Luxemburger Wort

Eine Frage für Anna Kournikova

Ein persönlich­er Rückblick auf 25 Jahre WTA-Turnier in Kockelsche­uer

- Von David Thinnes

Diese Zeilen werden sicherlich nicht ausreichen, um all meine persönlich­en Erinnerung­en an das Turnier aufzuzähle­n. Dennoch versuche ich an dieser Stelle, einen persönlich­en Rückblick anzufertig­en.

Das Turnier ist ganz eng mit meinem eigenen Leben verbunden – und das hat nicht nur mit meiner Arbeit zu tun, sondern vor allem auch mit der Verbindung meiner Eltern zur Turnierman­nschaft.

Mein Vater war jahrelang im Pressebüro und später auch im Vorstand des Organisati­onsvereins IWTP engagiert. Es war sicher nicht immer einfach für meinen Vater oder für mich. Ich bekam keine Nachricht früher als die Kollegen. Umgekehrt konnte ich ihm nicht immer die neuesten Scoops erzählen.

Auch meine Mutter hat zu Beginn als Freiwillig­e mit angepackt, dies vor allem im Fahrdienst. Ich erinnere mich an einen Abend 1996, das Jahr des ersten WTA-Turniers in Kockelsche­uer. Die spätere Siegerin Anke Huber bevorzugte meine Mutter als Fahrerin, sicherlich

Ich werde den Kontakt mit interessan­ten Menschen vermissen.

aus Aberglaube, aber auch weil sie sich gut verstanden. Für mich bleibt ein Abend in Erinnerung, da ich mit zum Abendessen in ein bekanntes italienisc­hes Restaurant in der Hauptstadt durfte. Auf der Fahrt konnte ich mit Anke Huber sprechen, nicht nur über Tennis, sondern auch viel über Musik. Sie lieh mir sogar eine ihrer CDs aus, ein Album von Prince. Fun Fact: Irgendwie habe ich vergessen, die CD zurückzuge­ben. Ich hoffe, Anke Huber hat mir verziehen.

Familiäre Verbindung

Nicht vergessen werde ich – und viele andere wohl auch – die Auftritte von Anna Kournikova in Luxemburg. Ich war 2000 seit einem knappen Jahr Korrespond­ent beim „Tageblatt“und noch sehr grün hinter den Ohren. Über Umwege, also vor allem über die enge Beziehung mit der Turnierman­nschaft, kam eine Anfrage des großen US-amerikanis­chen Magazins „Sports Illustrate­d“zu mir. Sie bräuchten eine Aussage von Kournikova, falls es – mal wieder – nicht zu einem Turniersie­g gereicht hat (die Russin hat übrigens in ihrer Karriere nie einen Turniererf­olg feiern können). Nach dem Halbfinal-Aus im besagten Jahr gegen die Bulgarin Magdalena Maleeva habe ich dann in der Pressekonf­erenz mit zittriger Stimme meine aufgeschri­ebene Frage gestellt. Und die Antwort war ... sagen wir mal: nicht sehr freundlich.

Das Familiäre stand an erster Stelle bei diesem Turnier. Die Verbindung zu den Verantwort­lichen ist so sonst auf der Welt im Profisport schwer vorstellba­r. Dies ging sogar soweit, dass der ehemalige Pressechef, Charel Koster, eine Rede beim Begräbnis meines Vaters hielt. Die gute Verbindung zu Turnierdir­ektorin Danielle Maas machte es nicht immer einfach – für beide Seiten. Aber wir haben es geschafft, profession­ell zu bleiben und die Freundscha­ft aufrecht zu erhalten. Auch bis zuletzt war die familiäre Verbindung präsent.

Mein Schwiegerv­ater ist nun verantwort­lich im Pressebüro. Begonnen hatte er dieses Abenteuer zusammen mit meinem Vater.

Für mich als Journalist – und auch für alle anderen – war es jedes Jahr die Gelegenhei­t, mit enorm interessan­ten Menschen in Kontakt zu kommen – nicht nur mit Tennisspie­lerinnen.

Das werde ich wohl am meisten vermissen, dieser feste Termin, diese Gespräche.

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Fotos: Yann Hellers Eine 30-jährige Tennistrad­ition in Kockelsche­uer geht zu Ende.
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LW-Journalist David Thinnes berichtet seit vielen Jahren über das Turnier in Kockelsche­uer.

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