„Mission erfüllt“
Andy Schleck freut sich über den reibungslosen Verlauf der SkodaTour, die viel Lob von den Fahrern erhält
Die Fernsehbilder aus dem vergangenen Jahr waren unbarmherzig und legten den Finger in die Wunde: Die Sicherheitsmängel im Bereich der Streckenabsicherung waren offensichtlich. Haarsträubende Szenen und ein Fahrerstreik prägten die vergangene Ausgabe der SkodaTour de Luxembourg. Hitzige Diskussionen überschatteten den Wettkampf.
Die Organisatoren um TourPräsident Andy Schleck standen im Vorfeld der 81. LuxemburgRundfahrt gehörig unter Druck. Oder wie es der Tour-de-FranceGewinner des Jahres 2010 selber ausdrückt: „Seitens des Radsportweltverbands UCI agierten wir auf Bewährung.“Um im Bild zu bleiben: Straffällig wurden die Veranstalter in diesem Jahr nicht. Alles andere als das.
Die SkodaTour verlief reibungslos. Die ergriffenen Maßnahmen fruchteten: mehr Motorräder, mehr Freiwillige, mehr Streckenposten und eine intensivere Zusammenarbeit mit der Polizei, den Gemeinden, der Regierung und der Öffentlichkeit. Schleck hatte im Vorfeld nicht zu viel versprochen.
„Die SkodaTour wird im Bereich der Sicherheit Maßstäbe setzen“, hatte er angekündigt. Dass tatsächlich alles glatt gelaufen ist, freut den Präsidenten, der seit 2017 im Amt ist, umso mehr: „Wir haben unsere Aufgaben gemacht. Die Mission wurde erfüllt. Ich will aber ganz klar sagen, dass es manchmal nicht ausschließlich an den Organisatoren liegt, wenn etwas schiefläuft. Es gab in der Vergangenheit Dinge, die wie gerne schon früher geändert hätten. Allerdings waren uns die Hände gebunden.“
„Hervorragend organisiert“
Der 36-Jährige geht im Gespräch genauer auf den für ihn „wichtigsten Punkt“ein: „Viele Zahnräder müssen ineinander greifen, damit alles klappt. Es braucht eine kollektive Anstrengung von allen involvierten Partnern. Das war diesmal der Fall. Und dafür möchte ich mich bei allen Akteuren bedanken. Ich bin zwar der Präsident und stehe an der Spitze, doch ohne Unterstützung klappt rein gar nichts. Dies war eine Teamarbeit, die von der Politik bis zu den Freiwilligen reichte. Wir konnten die Menschen motivieren. Das freut mich ungemein.“
Wer an der Wahrhaftigkeit von Schlecks Worten zweifelt, der musste sich vergangene Woche nur bei den Teilnehmern der SkodaTour umhören. Sie waren förmlich begeistert. „Es waren tolle Etappenprofile. Das Rennen war hervorragend organisiert. Die Strecke war gut abgesichert – wie es sich für eine Profirundfahrt gehört. Die Streckenführung war Werbung für unser Land. Viele Radfahrer kamen zu mir, um mir zu sagen, wie schön wir es doch hier hätten. Sie erklärten, es sei zwar eine schwere Rundfahrt, aber ein sehr schönes Land.“Diese Aussagen stammen von Bob Jungels. Landsmann Tom Wirtgen stimmt zu: „Die Organisation hat super gearbeitet.“
Das freut Schleck natürlich. „Ich bin stolz, wenn die Sportlichen Leiter und die Radprofis zu mir kommen, um mir für die Organisation des Rennens zu gratulieren. Die Fahrer waren ganz klar. Sie sagten, sie hätten selten einen Wettkampf gesehen, der ähnliche Standards gehabt habe. Das sagen sie nicht einfach so, um mir einen Gefallen zu machen. Im Starterfeld waren viele Stars dabei, die wissen, wie es bei den großen Rundfahrten zugeht. Die wissen, wovon sie sprechen“, strahlt der Mondorfer, der ein paar der Punkte erwähnt, die immer wieder hervorgehoben wurden: „Sicherheit, Qualität der Straßen, kurze Anfahrten, Logistik, Hotels, Auswahl der Start- und Zielorte.“
Damit eine Rundfahrt gefällt und international punkten kann, muss nicht nur das Drumherum passen. Der sportliche Aspekt ist mindestens genauso wichtig. Und in diesem Punkt blieben keine Wünsche offen. Man hat in Luxemburg selten eine derartig hochkarätige Auseinandersetzung gesehen, wie in diesem Jahr. Die 81. Ausgabe des Rennens hat die ohnehin schon hohe Qualität aus dem Vorjahr noch einmal übertrumpft. „Mit Joao Almeida hat der stärkste Fahrer gewonnen. Daran kann es eigentlich keine Zweifel geben. Die großen Namen waren nicht ohne Motivation am Start, sondern sie haben richtig aufs Gaspedal gedrückt. Das Niveau war beeindruckend. Die Namen der Etappensieger können sich sehen lassen. Das ist immer gut. Das sorgt für zusätzliche Werbung und Aufmerksamkeit im Ausland.“
Wirtgen ist einverstanden: „Seit Andy und Fränk Schleck ihre Karrieren beendet haben, gab es keine SkodaTour mehr auf diesem Niveau.“Das fordernde Profil der Strecke wurde oft erwähnt. War es vielleicht gar einen Tick zu anspruchsvoll? Andy Schleck hat eine klare Meinung: „Die Strecke hatte es in sich. Das ist halt so in Luxemburg.
Das weiß man, bevor man an den Start geht. Vielleicht wird es kommendes Jahr zwei Etappen für Sprinter geben. Das kann sein. Ansonsten wurden unsere Erwartungen erfüllt.“Und weiter: „Das Konzept aus diesem Jahr hat funktioniert. Wir werden keine riesigen Veränderungen für kommendes Jahr vornehmen, aber Anpassungen sind ganz normal.“
Das Einzelzeitfahren, das in diesem Jahr seine Rückkehr feierte, war ein Erfolg. „Ich will das Einzelzeitfahren beibehalten. Es soll jedes Jahr einen Kampf gegen die Uhr geben. In denke, dass die Distanz von rund 25 Kilometern auch nicht schlecht war. Da gibt es Zeitabstände, die entscheidend sein können, aber es nicht sein müssen. Die Favoriten nehmen sich auf knapp 30 Kilometern keine Minuten ab. Marc Hirschi hatte am Freitag in Düdelingen nicht seinen besten Tag erwischt, ansonsten wäre es im Kampf um den Gesamtsieg bis auf die letzten Meter in Limpertsberg spannend geworden. Und das ist das, was wir wollen.“
„Eine schöne Überraschung“
Nach der Rundfahrt ist vor der Rundfahrt. Die Planungen für 2022 werden sehr bald beginnen, vor allem in Sachen Zeitfahren, da dieses doch einer Menge Vorarbeit bedarf. Gestern Abend stand das gemeinsame Debriefing auf dem Programm. „Im vergangenen Jahr dauerte diese Analyse vier bis fünf Stunden. Ich denke, in diesem Jahr sind wir schneller durch“, lacht Schleck, der bei der Frage nach Verbesserungen für 2022 kurz überlegt und dann sagt: „Momentan fällt mir nichts ein, was man verbessern müsste. Es war ein perfektes Rennen.“
Der Franzose David Gaudu, der am Samstag in Luxemburg-Stadt die letzte Etappe gewann, stimmt zu: „Die SkodaTour war eine sehr schöne Überraschung. Ich war zuvor noch nie am Start und war auch noch nie im Großherzogtum. Das Terrain liegt mir sehr gut. Die Region ist wunderschön. Die Strecken waren überhaupt nicht gefährlich. Die Straßen sind perfekt. Ich glaube im Namen der Mannschaft behaupten zu können, dass wir glücklich sind, am Start gewesen zu sein.“
Bei solchem Lob sind die Negativschlagzeilen aus dem Vorjahr noch schneller vergessen. Das wird auch Schleck freuen.
Ich glaube im Namen der Mannschaft behaupten zu können, dass wir glücklich sind, am Start gewesen zu sein. David Gaudu