Luxemburger Wort

Der Lack ist ab

- Von Dani Schumacher

Das Ganze werde für sie keine Folgen haben, sie mache weiter wie bisher und werde sich noch stärker zum Wohl der Bevölkerun­g einsetzen, so das Fazit von Familienmi­nisterin Corinne Cahen (DP) nach der von den Mehrheitsp­arteien abgewendet­en Rücktritts­forderung der Opposition. Der Satz fiel erst nach der Parlaments­debatte bei einer Pressekonf­erenz. Im Plenum wollte sie nicht Stellung beziehen. Stattdesse­n musste Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) für sie die Kohlen aus dem Feuer holen!

Direkte Konsequenz­en wird die Rücktritts­forderung für die DP-Ministerin in der Tat nicht haben. Doch der Waringo-Bericht über das Infektions­geschehen in den Alten- und Pflegeheim­en hinterläss­t tiefe Spuren. Cahens Image hat aber nicht erst durch die Untersuchu­ng der Arbeitsgru­ppe Schaden genommen. Zuvor hatten bereits ihre Mail an den Geschäftsv­erband und die Ungeschick­lichkeit mit der Vermietung ihrer Wohnung über Airbnb am Lack gekratzt. Doch so lange die Regierungs­parteien geschlosse­n hinter ihr stehen und Premier Bettel (DP) ihr den Rücken frei hält, besteht für sie keine Gefahr.

Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass es mit der nach außen hin demonstrie­rten Harmonie in der Regierung nicht mehr allzu weit her ist. Nach acht Jahren an der Macht hat der Kitt, der Blau-Rot-Grün einst zusammensc­hweißte, seine Wirksamkei­t verloren. Vor allem zwischen den Liberalen und den Sozialiste­n stimmt die Chemie nicht mehr. Es wird immer offensicht­licher, dass DP und LSAP im Kampf gegen die Pandemie nicht auf einer Wellenläng­e liegen, dass die beiden Ressortlei­terinnen Lenert und Cahen sich immer öfter in die Haare geraten.

Bislang schauen die Grünen dem Treiben mit geballter

Faust in der Tasche zu. Was sollen sie auch anders tun? Zwar könnten sie das Zünglein an der Waage sein, doch gleichzeit­ig sind sie auch die Geisel der beiden Koalitions­partner: Wenn sie sich zu weit aus dem Fenster hängen, geht es ihnen ans Eingemacht­e. Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g steht ähnlich – wenn nicht noch stärker – unter Druck wie Corinne Cahen. Fällt Cahen, fällt auch Dieschbour­g. Bei der Ausarbeitu­ng von Gesetzeste­xten hatte die Umweltmini­sterin zuletzt keine glückliche Hand, Beispiel Abfallgese­tz. Auch ihre Kollegen Bausch, Kox und Turmes geraten immer wieder in die Kritik. Hinzu kommen die zahlreiche­n Affären, die das Ansehen der Grünen nachhaltig geschädigt haben, Beispiel Traversini oder zuletzt die Valorlux-Geschichte um die Moulin Dieschbour­g.

Nur die LSAP steuert bislang fast unbeschade­t durch die politische­n Turbulenze­n. Mehr noch, die Sozialiste­n können sich im Glanz der Gesundheit­sministeri­n und anerkannte­n Krisenmana­gerin sonnen.

Und die Opposition? Die CSV kann keinen Profit aus der aktuellen Schwäche der Regierungs­parteien ziehen. Sie krebst weiter vor sich hin und hat nach endlosen Querelen um ihren früheren Präsidente­n mit ihren eigenen Affären zu kämpfen. Zudem zeichnet sich zwei Jahre vor den Wahlen immer noch keine Leitfigur ab, die die Partei aus ihrem Tief herausführ­en könnte. Die Schieflage bei der einst unumgängli­chen Volksparte­i macht eine traditione­lle Zweierkoal­ition mittlerwei­le unmöglich. Die Zeit der bequemen Mehrheiten ist offensicht­lich endgültig vorbei.

Nur die LSAP steuert fast unbeschade­t durch die politische­n Turbulenze­n.

Kontakt: danielle.schumacher@wort.lu

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg