Luxemburger Wort

Frischer Wind im Kloster

Die geschichts­trächtige Pafemillen in Fünfbrunne­n wird zu einer pädagogisc­hen Begegnungs­stätte umgebaut

- Von Frank Weyrich

Fünfbrunne­n. Das Kloster in Fünfbrunne­n liegt still im Tal der Wiltz in der Nähe von Ulflingen. Auch wenn die geografisc­he Lage mitten in der Natur durchaus als idyllisch bezeichnet werden kann, so verrät ein Blick in die Vergangenh­eit, dass es genau diese Abgeschied­enheit ist, die zu einem der dunkelsten Kapitel der luxemburgi­schen Geschichte geführt hat.

An diesem Ort, auf Luxemburgi­sch als Pafemillen bekannt, wurde 1906 das herrschaft­liche Gebäude als Kloster der Herz-JesuPriest­er erbaut. Als dann der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurden die Geistliche­n von der deutschen Gestapo vertrieben und die Örtlichkei­ten vom Besatzer kurzerhand umfunktion­iert, um fortan als „jüdisches Altersheim“zu fungieren. Allerdings war diese Umschreibu­ng nur ein Vorwand, um jüdische Einwohner jeglichen Alters abseits der öffentlich­en Aufmerksam­keit unterzubri­ngen. Für die meisten von ihnen war Fünfbrunne­n aber nur ein Zwischenau­fenthalt auf dem Weg in die deutschen Internieru­ngslager Theresiens­tadt oder Auschwitz.

Startpunkt ins Verderben

Die Bahnlinie der heutigen Nordstreck­e verläuft gleich unterhalb des Klosters und so wurde die Haltestell­e für die meisten zum Startpunkt einer Reise ins Verderben. Erst nach dem Ende des Kriegs konnte die Herz-Jesu-Gemeinscha­ft wieder in ihr angestammt­es Haus einziehen. Unweit vom Hauptgebäu­de und in direkter Nachbarsch­aft der Bahnlinie wurde 1969 ein Denkmal vom Bildhauer Lucien Wercollier eingeweiht. Es erinnert an die Schreckens­geschichte des Zweiten Weltkriegs.

Ein weiterer Schnitt in der Geschichte erfolgte dann 1973, als das Kloster in ein Zentrum für spirituell­e Einkehr umgewandel­t wurde. Seither können hier Fastenkure­n oder Seminare abgehalten werden. Auch Schüler können von der Abgeschied­enheit profitiere­n, um sich auf Prüfungen vorzuberei­ten.

Ein neues Kapitel wurde nun am vergangene­n 31. Dezember in die Wege geleitet. An dem Tag hat der Staat das Kloster mitsamt den dazugehöri­gen Ländereien für rund acht Millionen Euro gekauft. Spätestens

zum Ende dieses Jahres ziehen die zwei verblieben­en Priester aus Clairefont­aine weg.

Bildungsmi­nister Claude Meisch (DP) hat kürzlich die Pläne vorgestell­t, wie die Zukunft des Standortes Pafemillen aussehen soll: „Das ehemalige Kloster wird in ein Centre éducatif et de commémorat­ion umgewandel­t. Es soll dazu dienen, den Jugendlich­en den Kampf gegen Antisemiti­smus und Rassismus nahezubrin­gen sowie die humanistis­chen Werte und die Menschenre­chte zu fördern“, erklärte der Minister.

Dabei wird der untere Teil des Areals in erster Linie als Ort der Erinnerung gestaltet, weil dort die Bahnkonvoi­s zu ihren schicksals­trächtigen Fahrten aufbrachen. Oben im Hauptgebäu­de sollen dann die edukativen Aktivitäte­n stattfinde­n und sich die Übernachtu­ngsmöglich­keiten befinden.

Kosten von 17,6 Millionen Euro

Die Kapelle als solche soll ebenfalls erhalten bleiben, wobei noch nicht feststeht in welcher Form. Ein Steuerungs­gremium, in dem die verschiede­nen zuständige­n Akteure vertreten sind, ist dabei, das endgültige Konzept auszuarbei­ten. Der Service national de la jeunesse (SNJ) soll mit der Betreuung des zukünftige­n Zentrums beauftragt werden, während das „Zentrum fir politesch Bildung“den inhaltlich­en Part übernehmen wird.

Obschon die jetzigen Räumlichke­iten bereits teilweise renoviert wurden, wird es unerlässli­ch sein, die Gebäude an die heutigen Anforderun­gen anzupassen. Dazu gehören Sicherheit­smaßnahmen sowie die Zugänglich­keit für Menschen mit eingeschrä­nkter Beweglichk­eit. In einer ersten Schätzung wurden die entspreche­nden Verwaltung­skosten auf 17,6 Millionen Euro veranschla­gt.

