Erst Skopje, dann Buffalo
Basketballspielerin Sofie Fuglsang verlässt Résidence und verwirklicht ihren amerikanischen Traum
Im Jahr 2021 hat Sofie Fuglsang schon viel geschafft. Sie hat ihre Abiturprüfungen hinter sich gebracht, gleichzeitig spielte sie zum ersten Mal um den Titel in der Luxemburger Basketballmeisterschaft. Und sie organisierte ihre sportliche und berufliche Zukunft. Die junge Frau geht demnächst an eine Universität in den USA – so wie sie sich das seit Jahren erhofft hat.
„Ich freue mich sehr darauf und bin auch ein bisschen aufgeregt“, sagt sie. Die 20-Jährige, die in der vergangenen Saison der Total League mit Résidence Walferdingen ins Finale kam und im hiesigen Basketball auch unter dem Namen Olsen bekannt ist, hat ein Sportstipendium am D'Youville College in Buffalo im US-Bundesstaat New York erhalten. Die Stadt liegt am Eriesee an der kanadischen Grenze, die weltberühmten Niagara-Fälle sind ganz in der Nähe.
Allein an einen Ort zu ziehen, wo sie niemanden kennt, mache sie etwas nervös, gibt sie zu. „Aber ich habe den Vorteil, dass ich Basketball spiele. Ich habe dann gleich eine Mannschaft, die ich jeden Tag sehe. So lerne ich schnell viele Leute
kennen, über die ich dann wieder andere Bekanntschaften machen kann. Es ist anders, als wenn ich als normale Studentin an die Universität kommen würde“, meint sie zuversichtlich.
Buffalos Basketball-Frauenteam, die D'Youville Saints, spielt in der zweiten Division. Die Luxemburgerin ist eine von zehn Neuzugängen im Team und der erste internationale Transfer, wie es auf der Homepage der Saints heißt.
Den Traum, einmal in den USA zu studieren und Basketball zu spielen, hat Fuglsang schon lange. „Als Kind war ich in den Ferien in Amerika. Da wurde mir bewusst, dass ich nach der Schule vielleicht hierherkommen könnte“, erzählt sie. Sie informierte sich schon früh über die Möglichkeiten. „Vor etwa drei Jahren habe ich dann begonnen, richtig zu planen.“
Die Qual der Wahl
Schließlich hatte sie sogar mehrere Universitäten zur Auswahl. Fuglsang hatte auch Kontakt zu einer Hochschule in Texas und einer in Kanada. Buffalo gefiel ihr nach mehreren Gesprächen mit Trainer Dan Glover am besten. Sie hatte das Gefühl, dass man sich um sie bemühte. „Außerdem hat die Universität akademisch einen guten Ruf. Sie gilt mit rund 3 000 Studierenden als kleine Uni. Man kann also direkt mit einem Professor sprechen, falls man Probleme hat“, berichtet sie. Fuglsang hat sich zunächst für allgemeine Kurse eingeschrieben, später ist Sportwissenschaft eine Option für sie.
Die Perspektive Amerika hat ihr auch für die Aufgaben im Trikot von Résidence und der Luxemburger U20-Auswahl zusätzliche Motivation verliehen. „Ich habe versucht, mich darauf zu konzentrieren,
Es ist eine gute Entscheidung. Sofie ist sehr motiviert. Sie verfolgt ihre Ziele und hat ein enormes Potenzial. Luxemburgs U20-Trainer Rumen Galabov
als Spielerin grundsätzlich besser zu werden, auch als Vorbereitung auf die USA“, sagt die 1,84 m große Basketballerin.
Vor dem Abflug nach Übersee im August hat sie erstmals seit Langem wieder ein internationales Turnier. Das Luxemburger U20Team tritt diese Woche bei den European Challengers in Nordmazedoniens Hauptstadt Skopje an. Die Mannschaft von Trainer Rumen Galabov spielt gegen das Gastgeberland sowie gegen die Slowakei, Kosovo und Rumänien. Coronabedingt gibt es in diesem Jahr keine reguläre U20-EM, das Teilnehmerfeld ist in mehrere Gruppen aufgeteilt.
Galabov hat in den vergangenen Monaten viele Fortschritte bei Fuglsang gesehen. „Sie hat sich im Laufe der Spielzeit sehr verbessert. Am Ende der Meisterschaft gehörte sie zu den wichtigsten Spielerinnen in Walferdingen. Sie hat Verantwortung übernommen. Ich glaube, diese Rolle mochte sie auch“, so der Auswahlcoach, der sich mit der Spielerin über den bevorstehenden Wechsel in die USA freut. „Es ist eine gute Entscheidung. Sofie ist sehr motiviert. Sie verfolgt ihre Ziele und hat ein enormes Potenzial. Sie hat alles, um erfolgreich zu sein.“
Die herausragende Saison mit Résidence und der Titelkampf haben die junge Spielerin seiner Ansicht nach mental reifen lassen. Jetzt sei es Zeit für den nächsten Schritt. „Sie braucht eine neue Herausforderung, ein anderes Niveau“, so Galabov.
Stressige Zeit
Aber auch auf das bisher Erreichte kann die Tochter dänischer Eltern stolz sein. Die RésidenceFrauen waren in der vergangenen Saison so erfolgreich wie lange nicht mehr. Fuglsang, die mit einigen Teamkolleginnen seit der Jugend zusammenspielte, musste Sport und Abitur unter einen Hut bekommen. Die Prüfungen an der englischen Sektion des hauptstädtischen Lycée Michel Lucius fanden teilweise parallel zum Halbfinale statt. „Es war ein bisschen kompliziert, aber mit der Zeit habe ich mich gut organisiert. Ein Mal hatte ich an einem Mittwoch Examen und danach das erste Halbfinalspiel. Ich weiß nicht mehr, wie ich das gemacht habe“, sagt sie.
Im Halbfinale setzte sich Walferdingen in drei Spielen gegen den Mitfavoriten Musel Pikes durch, im ersten Finale gewann Résidence gegen den späteren Meister T71 Düdelingen. Dass es schließlich doch nicht für den Titel reichte, kann Fuglsang akzeptieren: „Im ersten Moment nach dem dritten Finalspiel war ich sehr enttäuscht. Aber schon ein paar Stunden danach habe ich eingesehen, dass wir toll gekämpft haben. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Keiner hat damit gerechnet, dass sie es überhaupt so weit schaffen würde.“
Dass dieses Endspiel am 5. Juni auch ihr letztes im Résidence-Trikot war, wurde ihr erst später richtig bewusst. „Es ist natürlich traurig. Ich mag meine Mitspielerinnen wirklich gern“, sagt sie. Aber sie weiß auch, welch große Chance auf sie wartet.