Luxemburger Wort

„Mission erfüllt“

Andy Schleck freut sich über den reibungslo­sen Verlauf der SkodaTour, die viel Lob von den Fahrern erhält

- Von Joe Geimer Foto : Stéphane Guillaume

Die Fernsehbil­der aus dem vergangene­n Jahr waren unbarmherz­ig und legten den Finger in die Wunde: Die Sicherheit­smängel im Bereich der Streckenab­sicherung waren offensicht­lich. Haarsträub­ende Szenen und ein Fahrerstre­ik prägten die vergangene Ausgabe der SkodaTour de Luxembourg. Hitzige Diskussion­en überschatt­eten den Wettkampf.

Die Organisato­ren um TourPräsid­ent Andy Schleck standen im Vorfeld der 81. LuxemburgR­undfahrt gehörig unter Druck. Oder wie es der Tour-de-FranceGewi­nner des Jahres 2010 selber ausdrückt: „Seitens des Radsportwe­ltverbands UCI agierten wir auf Bewährung.“Um im Bild zu bleiben: Straffälli­g wurden die Veranstalt­er in diesem Jahr nicht. Alles andere als das.

Die SkodaTour verlief reibungslo­s. Die ergriffene­n Maßnahmen fruchteten: mehr Motorräder, mehr Freiwillig­e, mehr Streckenpo­sten und eine intensiver­e Zusammenar­beit mit der Polizei, den Gemeinden, der Regierung und der Öffentlich­keit. Schleck hatte im Vorfeld nicht zu viel versproche­n.

„Die SkodaTour wird im Bereich der Sicherheit Maßstäbe setzen“, hatte er angekündig­t. Dass tatsächlic­h alles glatt gelaufen ist, freut den Präsidente­n, der seit 2017 im Amt ist, umso mehr: „Wir haben unsere Aufgaben gemacht. Die Mission wurde erfüllt. Ich will aber ganz klar sagen, dass es manchmal nicht ausschließ­lich an den Organisato­ren liegt, wenn etwas schiefläuf­t. Es gab in der Vergangenh­eit Dinge, die wie gerne schon früher geändert hätten. Allerdings waren uns die Hände gebunden.“

„Hervorrage­nd organisier­t“

Der 36-Jährige geht im Gespräch genauer auf den für ihn „wichtigste­n Punkt“ein: „Viele Zahnräder müssen ineinander greifen, damit alles klappt. Es braucht eine kollektive Anstrengun­g von allen involviert­en Partnern. Das war diesmal der Fall. Und dafür möchte ich mich bei allen Akteuren bedanken. Ich bin zwar der Präsident und stehe an der Spitze, doch ohne Unterstütz­ung klappt rein gar nichts. Dies war eine Teamarbeit, die von der Politik bis zu den Freiwillig­en reichte. Wir konnten die Menschen motivieren. Das freut mich ungemein.“

Wer an der Wahrhaftig­keit von Schlecks Worten zweifelt, der musste sich vergangene Woche nur bei den Teilnehmer­n der SkodaTour umhören. Sie waren förmlich begeistert. „Es waren tolle Etappenpro­file. Das Rennen war hervorrage­nd organisier­t. Die Strecke war gut abgesicher­t – wie es sich für eine Profirundf­ahrt gehört. Die Streckenfü­hrung war Werbung für unser Land. Viele Radfahrer kamen zu mir, um mir zu sagen, wie schön wir es doch hier hätten. Sie erklärten, es sei zwar eine schwere Rundfahrt, aber ein sehr schönes Land.“Diese Aussagen stammen von Bob Jungels. Landsmann Tom Wirtgen stimmt zu: „Die Organisati­on hat super gearbeitet.“

Das freut Schleck natürlich. „Ich bin stolz, wenn die Sportliche­n Leiter und die Radprofis zu mir kommen, um mir für die Organisati­on des Rennens zu gratuliere­n. Die Fahrer waren ganz klar. Sie sagten, sie hätten selten einen Wettkampf gesehen, der ähnliche Standards gehabt habe. Das sagen sie nicht einfach so, um mir einen Gefallen zu machen. Im Starterfel­d waren viele Stars dabei, die wissen, wie es bei den großen Rundfahrte­n zugeht. Die wissen, wovon sie sprechen“, strahlt der Mondorfer, der ein paar der Punkte erwähnt, die immer wieder hervorgeho­ben wurden: „Sicherheit, Qualität der Straßen, kurze Anfahrten, Logistik, Hotels, Auswahl der Start- und Zielorte.“

Damit eine Rundfahrt gefällt und internatio­nal punkten kann, muss nicht nur das Drumherum passen. Der sportliche Aspekt ist mindestens genauso wichtig. Und in diesem Punkt blieben keine Wünsche offen. Man hat in Luxemburg selten eine derartig hochkaräti­ge Auseinande­rsetzung gesehen, wie in diesem Jahr. Die 81. Ausgabe des Rennens hat die ohnehin schon hohe Qualität aus dem Vorjahr noch einmal übertrumpf­t. „Mit Joao Almeida hat der stärkste Fahrer gewonnen. Daran kann es eigentlich keine Zweifel geben. Die großen Namen waren nicht ohne Motivation am Start, sondern sie haben richtig aufs Gaspedal gedrückt. Das Niveau war beeindruck­end. Die Namen der Etappensie­ger können sich sehen lassen. Das ist immer gut. Das sorgt für zusätzlich­e Werbung und Aufmerksam­keit im Ausland.“

Wirtgen ist einverstan­den: „Seit Andy und Fränk Schleck ihre Karrieren beendet haben, gab es keine SkodaTour mehr auf diesem Niveau.“Das fordernde Profil der Strecke wurde oft erwähnt. War es vielleicht gar einen Tick zu anspruchsv­oll? Andy Schleck hat eine klare Meinung: „Die Strecke hatte es in sich. Das ist halt so in Luxemburg.

Das weiß man, bevor man an den Start geht. Vielleicht wird es kommendes Jahr zwei Etappen für Sprinter geben. Das kann sein. Ansonsten wurden unsere Erwartunge­n erfüllt.“Und weiter: „Das Konzept aus diesem Jahr hat funktionie­rt. Wir werden keine riesigen Veränderun­gen für kommendes Jahr vornehmen, aber Anpassunge­n sind ganz normal.“

Das Einzelzeit­fahren, das in diesem Jahr seine Rückkehr feierte, war ein Erfolg. „Ich will das Einzelzeit­fahren beibehalte­n. Es soll jedes Jahr einen Kampf gegen die Uhr geben. In denke, dass die Distanz von rund 25 Kilometern auch nicht schlecht war. Da gibt es Zeitabstän­de, die entscheide­nd sein können, aber es nicht sein müssen. Die Favoriten nehmen sich auf knapp 30 Kilometern keine Minuten ab. Marc Hirschi hatte am Freitag in Düdelingen nicht seinen besten Tag erwischt, ansonsten wäre es im Kampf um den Gesamtsieg bis auf die letzten Meter in Limpertsbe­rg spannend geworden. Und das ist das, was wir wollen.“

„Eine schöne Überraschu­ng“

Nach der Rundfahrt ist vor der Rundfahrt. Die Planungen für 2022 werden sehr bald beginnen, vor allem in Sachen Zeitfahren, da dieses doch einer Menge Vorarbeit bedarf. Gestern Abend stand das gemeinsame Debriefing auf dem Programm. „Im vergangene­n Jahr dauerte diese Analyse vier bis fünf Stunden. Ich denke, in diesem Jahr sind wir schneller durch“, lacht Schleck, der bei der Frage nach Verbesseru­ngen für 2022 kurz überlegt und dann sagt: „Momentan fällt mir nichts ein, was man verbessern müsste. Es war ein perfektes Rennen.“

Der Franzose David Gaudu, der am Samstag in Luxemburg-Stadt die letzte Etappe gewann, stimmt zu: „Die SkodaTour war eine sehr schöne Überraschu­ng. Ich war zuvor noch nie am Start und war auch noch nie im Großherzog­tum. Das Terrain liegt mir sehr gut. Die Region ist wunderschö­n. Die Strecken waren überhaupt nicht gefährlich. Die Straßen sind perfekt. Ich glaube im Namen der Mannschaft behaupten zu können, dass wir glücklich sind, am Start gewesen zu sein.“

Bei solchem Lob sind die Negativsch­lagzeilen aus dem Vorjahr noch schneller vergessen. Das wird auch Schleck freuen.

Ich glaube im Namen der Mannschaft behaupten zu können, dass wir glücklich sind, am Start gewesen zu sein. David Gaudu

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Andy Schleck steht als SkodaTour-Präsident ganz besonders im Rampenlich­t.
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Foto: S. Guillaume Der Zuschauerz­uspruch, wie beim Start der dritten Etappe in Mondorf, kann die Organisato­ren zufrieden stellen.
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Foto: S. Waldbillig Die besten Sprinter dürfen sich in Mamer auszeichne­n. Das Spektakel der schnellen Männer an der Route d'Arlon hat es in sich.

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