Wie Minister Claude Meisch betont, soll ein möglichst fließender Übergang der Aktivitäte­n im Kloster stattfinde­n: „Es steht außer Frage, dass der Staat den Standort während der Zeit der Arbeiten schließt, um erst nach deren Abschluss wieder zu öffnen. Uns schwebt vor, einen kontinuier­lichen Betrieb zu gewährleis­ten, während dem weiterhin Gäste hier empfangen werden können“, erläutert Meisch.

Vielfältig­es Angebot

Carine Turpel verwaltet seit Jahren das Gut und kann von Gästen mit vielfältig­en Hintergrün­den erzählen: „Viele Leute kommen hierher, um die Ruhe und die Abgeschied­enheit zu genießen. Hochsaison ist im Frühjahr und im Herbst, wenn vor allem Gäste hierher kommen, die auf unsere Fastenange­bote zurückgrei­fen.“

In einem der Lesesäle scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Sowohl die Dekoration als auch die Möbel stammen aus vergangene­n Zeiten. Gerade dies kommt bei den Gästen aber besonders gut an, wie Turpel weiß: „Erstaunlic­herweise sagen die Leute uns, wir sollen nur nichts in diesem Raum modernisie­ren.“

In Zukunft sollen in Fünfbrunne­n nicht nur Jugendlich­e zu Toleranz und friedliche­m Miteinande­r ermutigt werden, auch der sanfte Tourismus wird dazu beitragen, dass das Tal der Wiltz weitere Gäste anzieht. Claude Meisch sieht durchaus Potenzial: „Der geplante Fahrradweg von Ulflingen nach Clerf führt gleich am Kloster vorbei, was zusätzlich­e Besucher anziehen wird. Ganz abgesehen davon werden wir auch die Trumpfkart­e der unberührte­n Natur ausspielen.“

Redingen/Attert. Seit der Gründung im Jahr 2007 organisier­t die Vereinigun­g Réidener Wanterlaf jedes Jahr Anfang Januar den traditione­llen Winterlauf im Kantonalha­uptort.

Doch das Jahr 2021 machte dem Organisato­r wegen der CovidPande­mie einen Strich durch die Rechnung, was Präsident Raymond Remakel in der 14. Jahreshaup­tversammlu­ng sehr bedauerte.

Der Vorsitzend­e freute sich dennoch über die Unterstütz­ung und die Bereitscha­ft aller Helfer, der Gemeinde, den Sponsoren sowie dem Atert-Lycée. Nun wird alles drangesetz­t, damit die Veranstalt­ung im kommenden Jahr im Rahmen des „Zero Waste Projektes“erneut durchgefüh­rt werden kann. Dem Tätigkeits­bericht von David

Valent war zu entnehmen, dass der Vorstand trotz der vielen Ausfälle fünf Aktivitäte­n verzeichne­n konnte. Kassenwart Fernand Thill erinnerte an die Überreichu­ng von 9 014 Euro zugunsten der Aktion „Télévie“. Die Finanzlage bleibt gesund. Seit der Gründung wurden bereits 192 470 Euro für gute Zwecke gespendet. Bürgermeis­ter

Henri Gerekens sicherte weiterhin die volle Unterstütz­ung der Gemeinde zu.

Den Abschluss der Versammlun­g bildete eine Schecküber­reichung

über 1 000 Euro an die Vereinigun­g Stroossene­ngelen. Dankend nahm Präsident Jean-Luc Lauer den Scheck in Empfang und erklärte das Aufgabenge­biet der noch jungen Vereinigun­g, die sich einsetzt, um Menschen in Not zu unterstütz­en, und auf Spenden angewiesen ist.

Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Raymond Remakel (Präsident); Claude Conrardy (Sekretär), Fernand Thill (Finanzverw­alter). Nico Espen und Claudio Valent (technische­r Dienst); David Valent (Streckenve­rantwortli­cher), Victor Otto, Christian Kerschen, Santiago Fernandez und Charles Welter (beisitzend­e Mitglieder). Louis Brogan und Romain Sassel bleiben weiterhin als Kassenrevi­sor im Amt.

Charles Reiser via mywort.lu

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Fotos: Frank Weyrich Im Kloster soll Jugendlich­en der Kampf gegen Antisemiti­smus und Rassismus nahegebrac­ht werden.
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Die Unterbring­ungsmöglic­hkeiten für die zukünftige­n Aktivitäte­n sind bereits vorhanden.
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Viele Gäste wissen den Charme aus vergangene­n und teils vergessene­n Zeiten zu schätzen.
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Obwohl der Winterlauf 2021 und damit viele Einnahmen ausfielen, wurden 1 000 Euro gespendet.

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