Luxemburger Wort

Gemeindebe­amte zeigen Rote Karte

Nächtliche­r Waldausflu­g einer Kindergart­enklasse aus Grosbous im letzten Moment abgesagt

- Von Nico Muller

Grosbous. 15 Schüler einer Kindergart­enklasse aus Dellen (Gemeinde Grosbous) freuten sich bereits auf einen Aufenthalt im Wald, der einen Hauch von Abenteuer versprach. Zusammen mit ihrer Lehrerin, Fabienne Arendt, und deren Ehemann sollten sie in der Nacht vom 8. auf 9. Juli im gemeindeei­genen pädagogisc­hen Chalet im Alebësch eine „Liesnuecht“verbringen. Schulleitu­ng, Förster und Schöffenra­t hatten ihre Erlaubnis hierzu bereits erteilt, doch dann wurde das Vorhaben im allerletzt­en Moment von der Lehrerin dennoch abgeblasen, sehr zum Leidwesen der Kinder und Eltern.

Grund für diese kurzfristi­ge Absage war eine schriftlic­he Erklärung von Gemeindese­kretär Carlo Stein und Gemeindete­chniker Alex Berchem, zugleich auch Sicherheit­sdelegiert­er der Gemeinde Grosbous, die unter anderem an den Schöffenra­t, die Präsidenti­n des Schulkomit­ees sowie den zuständige­n Grundschul­direktor verschickt worden war. Darin schreiben die beiden, dass das Chalet nicht für eine Beherbergu­ng eingericht­et und diese ohnehin nicht gestattet sei. Es verfüge weder über einen festen Stromansch­luss, noch über fließendes Wasser oder einen Sanitärber­eich. Lediglich eine mobile Toilette sei vorhanden.

Nachspiel im Gemeindera­t

In dem Schreiben betonen Carlo Stein und Alex Berchem weiter, dass das Chalet aus ihrer Sicht nicht geeignet sei für einen längeren Aufenthalt von Personen, eine Beherbergu­ng allen Sicherheit­svorschrif­ten zuwiderlau­fe, und sie dem Schöffenra­t deswegen empfohlen hätten, die „Liesnuecht“nicht zu erlauben.

In der gestrigen Sitzung des Gemeindera­ts hatte diese Affäre nun ein Nachspiel. Rat Jeannot Faber hatte nämlich einen Zusatzpunk­t auf die Tagesordnu­ng setzen lassen, mit dem er die offenbar mangelhaft­e Kommunikat­ion zwischen den beiden Gemeindebe­amten und dem Schöffenra­t zur Sprache bringen wollte. Er verglich das Szenario mit einem schlechten Fußballspi­el, bei dem eine Mannschaft von zwei Trainern betreut wird, die aber gegeneinan­der agieren, so dass das Spiel am Ende durch ein Eigentor verloren geht.

Und wenn man weitere Spiele auf diese Weise bestreite, laufe man Gefahr, dass die Zuschauer das Stadion definitiv verließen.

Faber spielte damit auch auf die geplante Fusion mit der Gemeinde Wahl an. Wenn nämlich Gemeindebe­amte und Schöffenra­t weiterhin solche Muskelspie­le veranstalt­eten, seien in Zukunft nicht nur viele weitere Aktivitäte­n, Veranstalt­ungen

und Feste in Frage gestellt, sondern das Vertrauen in die Gemeindeve­rwaltung im Hinblick auf eine Fusion ginge ebenfalls verloren. Immerhin sei in dieser Affäre der Schöffenra­t von Teilen des Personals bloßgestel­lt worden. Von daher forderte er die beiden Parteien auf, miteinande­r zu reden und zu kooperiere­n, anstatt gegeneinan­der zu arbeiten.

In seiner Stellungna­hme präzisiert­e Bürgermeis­ter Paul Engel, dass er die Anfrage von Fabienne Arendt zunächst abgelehnt habe, nachdem der Sicherheit­sdelegiert­e der Gemeinde ihm dringend zu diesem Schritt geraten habe. Doch dann habe er ein schlechtes Gewissen bekommen, da Kinder, Eltern und die Lehrerin doch Feuer und Flamme für die nächtliche Aktivität gewesen seien. Er habe sich daraufhin mit Förster Christian Engeldinge­r und auch mit anderen Bürgermeis­tern über die Risiken und Verantwort­lichkeiten besprochen und am Ende sein Nein wieder zurückgeno­mmen. Schließlic­h sei dies nicht die erste Veranstalt­ung dieser Art in Grosbous oder auch andernorts gewesen.

Ratsmitgli­ed Roger Gereke fand es bedauerlic­h, dass sich der Bürgermeis­ter wegen einer solchen Thematik überhaupt vor dem Gemeindera­t erklären musste und bezeichnet­e das letztendli­che Nichtzusta­ndekommen der „Liesnuecht“als „traurig“. Rat Fos Schuster fand seinerseit­s, es könne nicht sein, dass Beamte gegen die Entscheidu­ngen des Bürgermeis­ters vorgingen.

 ?? Foto: Nico Muller ?? In diesem pädagogisc­hen Chalet im Alebësch sollte eine Klasse des Kindergart­ens aus Dellen eine „Liesnuecht“verbringen.
Verbot wieder rückgängig gemacht
Foto: Nico Muller In diesem pädagogisc­hen Chalet im Alebësch sollte eine Klasse des Kindergart­ens aus Dellen eine „Liesnuecht“verbringen. Verbot wieder rückgängig gemacht

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