Luxemburger Wort

„Museum zieht keine Leute an“

Yves Wengler will Funde in Neubau integriere­n

-

Yves Wengler, Bürgermeis­ter von Echternach, wurde wie der gesamte Gemeindera­t im März von der Bedeutung der Funde überrascht. Nun will er sich in anderen europäisch­en Städten Ideen holen, wie man archäologi­sche Stätten in das Stadtzentr­um einbetten kann.

Yves Wengler, bei den politische­n Diskussion­en hatte man das Gefühl, dass die Funde auf dem Gelände der Petite Marquise dem Schöffenra­t eine Nummer zu groß sind und er sie am liebsten ans Kulturmini­sterium abgeben würde. Ist der Eindruck richtig?

Kulturmini­sterin Sam Tanson pocht darauf, dass die Gemeinde Trägerin des Projekts sein muss. Wir hatten vorgeschla­gen, den Teil des Geländes mit den Funden an den Staat abzutreten, das wurde aber abgelehnt. Jetzt müssen wir uns Gedanken machen, was wir mit den Funden anfangen.

Da ist ja eine große Bandbreite denkbar. Man könnte sie zuschütten, eine Ausstellun­g dazu entwerfen oder sie zu einer neuen Sehenswürd­igkeit ausbauen ...

Vom konservato­rischen Standpunkt wäre es tatsächlic­h das Beste, man würde die Fundamente des Klosterhof­s zuschütten und mit einer Folie und einer Betonplatt­e abdecken. Dann wären sie auch in 500 Jahren noch gut erhalten. Die Steine an dieser feuchten Stelle so zu konservier­en, dass sie nicht vermodern und vergammeln, wird technisch anspruchsv­oll und entspreche­nd teuer werden.

Wie wollen Sie dieses Problem lösen?

Wir brauchen einen Top-Architekte­n mit Erfahrung. Eine Möglichkei­t wäre es, die Funde in das neue Gebäude zu integriere­n. Ich schaue mich gerne in europäisch­en Städten um, wo dies vorbildlic­h gelungen ist.

In Echternach hört man schon Vorschläge, die Reste des Klosterhof­s aus Sankt Willibrord­s Zeiten zu einem Museum auszubauen. Wie stehen Sie dazu?

Ich habe mich dagegen ausgesproc­hen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solches Angebot viele Leute anziehen wird. Grundsätzl­ich bin ich der Meinung, dass Museen nicht zur Belebung des Echternach­er Stadtzentr­ums beitragen. Die Leute kommen nicht wegen eines Museums, sondern wegen Geschäften und Restaurant­s.

Wie läuft die Zusammenar­beit mit dem Kulturmini­sterium?

Ich würde mir vom Ministeriu­m wünschen, dass es Vorschläge macht und der Gemeinde Expertenra­t zur Verfügung stellt. Stattdesse­n sagt uns Kulturmini­sterin Tanson, wir stellen die Funde unter Denkmalsch­utz, seht selbst zu, was ihr damit anfangt. Ich finde, damit macht sie es sich ein bisschen zu einfach.

 ??  ?? Perfekt erhalten: Den glatt behauenen Steinen, aus denen dieser Ausguss besteht, sieht man ihr Alter von über 1 000 Jahren nicht an.
Perfekt erhalten: Den glatt behauenen Steinen, aus denen dieser Ausguss besteht, sieht man ihr Alter von über 1 000 Jahren nicht an.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg