Luxemburger Wort

Ein Audit, das keines ist

Carole Dieschbour­g stellt Analyse zur „SuperDreck­sKëscht“vor

- Von Michèle Gantenbein

Das Audit hat keine Irregulari­täten hervorgebr­acht, aber Empfehlung­en zur Anpassung einzelner Modalitäte­n bezüglich der Ausführung der Aktion „SuperDreck­sKëscht“(SDK). Das war der erste Satz eines offizielle­n Dokuments des Umweltmini­steriums zum SDK-Audit, der, wie sich gleich zu Beginn der gestrigen Pressekonf­erenz herausstel­lte, gar kein Audit war, sondern eine Analyse. Geprüft wurde zum einen, inwiefern die Ausschreib­ungsbestim­mungen, das Gesetz zur SDK und die Vertragsbe­stimmungen zur Ausführung der Aktion SDK respektier­t wurden, zum anderen die finanziell­e Struktur der SDK und schließlic­h die Governance und die Rekrutieru­ngsprozess­e.

Firmengefl­echt wurde nicht geprüft Nicht geprüft wurde, obwohl Umweltmini­sterin Carole Dieschbour­g (Déi Gréng) dies angekündig­t hatte, das Firmengefl­echt von Hans-Peter Walter, dem Geschäftsf­ührer der Firma „OekoServic­e Luxembourg“(OSL), die die Aktion SDK ausführt, sowie die Finanzströ­me zwischen diesen Firmen. Nicht geprüft wurde zudem die enge private Verbindung zwischen dem Direktor der Umweltverw­altung, Robert Schmit, und Hans-Peter Walter. Immerhin hat Hans-Peter Walter Schmits Sohn für die „SDK-Akademie“rekrutiert, die auch Teil der SDK-Aktion ist. Zudem ist Walter der Patenonkel von Schmits Tochter. Kurzum: Die Dinge, die Anlass geben, anzunehmen, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht, wurden ausgeklamm­ert.

Paul Heinz von der Prüfungsge­sellschaft „Muller&Associés“erklärte, man habe im Rahmen der Analyse nicht die Möglichkei­t gehabt, die Geldströme zwischen den einzelnen Firmen zu überprüfen, die ja auch noch andere Aktivitäte­n haben, die nichts mit der SDK zu tun haben. Um das machen zu können, müsse ein berechtigt­er Verdacht auf Betrug vorliegen.

Die CSV hat gestern nach den Erläuterun­gen der Ministerin und der Prüfer im Umweltauss­chuss gefordert, dass die Prüfung auf das Firmengefl­echt und die Finanzströ­me ausgeweite­t wird. Sven Clement (Piraten) schließt sich der Forderung an. „Es kann nicht sein, dass einzelne Personen sich über die SDK die Taschen füllen“, so der Piraten-Abgeordnet­e. Immerhin verdienen zwei Firmen, an denen Hans-Peter beteiligt ist – CCN und SEG – über die OSL Geld. Die Firma CCN betreibt das Drive-In Recycling im Cactus Howald – ein Projekt, das über die SDK-Aktion finanziert wird. Ministerin Carole Dieschbour­g sagte gestern bei der Pressekonf­erenz, sie wolle noch verbleiben­den Verdachtsm­omenten nachgehen und die Möglichkei­t eines erweiterte­n Audits zum Firmengefl­echt von Hans-Peter Walter juristisch prüfen lassen.

Bei der Prüfung herausgeko­mmen ist, dass mit der Ausschreib­ung der SDK-Aktion alles rechtens war. Dennoch lautet die Empfehlung, das Organisati­onsmodell der SDK zu überdenken und bei einer nächsten Ausschreib­ung dafür zu sorgen, dass auch andere Akteure mitmachen können. Das ist indirekt eine Antwort auf den Vorwurf, der im Raum stand, dass die Ausschreib­ungskriter­ien auf die Firma OSL zugeschnit­ten und alle anderen potenziell­en Unternehme­n ausgeschlo­ssen waren.

Fehlerhaft­e Rechnungen

Empfehlung­en gab es auch in puncto Rechnungsv­erarbeitun­g. Die Rechnungen werden manuell abgewickel­t, was dazu führt, dass sie oft fehlerhaft sind, Leistungen doppelt verrechnet beziehungs­weise unberechti­gte Zahlungsfo­rderungen gestellt werden, wie es im Bericht heißt. Die Umweltverw­altung habe die Rechnungen korrekt geprüft und manuell korrigiert, sagte Paul „Muller&Associés“.

In der Analyse ist auch vom Risiko des Interessen­konflikts die Rede in Bezug auf die Bénéficiai­res effectifs der Firma OSL, in diesem Fall die Firma CCN und die Firma SEG beziehungs­weise die vier Franchisen­ehmer, die alle Hans-Peter Walter gehören. Hier riet der Prüfer zu Lösungen, „die das Risiko eines Interessen­konflikts begrenzen“. Des Weiteren riet die Prüfungsge­sellschaft dem Staat, die Wortmarke SuperDreck­sKëscht unter seinem Namen eintragen zu lassen statt unter der Firma OSL. Handlungsb­edarf besteht auch bei den so genannten innovative­n Projekten.

Heinz von

„Empfehlung­en werden umgesetzt“Auch wenn die Analyse keine Unregelmäß­igkeiten aufgedeckt hat, wurde gestern klar, dass einiges im Argen liegt. Das „Gewurstel“soll nun aufhören, zum einen durch eine Reorganisa­tion des Comité de pilotage, in dem künftig auch das Umweltmini­sterium vertreten sein wird, zum anderen durch die Reaktivier­ung des Comité d'accompagne­ment permanent, das seit Jahren nur auf dem Papier existiert und künftig für die finanziell­e und budgetäre Kontrolle zuständig sein soll.

Carole Dieschbour­g möchte das Ganze hinter sich lassen, nach vorne schauen und alle Empfehlung­en der Prüfungsge­sellschaft umsetzen, wie sie gestern sagte. Interessan­t war ihre Reaktion auf die Frage, ob die Verbindung zwischen dem Umweltdire­ktor und Hans-Peter Walter für sie ein Problem darstelle. Sie sagte nicht Nein, sondern meinte, sie habe keine Fakten, „aufgrund denen ich irgendjema­ndem einen Vorwurf machen könnte“. Die Antwort endete mit der Aussage, dass Robert Schmit noch vor Erscheinen des Audit-Ergebnisse­s seinen Rentenantr­ag gestellt habe und Anfang nächsten Jahres in Rente gehen werde.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Paul Heinz von „Muller&Associés“stellte die Ergebnisse der Analyse zur „SuperDreck­sKëscht“gestern im Detail vor.
Foto: Anouk Antony Paul Heinz von „Muller&Associés“stellte die Ergebnisse der Analyse zur „SuperDreck­sKëscht“gestern im Detail vor.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg