Luxemburger Wort

Es bleibt die Erinnerung

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Es ist nun zwei Jahre her. Spätestens im Juni wäre ich auf mein erstes Festival des Jahres gefahren - doch alle, die ich normalerwe­ise besuche oder an denen ich interessie­rt bin, sind auch in diesem Sommer wieder abgesagt. Ein Festival mit Tausenden von Menschen scheint aktuell auch undenkbar. Ob es noch einmal genauso wird wie bisher, steht in den Sternen. Doch gerne blicke ich auf die vergangene­n Jahre zurück. In Erinnerung­en schwelgen ist ja erlaubt. Da kommt mir gerne mein allererste­s großes Festival in den Sinn. Da war ich gerade mal 19 Jahre alt und sehr aufgeregt. Das Gefühl, dieses Festival-Ticket in den Händen zu halten, ist bis

Sie zaubern mir ein Lächeln auf die Lippen.

heute unvergessl­ich. Ein mulmiges Gefühl hatte ich schon. Was ist, wenn ich meine Freunde in der Menschenma­sse verliere? Wenn ich abends mein Zelt nicht mehr wiederfind­e? Doch in der ersten Minute auf dem Campingpla­tz waren all diese Sorgen wie weggeblase­n. Ich freute mich riesig, endlich die Erfahrung zu machen, wie es ist, auf einem großen Festival zu sein. Das Gefühl, ganz früh an einer der riesigen Bühnen zu stehen, das – zu dem Moment noch – nahezu leere Festivalge­lände zu sehen und neue Bands kennenzule­rnen, waren Momente, die ich wahrschein­lich so schnell nicht vergessen werde. Aber auch die darauffolg­enden Festivals werden mir beim Zurückdenk­en immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubern, da alle ihre ganz eigenen Geschichte­n haben. Ich vermisse es, müde, erschöpft, aber glücklich nach Hause zu kommen und mich auf mein Bett, warmes Essen, Ruhe und eine lange Dusche zu freuen. Insgeheim freute ich mich dann immer schon auf das nächste Jahr. Momentan können Festivalgä­nger nur eifrig und voller Vorfreude darauf warten, dass ihre Lieblingsv­eranstaltu­ngen im nächsten Jahr endlich wieder stattfinde­n können. Und bis dahin schaut man sich alte Konzerte im Internet an – und versucht, die Festivalst­immung ein wenig nach Hause zu bringen. Elena

radfahrer vorbei zu winken. „Aktuell treten selbst kleine Verstöße eine gewaltige Prozedur los“, fährt er fort.

Wenn er ein Protokoll schreibt, landet dieses bei der Staatsanwa­ltschaft. „Dann muss sich das Gericht mit einem Hundehaufe­n beschäftig­en.“Das Resultat seien überlastet­e Verwaltung­en. In der Folge bleiben viele kleine Vergehen ungeahndet.

„Alles, wofür sich niemand direkt verantwort­lich fühlt, landet bei uns“, sagt er. Dann klingelt sein Diensttele­fon. Steve Hatto wurde ein Obdachlose­r gemeldet, der sich auf einem öffentlich­en Klo in Mersch aufhalten würde.

„Wir kennen ihn, im Normalfall übernachte­t er dort, nur heute ist ein Konzert der Militärmus­ik, da sollte das Klo frei sein.“Er schlägt dem Obdachlose­n vor, in den Park zu gehen. „In einer Stunde können Sie zurückkomm­en“, erklärt er ihm. Steve Hatto bleibt immer geduldig und respektvol­l.

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