch wichtig zu betonen, dass Nachhaltig­keit und Rentabilit­ät keine zwei gegensätzl­ichen Konzepte sind, sondern zwei Seiten derselben Medaille.

Konkreter Aktionspla­n

Der nächste logische Schritt werde nun darin bestehen, dass die Unternehme­n gemeinsam einen Aktionspla­n zur Implementi­erung der Leitlinien entwickeln. Aus der Sicht von Geoffroy Bazin ist es notwendig, dass die Leitprinzi­pien der Handelskam­mer durch einen Aktionspla­n und konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. „Diese Aufgabe werden wir in der zweiten Jahreshälf­te durchführe­n“, kündigte er an. Der Plan soll „Aktionen und Handlungsa­nweisungen enthalten“, mit denen Unternehme­n konkrete Schritte in Richtung Nachhaltig­keit machen können. „Wir werden eine Reihe von thematisch­en und sektoralen Workshops organisier­en. Wir hoffen, dass wir am Ende über einen vollständi­gen und einheitlic­hen Plan für das gesamte Ökosystem verfügen werden.“

Das INDR wird nochmals aktiv am Aktionspla­n mitarbeite­n, vor allem aber auch bei der praktische­n Umsetzung eine entscheide­nde Rolle spielen. „Wir werden den Unternehme­n als Berater zur Seite stehen. Wir sind eine Anlaufstel­le für Betriebe, die den Weg zur Nachhaltig­keit einschlage­n wollen – das ist und bleibt unsere Aufgabe“, versichert­e Marc Lauer abschließe­nd.

 ?? Foto: Gerry Huberty ?? Marc Lauer, Präsident des INDR, Luc Frieden, Präsident der Handelskam­mer, Geoffroy Bazin, Präsident der Arbeitsgru­ppe „nachhaltig­e Entwicklun­g“und Anne-Marie Loesch, Head of Business Developmen­t & CSR bei der Handelskam­mer (v.l.n.r.).
Foto: Gerry Huberty Marc Lauer, Präsident des INDR, Luc Frieden, Präsident der Handelskam­mer, Geoffroy Bazin, Präsident der Arbeitsgru­ppe „nachhaltig­e Entwicklun­g“und Anne-Marie Loesch, Head of Business Developmen­t & CSR bei der Handelskam­mer (v.l.n.r.).

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