Gemeindebeamte zeigen Rote Karte
Nächtlicher Waldausflug einer Kindergartenklasse aus Grosbous im letzten Moment abgesagt
Grosbous. 15 Schüler einer Kindergartenklasse aus Dellen (Gemeinde Grosbous) freuten sich bereits auf einen Aufenthalt im Wald, der einen Hauch von Abenteuer versprach. Zusammen mit ihrer Lehrerin, Fabienne Arendt, und deren Ehemann sollten sie in der Nacht vom 8. auf 9. Juli im gemeindeeigenen pädagogischen Chalet im Alebësch eine „Liesnuecht“verbringen. Schulleitung, Förster und Schöffenrat hatten ihre Erlaubnis hierzu bereits erteilt, doch dann wurde das Vorhaben im allerletzten Moment von der Lehrerin dennoch abgeblasen, sehr zum Leidwesen der Kinder und Eltern.
Grund für diese kurzfristige Absage war eine schriftliche Erklärung von Gemeindesekretär Carlo Stein und Gemeindetechniker Alex Berchem, zugleich auch Sicherheitsdelegierter der Gemeinde Grosbous, die unter anderem an den Schöffenrat, die Präsidentin des Schulkomitees sowie den zuständigen Grundschuldirektor verschickt worden war. Darin schreiben die beiden, dass das Chalet nicht für eine Beherbergung eingerichtet und diese ohnehin nicht gestattet sei. Es verfüge weder über einen festen Stromanschluss, noch über fließendes Wasser oder einen Sanitärbereich. Lediglich eine mobile Toilette sei vorhanden.
Nachspiel im Gemeinderat
In dem Schreiben betonen Carlo Stein und Alex Berchem weiter, dass das Chalet aus ihrer Sicht nicht geeignet sei für einen längeren Aufenthalt von Personen, eine Beherbergung allen Sicherheitsvorschriften zuwiderlaufe, und sie dem Schöffenrat deswegen empfohlen hätten, die „Liesnuecht“nicht zu erlauben.
In der gestrigen Sitzung des Gemeinderats hatte diese Affäre nun ein Nachspiel. Rat Jeannot Faber hatte nämlich einen Zusatzpunkt auf die Tagesordnung setzen lassen, mit dem er die offenbar mangelhafte Kommunikation zwischen den beiden Gemeindebeamten und dem Schöffenrat zur Sprache bringen wollte. Er verglich das Szenario mit einem schlechten Fußballspiel, bei dem eine Mannschaft von zwei Trainern betreut wird, die aber gegeneinander agieren, so dass das Spiel am Ende durch ein Eigentor verloren geht.
Und wenn man weitere Spiele auf diese Weise bestreite, laufe man Gefahr, dass die Zuschauer das Stadion definitiv verließen.
Faber spielte damit auch auf die geplante Fusion mit der Gemeinde Wahl an. Wenn nämlich Gemeindebeamte und Schöffenrat weiterhin solche Muskelspiele veranstalteten, seien in Zukunft nicht nur viele weitere Aktivitäten, Veranstaltungen
und Feste in Frage gestellt, sondern das Vertrauen in die Gemeindeverwaltung im Hinblick auf eine Fusion ginge ebenfalls verloren. Immerhin sei in dieser Affäre der Schöffenrat von Teilen des Personals bloßgestellt worden. Von daher forderte er die beiden Parteien auf, miteinander zu reden und zu kooperieren, anstatt gegeneinander zu arbeiten.
In seiner Stellungnahme präzisierte Bürgermeister Paul Engel, dass er die Anfrage von Fabienne Arendt zunächst abgelehnt habe, nachdem der Sicherheitsdelegierte der Gemeinde ihm dringend zu diesem Schritt geraten habe. Doch dann habe er ein schlechtes Gewissen bekommen, da Kinder, Eltern und die Lehrerin doch Feuer und Flamme für die nächtliche Aktivität gewesen seien. Er habe sich daraufhin mit Förster Christian Engeldinger und auch mit anderen Bürgermeistern über die Risiken und Verantwortlichkeiten besprochen und am Ende sein Nein wieder zurückgenommen. Schließlich sei dies nicht die erste Veranstaltung dieser Art in Grosbous oder auch andernorts gewesen.
Ratsmitglied Roger Gereke fand es bedauerlich, dass sich der Bürgermeister wegen einer solchen Thematik überhaupt vor dem Gemeinderat erklären musste und bezeichnete das letztendliche Nichtzustandekommen der „Liesnuecht“als „traurig“. Rat Fos Schuster fand seinerseits, es könne nicht sein, dass Beamte gegen die Entscheidungen des Bürgermeisters vorgingen.