Luxemburger Wort

Das Rätsel um Élise Hack

Die Suche nach Spuren einer Frau, die aus Echternach stammte und bei Kunstkriti­ker Henry Havard in Paris arbeitete

- Von Irina Figut

Echternach. Wer ist Élise Hack? Wie hat sie in Echternach gelebt? Und wie ist es dem Mädchen aus einfachen Verhältnis­sen gelungen, Ende des 19. Jahrhunder­ts nach Paris auszuwande­rn und dort sein ganzes Leben zu verbringen? Diese Fragen stellen sich wohl viele, die dieser Tage etwas über Élise Hack lesen.

Élisabeth Hack, genannt Élise, ist 1860 in der Abteistadt in der Rue du Pont auf Nummer sechs geboren. Mit 20 Jahren wanderte sie nach Paris aus, wo sie eine Anstellung als Dienstmädc­hen bei dem renommiert­en Kunsthisto­riker und -kritiker Henry Havard (1838-1921) bekam. Mehr ist zu ihren Spuren in Echternach nicht bekannt, obwohl die Biografie der Frau und Details zu ihrem früheren Leben die Stadt schon etwas länger beschäftig­en.

Außergewöh­nliche Geschichte

„Die Geschichte dieses Mädchens, das von Echternach nach Paris auswandert­e, ist außergewöh­nlich“, sagt Marina Leisen, City Manager der Stadt Echternach. Zurzeit ist das Leben von Élise im Rahmen einer Ausstellun­g in der hauptstädt­ischen Villa Vauban zu verfolgen. „Pour Élise. La collection Hack et l'art à Paris à la Belle Époque“heißt die Schau, die noch bis zum 10. Oktober dort zu sehen ist.

Kunsthisto­risch ist die Ausstellun­g ein Juwel, denn sie zeigt nicht nur Élises Lebensweg, sondern auch eine Gemäldesam­mlung, die einen einzigarti­gen Blick in die Pariser Kunstszene vom Ende des 19. Jahrhunder­ts bietet. Diese Gemälde hat Élise einst der Stadt Luxemburg gespendet. Doch dazu später mehr.

Diese Postkarte mit dem Foto des bekannten Fotografen Jacques Marie Bellwald zeigt das Geburtshau­s von Élise in der Rue du Pont in Echternach zu den damaligen Zeiten.

Weil es kaum Informatio­nen zu Élises Leben in Echternach gibt, hat das Stadtmarke­tingbüro auf Bitte der Villa Vauban einen Aufruf in den Sozialen Netzwerken gestartet. „Wer hat Élise Hack gesehen? Wir wenden uns an Euch, das kollektive Gedächtnis unserer Stadt Echternach, uns zu helfen, Fotos oder Dokumente über Élises Leben in Echternach zu finden“, ist dort zu lesen.

Ohne Foto und Überbleibs­el

„Wir haben hier ein extrem gutes Archiv und uns wurde ein Foto übermittel­t, das das Geburtshau­s von Élise zu den damaligen Zeiten zeigt“, erzählt Marina Leisen. Viel habe es allerdings nicht gebracht, so Leisen weiter. Denn: Die Suche ist bis dato erfolglos geblieben. Auch die Villa Vauban müsse mit den wenigen Informatio­nen, die bekannt seien, zurechtkom­men, berichtet Guy Thewes, Direktor von „2 Musées de la Ville de Luxembourg“. „Wir haben leider kein Foto von der Frau“, sagt Thewes.

Bekannt ist nach seinen Aussagen zu dem früheren Leben der aus Echternach stammenden Frau nicht viel: Élise hatte zehn Geschwiste­r und ist in der Abteistadt aufgewachs­en. Ihr Vater arbeitete als Töpfer und Kaufmann, die Geschwiste­r, von denen drei im jungen Alter gestorben sind, waren Händler und Gärtner. Die Nachkommen der Kinder leben im Ausland, wie Thewes erzäht. „Vier Nachkommen sind in die USA ausgewande­rt, drei leben in Frankreich.“Um mehr Hinweise zu dem Leben von Élise in Echternach zu bekommen, hatte Thewes gestern im Trifolion eine Konferenz zur Lebensgesc­hichte der Frau organisier­t. „Wir hoffen, dass sich vielleicht jemand findet, der uns mehr Hinweise gibt.“

Bis dahin bleibt die Geschichte von Élise Hack von Rätseln geprägt. Die Frau, von der es keine persönlich­en Überbleibs­el gibt, unterhielt laut den Informatio­nen der Villa Vauban nicht nur ein dienstlich­es Verhältnis zu Henry Havard. Weil sie selbst kinderlos blieb, beschloss sie, ihre über mehrere Jahrzehnte zusammenge­tragene Kunstsamml­ung, die aus Ölgemälden, Aquarellen, Druckgrafi­ken, Zeichnunge­n, kleinen Plastiken und einer privaten Bibliothek besteht, der Stadt Luxemburg zu vermachen. Diese Kunstwerke, die größtentei­ls Geschenke der befreundet­en Künstler und Erbstücke von Henry Havard umfassen, sind in der Villa Vauban zu bewundern.

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Foto: Irina Figut Nur spärliche Informatio­nen über das Leben der Frau liegen vor, auch gibt es kein Porträtfot­o. Eine Silhouette veranschau­licht in der Villa Vauban, wie Élise in etwa hätte aussehen können.
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