Entzweiung wegen Entweihung
Desakralisierung der Kirche von Niederfeulen führt zu animierter Debatte während Infoversammlung
Niederfeulen. „Die Kirche bleibt im Dorf“, das war die Hauptbotschaft des Schöffenrats der Gemeinde Feulen und des zuständigen Pfarrers Romain Richer während einer Infoversammlung zur Desakralisierung des Gotteshauses von Niederfeulen am Dienstagabend im Kulturzentrum Hennesbau. Die Kirche bleibe auf jeden Fall erhalten, auch wenn noch nicht klar sei, wie sie nach der Entweihung genutzt werden soll. Unter den Bürgern führt die Entscheidung zu geteilten Reaktionen.
Zunächst unterstrich Richer, dass in der Pfarrei Ettelbrück, welche die Gemeinden Colmar-Berg, Ettelbrück, Feulen, Mertzig und Schieren umfasst, in jeder Kommune mindestens eine Kirche erhalten bleibt. In Feulen sind dies die Kirche in Oberfeulen sowie die dortige Kapelle, welche die Gemeinde dem Erzbistum für die gesetzlich vorgeschriebene Mindestmiete von jeweils 1 000 Euro pro Jahr zur Verfügung stellt. „Die Desakralisierung eines Gotteshauses ist kein einfacher Schritt, aber wir haben keine andere Möglichkeit und sind nach langen Beratungen überzeugt, dass es der richtige Schritt ist“, so der Pfarrer.
Der Geistliche verwies auf den schlechten Zustand der Kirche, weswegen bereits seit Jahrzehnten überlegt werde, was mit dem Gebäude geschehen soll. Außerdem seien nur noch acht bis zehn Messen pro Jahr mit jeweils höchstens 15 Gläubigen gefeiert worden. Er unterstrich aber auch, dass das Mobiliar, das nach der Desakralisierung entfernt wird, entweder sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt restauriert wird. Bis dahin werden die Objekte in einem Depot zwischengelagert.
Zugänglichkeit zugesichert
Bürgermeister Fernand Mergen erklärte seinerseits, dass die Gemeinde noch keine konkreten Pläne für die künftige Nutzung des Gebäudes habe, es aber definitiv erhalten und für die Allgemeinheit zugänglich sein soll. Als Möglichkeiten nannte er die Einrichtung einer Bibliothek oder eines Konzertsaals, auch sportliche Aktivitäten seien vorstellbar.
Im Anschluss entspann sich eine teils emotionale Debatte unter den der 35 bis 40 anwesenden Bürgern. Vor allem eine mögliche Nutzung für sportliche Aktivitäten stieß mit Verweis auf die ursprünglich von den Erbauern angedachte Nutzung auf Ablehnung. Angeregt wurde unter anderem die Einrichtung eines Meditationsraumes, den sowohl Gläubige für Gebete als auch Menschen, die einfach Ruhe suchen, nutzen können.
Einige Anwesende wollten sich jedoch noch nicht mit der Entweihung abfinden und kritisierten, dass es sich dabei um eine rein finanzielle Entscheidung handele. Manche äußerten angesichts zunehmender Profanisierungen von
Gotteshäusern gar die Angst vor einem Aussterben des Christentums in Luxemburg. Es gab aber auch Zuspruch für die Entscheidung, einerseits mit Blick auf die geringe Zahl an Kirchgänger und andererseits wegen der jährlichen Unterhaltskosten von geschätzten 15 000 Euro.
Menschen statt Mauern stützen
Romain Richer zeigte Verständnis für den Unmut und gab zu, dass auch finanzielle Überlegungen eine Rolle spielten. Gleichzeitig verteidigte er aber auch die Entscheidung des Erzbistums, nicht alle Kirchengebäude zu übernehmen. „Wir wollen kein Museum hüten, sondern einen Garten pflegen“, zitierte er den früheren Papst Johannes XXIII. Auch zukünftig müsse genügend Geld für soziale Aktionen, beispielsweise in der Flüchtlingshilfe, zur Verfügung stehen.
Fernand Mergen betonte seinerseits, dass die Menschen in den Entscheidungsprozess um die künftige Nutzung der Kirche eingebunden werden. Demnächst soll deswegen eine Besichtigung vor Ort mit allen Interessierten organisiert werden. MaH