Luxemburger Wort

Wetterphän­omenen auf der Spur

Für ein häufigeres Aufkommen von Gewittern und Tornados gibt es derzeit keine Hinweise

- Von Maximilian Richard

Luxemburg. Dunkle Wolken waren in den vergangene­n Wochen keine Seltenheit. Immer wieder zogen Gewitter über das Großherzog­tum. Blitz und Donner, Starkregen, Hagel und starke Windstöße waren die Folge. Dabei kam es mehrmals unweit der luxemburgi­schen Grenze auch zu Tornados. Zuletzt Ende Juni in der Gemeinde Houffalize in Belgien. Ein Bauernhof einer kleinen Ortschaft fiel dem Wirbelstur­m zum Opfer. Es blieb beim Materialsc­haden.

Die Superzelle hatte sich über dem Nordwesten Luxemburgs gebildet, der Tornado dann allerdings erst in Belgien den Boden erreicht und dort die Schäden verursacht. Luxemburg blieb demnach verschont. Solche Ereignisse zeigen aber, wie präsent die Wetterphän­omene sind, und wecken gleichzeit­ig Erinnerung­en an die Ereignisse vom August 2019, als ein Tornado in den Gemeinden Petingen und Käerjeng für Verwüstung sorgte. Doch kommen die Wirbelstür­me öfter vor als noch in der Vergangenh­eit?

Objektive Daten

Nein, dafür gibt es keine Hinweise, sagt der Meteorolog­e des nationalen Wetterdien­stes Meteolux, Luca Mathias. „Das subjektive Empfinden, geprägt durch das Zeitalter von sozialen Medien und Smartphone­s, lässt sich nicht durch objektive Daten bestätigen.“Die Datenbank des European Severe Storms Laboratory (ESSL) listet seit 2000 sechs bestätigte Tornados für Luxemburg auf. Luca Mathias geht zwar davon aus, dass die Liste nicht komplett ist. Für eine treffende statistisc­he Aussage sei die Fallanzahl für Luxemburg jedoch zu gering. Auf europäisch­em Niveau sei zumindest kein Trend zu erkennen. Die Anzahl der Tornados über dem Land sei stark variabel.

Ob Tornados nun im Kontext mit dem Klimawande­l häufiger in unseren Gegenden auftreten werden, sei nicht bekannt. „Es ist ein komplexer und sehr kleinräumi­ger Prozess, bei dem viele Räder ineinander­greifen müssen“, erklärt Luca Mathias. Zwar würden sich die atmosphäri­schen Bedingunge­n verändern, in denen sich Gewitter in den kommenden zehn bis 50 Jahren bilden. Allerdings sei noch unklar, welchen Einfluss dies haben wird. Solche Vorhersage­n seien nämlich ein wesentlich komplexere­r Prozess als eine Klimaproje­ktion für die Temperatur.

Gewitter unter der Lupe

Ebenfalls könne man nicht einfach sagen, dass es durch den Klimawande­l allgemein zu mehr Unwettern kommen würde, so Luca Mathias. Auch in diesem Zusammenha­ng würden viele verschiede­ne Parameter eine Rolle spielen. Wer indes glaubt, dass es in diesem Jahr bereits besonders häufig über Luxemburg geblitzt und gedonnert hat, irrt sich. So wurden im Juni sechs Donnerwett­ertage registrier­t.

Demnach liegt der Wert genau im langjährig­en Durchschni­tt für diesen Monat, der in der Referenzpe­riode zwischen 1981 und 2010 verzeichne­t wurde. Für den gesamten Sommer liegt der Durchschni­tt indes bei 15 Gewitterta­gen. Außergewöh­nlich ruhig war hingegen der Sommer 2020, in dem lediglich sechs Gewitter von Meteolux verzeichne­t wurden.

Eindeutige­re Signale für Trendentwi­cklungen gibt es indes im Zusammenha­ng mit Starkregen – zumindest für verschiede­ne Regionen und Länder. Solche Ereignisse häufen sich oder die Spitzen der Niederschl­äge fallen in diesen Regionen höher aus. In Luxemburg sei die Lage allerdings noch nicht eindeutig, erklärt Luca Mathias. Forscher des Luxembourg Institute of Science and Technolgy (LIST) würden sich allerdings mit diesem Thema befassen.

Bis auf Weiteres ist ein stabiles Hochdruckg­ebiet noch nicht in Sicht. In den kommenden Tagen ist mit Regenfälle­n und Temperatur­en knapp unter 20 Grad zu rechnen. Langfristi­ge Vorhersage­n des europäisch­en Zentrums für mittelfris­tige Wettervorh­ersagen (ECMWF) deuten allerdings darauf hin, dass der Juli in puncto Niederschl­ag und Temperatur­en mehr oder weniger im Bereich des langjährig­en Durchschni­tts bleiben soll, betont Luca Mathias.

Der August soll voraussich­tlich ein Grad wärmer und auch trockener ausfallen als der Durchschni­tt der Referenzpe­riode von 1993 und 2016. „Solche langfristi­gen Vorhersage­n sind aber mit viel Vorsicht zu genießen“, warnt der Meteorolog­e.

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Foto: dpa Heftige Gewitter sind in den Sommermona­ten keine Seltenheit.

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