Weiterhin an der Spitze
Die Niederländer schrumpfen ein wenig, bleiben aber weiterhin die Größten weltweit
Den Haag. Sie wachsen und wachsen: In den zurückliegenden 50 Jahren legten sie Jahr um Jahr und Zentimeter um Zentimeter zu – bis sie die durchschnittlich größten Menschen der Welt waren: die Niederländer. Ein Mann misst hier durchschnittlich 183,8 Zentimeter. Eine Frau ist 170,4 Zentimeter groß. Damit sind die Niederländer vor den Isländern (182,1 und 169,5 Zentimeter) und den Dänen (181,9 und 168,9 Zentimeter) die größten Menschen der Welt. Die Luxemburger können nicht mithalten: Männer bringen es auf 178 Zentimeter, Frauen auf 164 Zentimeter.
0,9 Zentimeter weniger
Doch der Trend zum Wachstum ist vorbei – zumindest in Amsterdam, Den Haag und Co. Niederländische Männer, die nach 2001 geboren wurden, sind durchschnittlich um 0,9 Zentimeter kleiner als die, die 1980 das Licht der Welt erblickten. Niederländische Frauen mit Geburtsjahr 2001 sind im Vergleich sogar um 1,4 Zentimeter geschrumpft. Das vermelden das niederländische Amt für Statistik CBS und die Gesundheitsbehörden GGD und RIVM.
Aber woran liegt das? Hindert etwa der Klimawandel den körperlichen Wachstumsprozess vielleicht mehr als anderswo auf der Welt? Führt vielleicht die vegetarische und zunehmend vegane Ernährung jetzt dazu, dass Körper immer kleiner werden, weil Fisch und Fleisch fehlen? Fragt man „Jan Modaal“den niederländischen Otto Normalverbraucher, erhält man auf die Frage, warum er so groß sei, meist diese Antwort: „Es ist unsere gesunde Ernährung. Viel Milch, viel Käse, viele Kartoffeln.“
Migration als Ursache
Gert Stulp, der selbst zwei Meter misst, ist Wissenschaftler an der Universität Groningen und hat sich in seinen Forschungen auf den Wachstumsprozess der Menschen spezialisiert. „Dass die Menschen in den Niederlanden nun durchschnittlich wieder kleiner werden, das hängt größtenteils mit der Migration zusammen“, so der Wissenschaftler. „Es sind immer mehr Migranten aus Ländern zu uns gekommen, in denen die Menschen durchschnittlich kleiner sind. Auch die Kinder, die von Migrantenfrauen hier geboren werden, sind kleiner.“
„Wie groß Menschen werden, das hängt von einer Vielzahl von
Faktoren ab“, so Stulp weiter. „Von der Ernährung und vor allem von einer gesunden Ernährung. Es hängt ab von der medizinischen Versorgung, der Qualität des Versorgungsstaates insgesamt. Aber auch genetische Dispositionen spielen eine Rolle. Es ist doch unübersehbar, dass Nordeuropäer größer sind als Südeuropäer. Niederländer, Finnen, Dänen, Schweden, Norweger, Isländer – sie sind die größten Menschen in Europa.“
Oder ist es vielleicht doch das Wetter? Spanier, Italiener und Portugiesen sind kleiner als Niederländer – und hier scheint die Sonne recht häufig, die Temperaturen sind hoch. Gegen diese Theorie spricht zumindest die Größe der Briten: Sie zählen mit 178,2 beziehungsweise 163,4 Zentimetern eher zu den Kleinsten. htz