Pakt gegen Greenwashing
Die Elektromobilität hat auch eine negative Seite – die Batterie-Wertschöpfungsketten sollen nun nachhaltiger werden
Profitieren vom weltweiten Übergang zu grüner Energie können Länder in Afrika. Insbesondere die Demokratische Republik Kongo verfügt über reichhaltige Ressourcen, einschließlich strategischer Mineralien, die für die Herstellung von Elektrofahrzeugen benötigt werden.
Unbestritten ist, dass Elektromobilität mithelfen kann, die CO2-Emissionen im Verkehrssektor deutlich zu reduzieren – sofern die Batterien mit grün gewonnenem Strom aufgeladen werden. Die negative Seite der Elektromobilität sind derzeit aber Kinderarbeit, unsichere Arbeitsbedingungen, gefährdete Rechte indigener Völker sowie Umweltzerstörung, Wasserverknappung und der Verlust der biologischen Vielfalt durch den Abbau von Materialien, die für die Batterien von E-Autos gebraucht werden. Das alles hat erhebliche negative Auswirkungen auf die Gesamtnachhaltigkeit des Endprodukts.
Auf dem DRC-Africa Business Forum, das Ende November in Kinshasa (Kongo) und online stattfand, diskutierten afrikanische Regierungen, Unternehmer, Entwicklungspartner und Investoren, wie es gelingen kann, Afrikas Anteil an der Wertschöpfungskette für Batterien für Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energien zu erhöhen – und wie gleichzeitig der Prozess nachhaltig, sozial- und umweltverträglich gestaltet werden kann.
Auch die luxemburgisch-kasachische Eurasian Resources Group (ERG) nahm an der zweitägigen Konferenz teil. Das Unternehmen ist der weltgrößte Hersteller von Chrom und einer der größten Lieferanten von Materialien, die für Elektrobatterien benötigt werden, vor allem Kobalt.
„ERG trägt nicht nur zur Entwicklung der Rolle der Demokratischen Republik Kongo bei der Energiewende durch die großindustrielle Produktion von Kobalt und Kupfer bei“, erklärt das kasachisch-luxemburgische Unternehmen, „sondern konzentriert sich auch auf die Schaffung einer langfristigen, nachhaltigen Wertschöpfungskette für Batterien.“Dazu hat ERG die Global Battery Alliance mit ins Leben gerufen und ist dem Fonds zur Verhinderung von Kinderarbeit in Bergbaugemeinden beigetreten.
Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo bemühe sich, Afrikas Beitrag zu einer erfolgreichen sauberen Energiewende zu erleichtern, sagt Benedikt Sobotka, Geschäftsführer der ERG.
Batterie-Pass bringt Transparenz
Die 2017 auf der Plattform des Weltwirtschaftsforums ins Leben gerufene Allianz strebt eine ethische und nachhaltige globale Liefer- und Wertschöpfungskette für Lithium-Ionen-Batterien bis 2030 an, die die vierte industrielle Revolution und eine kohlenstoffarme Wirtschaft durch Elektrofahrzeuge, Technologien für erneuerbare Energien und Smartphones ermöglicht. Inzwischen hat die Initiative mehr als 70 Mitglieder, darunter führende internationale Organisationen, Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler und Regierungen – von ERG über Honda bis zum Weltwirtschaftsforum.
Derzeit entwickeln ERG, CMOC, Glencore, Tesla und Umicore gemeinsam eine branchenweite BlockchainLösung
zur Rückverfolgung von Kobalt, das die gesamte Wertschöpfungskette von der Mine bis zum Elektrofahrzeug umfasst. So können Behörden und potenzielle Käufer von Elektroautos sich nicht nur darüber informieren, welche Reichweiten möglich sind und wie lange das Aufladen dauert, sondern auch, woher die Batteriebestandteile kommen und ob sie sozialund umweltverträglich gewonnen wurden. Mithelfen, Abbau und Lieferung von Bestandteilen für Windräder, Smartphones und Elektrobatterien nachhaltig zu gestalten, soll auch das Projekt Re|Source, das ERG auf Blockchain-Basis zusammen mit anderen initiiert hat und das auf den Batterie-Pass abgestimmt sein soll.
