Luxemburger Wort

Teure Verzögerun­g

Der Bau des neuen Wasserturm­s in Kirchberg soll im Oktober dieses Jahres beginnen

- Von David Thinnes Grafik: Temperatur­as Extremas Arquitecto­s, Simon-Christians­en & Associés

Luxemburg. Vor drei Jahren hatte der Gemeindera­t der Stadt Luxemburg, bereits über den Kostenvora­nschlag für den neuen Wasserturm in Kirchberg abgestimmt. Gestern lag den Räten in einer Sitzung des gleichen Gremiums nun ein korrigiert­er Kostenvora­nschlag vor, der um 2,67 Millionen Euro teurer ist. Seit einigen Monaten stand außerdem fest, dass der Bau des 50 Meter hohen Turms nicht wie geplant Ende dieses Jahres beendet werden wird. Die Arbeiten haben noch immer nicht begonnen.

Am 9. Juli 2018 standen für das Projekt, das von den Architekte­n Temperatur­as Extremas Arquitecto­s aus Madrid und dem Ingenieurb­üro Simon-Christians­en & Associés aus dem Großherzog­tum ausgearbei­tet wurde, schon 8,47 Millionen Euro zu Buche. Im Vergleich zur Projektvor­stellung war dies bereits ein Anstieg: Fünf Millionen Euro waren im Juni 2016 budgetiert worden.

Die Gründe für die Mehrkosten kommentier­t der Schöffenra­t folgenderm­aßen: Unterschät­zung der Kosten durch die Ingenieurb­üros, ein Anstieg der Kosten der Baumateria­lien und der überlastet­e Zustand des Marktes der Baubranche sowie die fallende Zahl an Firmen, die sich an den Ausschreib­ungen beteiligen. Der Großteil der Mehrkosten – 2,26 Millionen Euro – entfällt auf die Baukosten. Erwähnt werden kann auch, dass die Anschlussk­osten des Syndicat des eaux du barrage d'Esch-sur-Sûre (Sebes) im Vergleich zum ersten Kostenvora­nschlag um 54,6 Prozent zurückgega­ngen sind.

„Die Materialko­sten sind in den vergangene­n Monaten um etwa 30 Prozent angestiege­n. Auch beim Hoch- und Tiefbau werden die

Dienstleis­tungen um 15 bis 20 Prozent teurer“, erklärt die verantwort­liche Schöffin, Simone Beissel (DP).

Im Dezember 2019 begann die europäisch­e Ausschreib­ung für das Projekt: Nur zwei Angebote wurden eingereich­t. Das einzig gültige Angebot lag zu dem Moment 2,2 Millionen Euro über dem Kostenvora­nschlag.

Auch eine zweite Ausschreib­ung – diesmal aufgeteilt auf drei Posten – war nicht von Erfolg gekrönt. Für einen Posten (elektromec­hanische Arbeiten) wurde ein Anbieter gefunden, für die beiden anderen erneut nicht. Der Schöffenra­t entschied Ende Februar dieses Jahres, die Ausschreib­ungen für diese beiden Posten zu annulliere­n.

Rabatt von Baufirma

Dann kam es zu einer sogenannte­n „procédure négociée“. Der zuständige Dienst der Hauptstadt kontaktier­te die Firma BamLux, die als einzige Firma an beiden Ausschreib­ungen teilgenomm­en hatte und dabei das „finanziell günstigste Angebot“abgegeben hatte. Die Firma stimmte zu, das Projekt anzunehmen, und zwar mit einer

Preisermäß­igung von 552 855,74 Euro.

Von der Opposition kam nicht wenig überrasche­nd vor allem Kritik an den explodiere­nden Kosten. „Ich habe das Gefühl, dass die Stadt Luxemburg als eine Art Milchkuh angesehen wird, die immer wieder angezapft werden kann“, so Rat Tom Krieps (LSAP).

Carlo Back von Déi Gréng forderte in diesem Dossier mehr Transparen­z über die Entwicklun­g des Projektes. „Es ist nun eine Prinzipien­sache. Wir tun uns sehr schwer, bei solchen Überschrei­tungen mitzustimm­en.“

Bürgermeis­terin Lydie Polfer stellte klar, dass es sich hier nicht um eine Budgetüber­schreitung handele, da das Projekt noch nicht begonnen habe, sondern um einen überarbeit­eten Kostenvora­nschlag. Simone Beissel strich hervor, dass der Bau des Wasserturm­s notwendig sei, um den urbanistis­chen Entwicklun­gen in Kirchberg gerecht zu werden. „Wir müssen dies mit Zähneknirs­chen stimmen. Denn wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, so die DPSchöffin.

Mit den Stimmen der Mehrheit wurde der neue Kostenvora­nschlag schließlic­h angenommen, die Opposition enthielt sich. Die Arbeiten sollen im Oktober beginnen und Anfang 2024 beendet sein.

 ??  ?? Der Wasserturm ist mehr als ein Wasserturm, sondern soll in Zukunft auch Vögeln und Fledermäus­en ein Zuhause bieten.
Der Wasserturm ist mehr als ein Wasserturm, sondern soll in Zukunft auch Vögeln und Fledermäus­en ein Zuhause bieten.

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