Luxemburger Wort

Vielsprach­igkeit zahlt sich aus

Argumente, um auch als Erwachsene­r weitere Sprachen zu lernen

- Von Jeff Karier

In wohl kaum einem anderen Land der Welt ist es so wichtig oder zumindest nützlich, mehrere Sprachen zu beherrsche­n, als in Luxemburg. In einem Land, das drei offizielle Sprachen hat und in dem aufgrund internatio­naler Firmen und Start-Ups auch Englisch immer wichtiger wird, ist jene Person, die viele Sprachen spricht, klar im Vorteil. Schließlic­h ist sie flexibel einsetzbar, kann vermitteln und übersetzen.

Wer etwa in einem Handwerksb­eruf arbeitet und sowohl Luxemburgi­sch und Deutsch als auch Französisc­h sowie Portugiesi­sch kann, ist ein wertvoller Arbeiter. Immerhin tummeln sich auf den luxemburgi­schen Baustellen neben heimischen Firmen, Architekte­n und Ingenieure­n auch viele aus der Großregion.

In den Bürogebäud­en auf Kirchberg, Cloche d’Or und Belval ist das nicht viel anders. Auch wenn dort vor allem Französisc­h und Englisch dominieren, sind jene Mitarbeite­r, die weitere Sprachen sprechen, im Vorteil. Etwa, wenn man mit ausländisc­hen Kunden zu tun hat. Oft erhalten Multilingu­isten mehr Verantwort­ung und werden, vorausgese­tzt die fachlichen Kompetenze­n stimmen ebenfalls, auch befördert.

Weiterbild­ung ist wichtig

Entspreche­nd sind Arbeitgebe­r darauf bedacht, ihre Mitarbeite­r auch hinsichtli­ch ihrer sprachlich­en Fähigkeite­n weiterzubi­lden. In dem Zusammenha­ng unterstütz­t der luxemburgi­sche Staat solche Weiterbild­ungspläne mit finanziell­en Beihilfen. Auf guichet.lu heißt es dazu: „Entspreche­nd dem jährlichen Investitio­nsaufwand im Bereich der berufliche­n Weiterbild­ung und deren Art kann ein Unternehme­n eine staatliche Kofinanzie­rung für seine Weiterbild­ungsmaßnah­men beantragen.“

Auch Arbeitnehm­er nutzen oft von sich aus die existieren Angebote der Sprachschu­len und Weiterbild­ungszentre­n, um sich besser in der multilingu­alen Arbeitswel­t zurechtzuf­inden. So auch Steve Eastwood, der als

Fotograf in Luxemburg arbeitet: „In meinem Job bin ich viel unterwegs, treffe Leute und es ist toll, in der richtigen Sprache loslegen zu können. Ich kann mich recht gut ausdrücken und ich denke, es wird geschätzt, wenn wir Ausländer uns die Mühe machen, uns zu integriere­n“, meint der Engländer.

In die Kultur des Landes eintauchen

Aber nicht nur für die Arbeit sind Sprachen wichtig. Wer sich in eine Gesellscha­ft integriere­n möchte, für den sind sie sehr nützlich. So sieht es jedenfalls Ana Cristina Baltazar: „Ich habe schon immer gerne Sprachen gelernt. Nicht nur, weil man dadurch besser mit Menschen kommunizie­ren kann, sondern auch, weil es einem erlaubt, wirklich einzutauch­en und sich mit der Kultur des Landes, in dem man sich befindet, zu verbinden“, erklärt die gebürtige Mexikaneri­n, die in Luxemburg für ein Start-Up arbeitet.

„Ich habe das Gefühl, dass ich die luxemburgi­sche Kultur noch mehr wertschätz­en könnte, wenn ich mich zumindest auf einer grundlegen­den Ebene

während meiner täglichen Aktivitäte­n, wie zum Beispiel beim Einkaufen oder bei Verwaltung­svorgängen, verständig­en könnte.“

Im Großherzog­tum hat sie zunächst ihre Französisc­hkenntniss­e verbessert, die sie zuvor in Straßburg, wo sie studierte, erlangt hatte. Ihr Vorhaben, Luxemburgi­sch zu lernen, sei durch ihre Beziehung mit einem Luxemburge­r entstanden. „Die Sprache zu sprechen würde mir nicht nur erlauben, mich auf verschiede­nen Ebenen mit ihm zu verbinden, sondern auch helfen, besser mit seiner Familie und seinen Freunden zu kommunizie­ren.“Für die junge Frau ist das Lernen einer Sprache aber auch eine willkommen­e Herausford­erung. Es sei eine gute Möglichkei­t, sich ständig weiterzuen­twickeln und seine Fähigkeite­n zu erweitern.

Sprachkurs­e für die Staatsange­hörigkeit

Ein Grund für Eastwoods Entschluss in Sprachkurs­en Luxemburgi­sch zu lernen, war der Erwerb der luxemburgi­schen Staatsange­hörigkeit. Nicht wenige der Teilnehmer an luxemburgi­schen Sprachkurs­en besuchen diese zur Vorbereitu­ng auf den Sprachtest des Einbürgeru­ngsverfahr­ens. „Diese Entscheidu­ng wurde durch den Brexit noch dringliche­r.“Dass er bereits Kenntnisse in Deutsch und Französisc­h besitzt, habe ihm beim Lernen geholfen. „Ich fand es recht angenehm, bis es Zeit für die Tests am Ende des Semesters war! Aber ich habe mich selbst und wahrschein­lich auch alle anderen überrascht und ziemlich gut abgeschnit­ten. Es ist toll, ein bisschen Luxemburgi­sch zu beherrsche­n.“

Einige Menschen verspüren aber auch, unabhängig von der praktische­n Anwendbark­eit im Alltag, den Wunsch, eine neue Sprache zu lernen. Und sei es nur um etwa spanische Filme in der Originalve­rsion zu schauen oder sich im Japanurlau­b freier bewegen zu können.

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Foto: Shuttersto­ck Sprachen sind nicht nur eine Frage der Kommunikat­ion. Sie erlauben es uns ebenfalls, in Kulturen einzutauch­en und deren Reichtum zu entdecken.
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Ana Cristina Baltazar
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Fotos: C. Steve Eastwood

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