Preisschock auf Baustellen
Die Baukosten in Luxemburg steigen so stark wie seit 1992 nicht mehr
Die Baupreise in Luxemburg klettern immer weiter. Der Baupreisindex ist zwischen Oktober 2020 und April 2021 um 4,3 Prozent gestiegen. Das ist die stärkste halbjährliche Entwicklung seit April 1992, wie der Statec errechnet hat. „Dieser außergewöhnliche Anstieg ist hauptsächlich auf den plötzlichen Preisanstieg bei Baumaterialien zurückzuführen. Über ein Jahr betrachtet sind die Preise im Wohnungsbau um 5,2 Prozent gestiegen“, schreibt die Luxemburger Statistikbehörde.
Der Baupreisindex wird zweimal im Jahr vom Statec veröffentlicht, im Januar für die Oktoberdaten des Vorjahres und im Juli für die Aprildaten.
Die Preise im Hochbau weisen zwischen Oktober 2020 und April 2021 einen Anstieg von 4,9 Prozent auf. „Der sprunghafte Anstieg der Transportkosten sowie die Verteuerung von Eisen und anderen Kunststoffprodukten zu Beginn des Jahres sind der Grund für diese ungewöhnliche Entwicklung“, so der Statec. Die Kosten für ein neues Dach stiegen um 7,3 Prozent; diese Arbeiten sind am stärksten von der Verteuerung der Baustoffe betroffen. Der rasant steigende Holzpreis bedeutet, dass Bauherren im April 13,6 Prozent mehr für Tragwerke bezahlen mussten als im Oktober 2020.
Holz, Aluminium und Glas deutlich teurer geworden
Doch auch in anderen Bereichen kletterten die Preise kräftig. Gebäudeabschlüsse, zu denen Fenster mit Sonnenschutz, Garagentore und Fassaden gehören, haben sich ebenfalls stark verteuert. Die befragten Bauunternehmen führen die Erhöhungen auf höhere Preise bei ihren Lieferanten zurück. Mehrere Materialien, darunter Holz, Aluminium, Glas und Isoliermaterial,
seien in diesem Zusammenhang genannt worden. Auch wenn die technischen Anlagen und die Vollendung der Bauten mit jeweils einem Zuwachs von drei Prozent weniger betroffen sind, bleibt die Preissteigerung dennoch signifikant. Die angespannte Situation auf den Baustoffmärkten ist die Hauptursache für höhere Preise bei Gips und Holz, die häufig im Ausbau verwendet werden.
Im März 2021 führte die Handwerkskammer eine Umfrage im Handwerk durch, um herauszufinden, welche Produkte von außerordentlichen Preiserhöhungen betroffen sind. Die am häufigsten genannten Mangel-Materialien waren Stahl und andere Metalle, Holz, Isoliermaterial, Glas, Elektroartikel wie Kabel, Farbe und Beton.
„Es ist derzeit schwierig, die Auswirkungen dieser Verknappung abzuschätzen, da sich die Situation von Unternehmen zu Unternehmen und von Lieferant zu Lieferant ändert“, antworteten Arbeitsminister Dan Kersch, Wirtschaftsminister Franz Fayot und Mittelstandsminister Lex Delles Anfang Juni auf eine parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Carole Hartmann und André Bauler
(beide DP). Durch die Lieferengpässe wurden in den vergangenen Wochen in manchen Unternehmen Mitarbeiter in Zwangsurlaub geschickt.
Am 6. Juni 2021 reichte der CSVAbgeordnete Marc Spautz im Rahmen einer Aktualitätsstunde zum Thema Materialmangel und Preissteigerungen drei Motionen im Parlament ein. Eine Motion hatte zum Ziel, eine zusätzliche Beihilferegelung für Verbraucher einzuführen, deren Bauarbeiten bereits begonnen hatten. Die drei Motionen wurden von einer Mehrheit der Parlamentarier abgelehnt.