Alles beginnt mit dem Wind
Wandpark Garnich auf dem Réibierg soll mit seinen zwei Anlagen zur Energiewende beitragen
Garnich. Die Windenergie leistet einen immer wichtigeren Beitrag zur Energiewende und der Abkehr von nuklearen sowie fossilen Energieträgern. Energieminister Claude Turmes (Déi Gréng) zufolge produzieren zurzeit 60 Windmühlen 15 Prozent des Strombedarfs in Luxemburg.
Zwei davon stehen nahe Hiwingen in der Gemeinde Garnich auf dem 398 Meter hohen Réibierg, einer der höchsten Erhebungen im Westen des Gutlandes. Dieser Standort bietet höhere und stetigere Windgeschwindigkeiten, was zu einer großen Verlässlichkeit bei der Stromerzeugung beiträgt, wie anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme des Wandpark Garnich erklärt wurde.
Initiator des Großprojektes ist die Société luxembourgeoise des énergies renouvelables (Soler), die vor rund 20 Jahren von der Société électrique de l'Our (SEO) und Enovos zur Projektentwicklung und zum Betrieb von Anlagen für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen gegründet wurde.
2014 hat Soler die Firma Wandpark Garnich gegründet, deren Geschäftszweck der Aufbau von Windrädern auf dem Réibierg war. Dabei wurde Umweltschutz großgeschrieben.
Bereits die gesetzlich strengen Auflagen forderten in der siebenjährigen Genehmigungs- und Planungsphase große Anstrengungen, um die Umwelt zu schützen und die Produktionsprozesse so ökologisch wie möglich zu gestalten. Auf eine dritte Anlage musste aus Naturschutzgründen verzichtet werden.
Energie für 3 595 Haushalte
Die Energie, die dem Wind entnommen werden kann, hängt von der Größe der Fläche ab, die er anweht. Deshalb müssen die Rotorblätter möglichst lang sein, was wiederum hohe Masten für die Windkraftanlagen erfordert. Die innovativen und effizienten Anlagen des Typs Enercon E115 haben eine maximale Höhe von 206,5 Metern an der Blattspitze, die Türme sind 149 Meter hoch, der Rotordurchmesser beträgt 115 Meter. Nach Aussagen von Soler-Experte
Guy Uhres wird jeweils eine installierte Gesamtleistung von 6,4 Million Watt (MW) entwickelt. Dabei wird eine mittlere jährliche Produktion von rund 16 Gigawattstunden (GWh) angestrebt.
Diese Stromproduktion entspricht dem Verbrauch von 3 595 Haushalten oder etwa 14 380 Personen. Nach einem Baubeginn Anfang 2020 ermöglicht der neue Windpark seit einigen Monaten die Einspeisung von grünem Strom in das lokale Netz und eine CO2-Einsparung von rund 10 400 Tonnen pro Jahr.
Bei der offiziellen Einweihungsfeier sprachen Energieminister Claude Turmes (Déi Gréng), der Bürgermeister der Gemeinde Garnich Georges Fohl (DP), Soler-Präsident Claude Seywert und SolerGeschäftsführer Paul Zeimet von einem wegweisenden Projekt der neuesten Generation und Technik. Sie sahen die Windenergie als Schlüssel für eine fossilfreie Zukunft und als eines der Hauptinstrumente, um die europäischen Klimaziele zu erreichen. Studien würden belegen, dass in Luxemburg noch reichlich Potenzial für Windkraft vorhanden ist.
Dialog mit den Bürgern
In Garnich wurde Wert auf eine nachhaltige und ökologische Energieerzeugung im Dialog mit den Bürgern und dem Respekt der Natur gelegt. Anlässlich der Einweihung bot ein Tag der offenen Tür die Gelegenheit, die Windkraft aus der Nähe zu entdecken. Ingenieure erklärten Technik und Funktionsweise. Zudem hatten die Besucher die Möglichkeit, im Rahmen einer Virtual Reality Tour entlang der Anlage hochzusteigen und die Aussicht aus 200 Metern Höhe zu genießen.
Angedacht ist für die Anlagen eine Betriebsdauer von 20 Jahren. Danach sollen die beiden Windräder abgebaut, zu 99 Prozent recycelt und durch modernere Anlagetechnologien ersetzt werden.
Der Film „Blowin' in the Wind“vom regionalen Kino-Team Kinoler visualisiert in beeindruckender Art den Transport und Aufbau der riesigen Türme. In naher Zukunft wird die Firma Soler der Gemeinde Garnich und den Einwohnern eine finanzielle Beteiligung an dem Windpark gewähren.