Teure Verzögerung
Der Bau des neuen Wasserturms in Kirchberg soll im Oktober dieses Jahres beginnen
Luxemburg. Vor drei Jahren hatte der Gemeinderat der Stadt Luxemburg, bereits über den Kostenvoranschlag für den neuen Wasserturm in Kirchberg abgestimmt. Gestern lag den Räten in einer Sitzung des gleichen Gremiums nun ein korrigierter Kostenvoranschlag vor, der um 2,67 Millionen Euro teurer ist. Seit einigen Monaten stand außerdem fest, dass der Bau des 50 Meter hohen Turms nicht wie geplant Ende dieses Jahres beendet werden wird. Die Arbeiten haben noch immer nicht begonnen.
Am 9. Juli 2018 standen für das Projekt, das von den Architekten Temperaturas Extremas Arquitectos aus Madrid und dem Ingenieurbüro Simon-Christiansen & Associés aus dem Großherzogtum ausgearbeitet wurde, schon 8,47 Millionen Euro zu Buche. Im Vergleich zur Projektvorstellung war dies bereits ein Anstieg: Fünf Millionen Euro waren im Juni 2016 budgetiert worden.
Die Gründe für die Mehrkosten kommentiert der Schöffenrat folgendermaßen: Unterschätzung der Kosten durch die Ingenieurbüros, ein Anstieg der Kosten der Baumaterialien und der überlastete Zustand des Marktes der Baubranche sowie die fallende Zahl an Firmen, die sich an den Ausschreibungen beteiligen. Der Großteil der Mehrkosten – 2,26 Millionen Euro – entfällt auf die Baukosten. Erwähnt werden kann auch, dass die Anschlusskosten des Syndicat des eaux du barrage d'Esch-sur-Sûre (Sebes) im Vergleich zum ersten Kostenvoranschlag um 54,6 Prozent zurückgegangen sind.
„Die Materialkosten sind in den vergangenen Monaten um etwa 30 Prozent angestiegen. Auch beim Hoch- und Tiefbau werden die
Dienstleistungen um 15 bis 20 Prozent teurer“, erklärt die verantwortliche Schöffin, Simone Beissel (DP).
Im Dezember 2019 begann die europäische Ausschreibung für das Projekt: Nur zwei Angebote wurden eingereicht. Das einzig gültige Angebot lag zu dem Moment 2,2 Millionen Euro über dem Kostenvoranschlag.
Auch eine zweite Ausschreibung – diesmal aufgeteilt auf drei Posten – war nicht von Erfolg gekrönt. Für einen Posten (elektromechanische Arbeiten) wurde ein Anbieter gefunden, für die beiden anderen erneut nicht. Der Schöffenrat entschied Ende Februar dieses Jahres, die Ausschreibungen für diese beiden Posten zu annullieren.
Rabatt von Baufirma
Dann kam es zu einer sogenannten „procédure négociée“. Der zuständige Dienst der Hauptstadt kontaktierte die Firma BamLux, die als einzige Firma an beiden Ausschreibungen teilgenommen hatte und dabei das „finanziell günstigste Angebot“abgegeben hatte. Die Firma stimmte zu, das Projekt anzunehmen, und zwar mit einer
Preisermäßigung von 552 855,74 Euro.
Von der Opposition kam nicht wenig überraschend vor allem Kritik an den explodierenden Kosten. „Ich habe das Gefühl, dass die Stadt Luxemburg als eine Art Milchkuh angesehen wird, die immer wieder angezapft werden kann“, so Rat Tom Krieps (LSAP).
Carlo Back von Déi Gréng forderte in diesem Dossier mehr Transparenz über die Entwicklung des Projektes. „Es ist nun eine Prinzipiensache. Wir tun uns sehr schwer, bei solchen Überschreitungen mitzustimmen.“
Bürgermeisterin Lydie Polfer stellte klar, dass es sich hier nicht um eine Budgetüberschreitung handele, da das Projekt noch nicht begonnen habe, sondern um einen überarbeiteten Kostenvoranschlag. Simone Beissel strich hervor, dass der Bau des Wasserturms notwendig sei, um den urbanistischen Entwicklungen in Kirchberg gerecht zu werden. „Wir müssen dies mit Zähneknirschen stimmen. Denn wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, so die DPSchöffin.
Mit den Stimmen der Mehrheit wurde der neue Kostenvoranschlag schließlich angenommen, die Opposition enthielt sich. Die Arbeiten sollen im Oktober beginnen und Anfang 2024 beendet sein.