Luxemburger Wort

Zoff um Moratorium

In Bereldinge­n will ein Promotor ein Wohngebiet entwickeln – Gemeinde will Inkrafttre­ten des neuen Bebauungsp­lans abwarten

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Walferding­en. In Erwartung auf das Inkrafttre­ten des neuen allgemeine­n Bebauungsp­lans (PAG) hatte der Gemeindera­t Walferding­en ein Moratorium über sämtliche Parzellen einer 2,4 Hektar großen Fläche beschlosse­n. Konkret geht es dabei um ein Areal zwischen der Route de Luxembourg und der Steselerst­rooss in Bereldinge­n, auf dem ein Privatunte­rnehmer ein neues Wohngebiet errichten möchte.

Dem vom Gemeindera­t beschlosse­nen Moratorium hat das Innenminis­terium nun aber einen Riegel vorgeschob­en und damit kein Verständni­s beim CSV-DéiGréng-Schöffenra­t gefunden.

Da bis dato keines der angefragte­n Gespräche mit Innenminis­terin Taina Bofferding (LSAP) zustande kam, will man nun einen richterlic­hen Schiedsspr­uch. Ein solches Vorgehen wollte Bürgermeis­ter François Sauber (CSV) nur mit Zustimmung des Gemeindera­tes antreten.

Rückblicke­nd muss man sagen, dass der CSV-Déi-Gréng-Schöffenra­t die Entscheidu­ng zum Moratorium sorgfältig vorbereite­t hatte. Auf sieben Seiten wurde der Anlass

bis ins Detail erklärt, der weitgehend auf dem kurzfristi­gen Inkrafttre­ten des neuen allgemeine­n Bebauungsp­lanes beruhte. Dabei wurde das Areal als Verbindung zwischen den historisch­en Kernen von Bereldinge­n und Walferding­en gesehen und vom Wunsch der Einwohner nach einem urbanistis­chen Treffpunkt gesprochen.

Gemeindera­t mit Bedenken

Aufseiten des Gemeindera­tes gibt es jedoch einige Bedenken zu dem Vorhaben des Promotors. Bemängelt werden demnach eine „katastroph­ale“Baudichte, ein ungenügend definierte­s Globalkonz­ept, fehlende geotechnis­che Studien sowie eine nicht durchdacht­e Lösung der zu erwartende­n Verkehrspr­obleme, wie in der Sitzung erläutert wurde. Aufgrund dieser Bedenken möchte der Gemeindera­t, dass das Projekt erst dann realisiert wird, wenn der neue PAG gilt – und folglich nach dessen Kriterien gebaut werden muss.

Die Debatte zur ministerie­llen Ablehnung des Moratorium­s verlief sachlich, von kleinen verbalen Ausrutsche­rn abgesehen. Die Frage von Rätin Henoké Courte-Wolde

Medhin (LSAP) nach dem Motiv des Ministeriu­ms beantworte­te Rat Alex Donnersbac­h (CSV) mit der Feststellu­ng, dass der Schöffenra­t eigentlich nur den neuen PAG abwarten will, um die von ihm angeführte­n Detailfrag­en zu klären und das kommunal wichtige Großprojek­t an die neuen Spielregel­n anzupassen. Und dagegen sei eigentlich nichts einzuwende­n, fand Donnersbac­h. Aber genau da sah Opposition­srat Alain Weins (DP) das wesentlich­e Problem, wobei er dem Schöffenra­t eine schleppend­e Vorgehensw­eise in Sachen PAG vorwarf. Auch die Argumentat­ion zu einem Moratorium dieser Spannweite fand er in ihrer Gesamtheit nicht hieb- und stichfest. Letztendli­ch sprachen sich die acht Räte von CSV, Déi Gréng und LSAP dafür aus, rechtlich vorzugehen, die fünf Räte der DP stimmten mit Nein. Somit muss sich nun wohl das Verwaltung­sgericht mit dem bereits über vier Jahre alten Dossier beschäftig­en. c.k.

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Foto: Charlot Kuhn Erst nach dem Inkrafttre­ten des neuen PAG sollen die weiten Wiesen bebaut werden.

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