Batterie-Recycling wird wichtiger
Ein weiteres Ziel ist, dass Digitalisierung, Strom-Mobilität und nachhaltige Energiegewinnung auch der afrikanischen Wirtschaft und den Menschen dort zugutekommen, wo immerhin mit Kupfer (Sambia, Kongo, Namibia), Bauxit (Guinea) oder Kobalt (Kongo) mit die größten Rohstoffvorkommen dafür zu finden sind. Derzeit haben aber auf dem riesigen Kontinent mehr als eine halbe Milliarde Menschen keinen Zugang zu zuverlässiger Elektrizität. Auch hier wären Batterien von entscheidender Bedeutung. Um diese wachsende Nachfrage zu befriedigen, ist ein qualitativ hochwertiges Recycling erforderlich. Derzeit werden in Entwicklungsländern fast ausnahmslos bleihaltige Batterien für die Energiespeicherung verwendet. Die Verbesserung des Energiezugangs und der Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft in Afrika ist deshalb ebenfalls ein zentrales Thema. Wie der Bericht „Closing the Loop on Energy Access“des Weltwirtschaftsforums zeigt, können die Wiederverwendung und das Recycling von Batterien wichtige Chancen für die afrikanischen Volkswirtschaften darstellen.
Ende 2020 beliefen sich die weltweiten Reserven von Kobalt, das für Lithium-Ionen-Batterien gebraucht wird, auf etwa sieben Millionen Tonnen, von denen 3,6 Millionen Tonnen im Kongo lagen. Die industrielle Kette von Kobalt umfasst hauptsächlich den Abbau und die Aufbereitung von Kobalterz, die Verhüttung und Verarbeitung von Kobalt sowie die Endnutzung. Letztes Jahr belief sich das weltweite Produktionsvolumen von Kobalt auf etwa 140 000 Tonnen, was einem Rückgang von fast drei Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Produktionsvolumen von Kobalt in Kongo belief sich auf etwa 95 000 Tonnen, was einem Rückgang von fast fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die weltgrößte Mine von Glencore ist seit 2020 drei Jahre in Folge wegen technischer Reformen stillgelegt worden. Das heißt – eine Verknappung und Verteuerung sind die Folgen. Umso wichtiger wird das Wiederverwerten von alten Batterien und ihren Bestandteilen.
Das schwedische Batterieunternehmen Northvolt hat am Freitag bekannt gegeben, dass es seine erste Batteriezelle mit „100 Prozent recyceltem Nickel, Mangan und Kobalt“hergestellt hat. Northvolt sagt, dass der Entwurf einer Recyclinganlage erweitert wird, so dass sie 125 000 Tonnen Batterien jährlich recyceln kann. Der Bau der Anlage mit dem Namen Revolt Ett soll im ersten Quartal 2022 beginnen und 2023 in Betrieb gehen.
Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge sind der größte Treiber für die Kobaltnachfrage. Da die Autobauer immer mehr E-Fahrzeuge bauen, wird auch die Kobaltnachfrage weiter steigen. Zumindest solange, bis kobaltfreie effiziente Batterien auf dem Markt wären. So hat beispielsweise Panasonic vor wenigen Wochen einen neuen Batterieprototyp vorgestellt. Das Unternehmen liefert seit mehr als einem Jahrzehnt Batterien für die Fahrzeuge von Tesla. Die Test-Produktion der sogenannten 4680-Zellen soll noch in der ersten Hälfte 2022 beginnen. Die zu 95 Prozent in China gebauten Akkus enthalten kein Kobalt mehr.
Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo bemühe sich, Afrikas Beitrag zu einer erfolgreichen sauberen Energiewende zu erleichtern. Benedikt Sobotka, Chef der ERG Group