Luxemburger Wort

„Wichtige Themen kommen zu kurz“

OGBL-Nationalko­mitee befasst sich mit Covid-Check am Arbeitspla­tz und Tripartite-Forderunge­n

- Von Annette Welsch

Die Pandemie macht es auch den Gewerkscha­ften nicht leicht, die sich bis auf die heftige Ablehnung des freiwillig­en CovidCheck­s bislang eher bedeckt hielten. „Wir sind in einer einzigarti­gen Krise und haben von vorneherei­n gesagt, dass wir uns nicht in die sanitären Entscheidu­ngen einmischen“, war OGBL-Präsidenti­n Nora Back gestern nach der Sitzung des Nationalko­mitees um Erklärung bemüht. „Wir sind weder Wissenscha­ftler noch Ärzte, deswegen haben wir die Covid-Maßnahmen mitgetrage­n. Nur wenn es um Auswirkung­en auf die Arbeitswel­t geht und sie zu einer sozialen Krise führen, wehren wir uns.“

Man habe von Anfang an gewarnt, dass keine neuen Ungleichhe­iten entstehen dürfen, dass nicht die Schwächste­n und nicht die Kaufkraft getroffen werden dürfen und man es nicht zu einer Spaltung der Gesellscha­ft kommen lassen dürfe. „Heute müssen wir leider feststelle­n, dass die Spaltung am Höhepunkt angekommen ist“, stellte Back fest und verurteilt­e die „gravierend­en Ausschreit­ungen“vom vergangene­n Samstag scharf als „inakzeptab­el“. „Der Vergleich des Davidstern­s mit dem QR-Code ist empörend, eine Leugnung der Geschichte können wir nicht hinnehmen“, betonte sie.

Weiteren Lockdown verhindern

Mit den Worten „Es reicht jetzt, wir müssen das gestoppt bekommen“, appelliert­e sie an die Regierung und ihre Informatio­ns- und Aufklärung­spolitik. „Wir haben uns als OGBL von Anfang an für die Impfung als einziges Mittel ausgesproc­hen. Ein weiterer Lockdown muss verhindert werden, er hätte eine desaströse Wirkung auf viele Existenzen, die auf der Strecke bleiben würden.“

Back erklärte auch ausführlic­h das, was der OGBL auch in einem Newsletter an seine Mitglieder verschickt hatte: Warum sich der OGBL massiv gegen den fakultativ­en CovidCheck in der Arbeitswel­t ausgesproc­hen hatte, die neue Regelung aber nun akzeptiert. „Diesmal gab es einen echten sozialen Dialog, was im Oktober nicht der Fall war.“Ziel sei es gewesen, einen klaren gesetzlich­en

Rahmen festzulege­n, was im ersten Gesetz völlig fehlte – die heiße Kartoffel war lediglich an die Arbeitgebe­r und Personalve­rtreter weitergege­ben worden. Und die neue Maßnahme werde erst am 15. Januar 2022 in Kraft treten, so dass genug Zeit bleibe für Vorbereitu­ngsarbeite­n.

Der OGBL habe zwei Bedingunge­n gestellt: Der CovidCheck dürfe nicht zu Entlassung­en und zu keiner Abmeldung von der Sozialvers­icherung führen. Das hätten die Gewerkscha­ften zusammen erreicht und das sei „keine Selbstvers­tändlichke­it“gewesen. Mit der Forderung nach kostenlose­n Tests sei man allerdings gescheiter­t. „2G im Privaten und 3G auf dem Arbeitspla­tz, das war nicht verhandelb­ar, das kommt mit Euch oder ohne Euch, wurde uns von der Regierung gesagt“, betonte Back.

Die OGBL-Präsidenti­n bedauert, dass wegen der Pandemie andere wichtige Themen zu kurz kämen, wie die Klimakrise, wo starker politische­r Handlungsb­edarf bestehe, wie die Wohnungskr­ise, die Kaufkraft, die Arbeitsges­etzgebung oder die Löhne. „Wir haben sie aber nicht vergessen und bringen sie bei der Tripartite nächsten Montag auf die Tagesordnu­ng“, versprach Back. „Wir fordern eine Stärkung der Kaufkraft, bessere Löhne, höhere Familienle­istungen sowie einen höheren Mindestloh­n und mehr Kollektivv­erträge, die ja nun auch auf EU-Ebene angemahnt werden.“

Haushalte entlasten

Viele Haushalte hätten weniger Geld zur Verfügung als vorher, da müsse etwas passieren. „Frankreich und Spanien haben es mit Preisdecke­lungen vorgemacht“, führte sie an. Wenn die Regierung nun sage, sie setze doch die Teuerungsz­ulage hoch, so sei das keine soziale Maßnahme, denn diese wurde seit 2009 nicht mehr angehoben und verliere seither an Wert, was eigentlich ein Skandal sei. „Wir fordern angesichts steigender Energiepre­ise für 2022 eine Verdopplun­g der Teuerungsz­ulage und die Wiedereinf­ührung der Maßnahme, dass Gas und Heizung nicht abgedreht drehen dürfen.“

Back möchte auch vorschlage­n, dass die CO2-Steuererhö­hung 2022 ausfallen soll oder mit einem höheren Steuerkred­it kompensier­t wird. Denn auch wenn die Regierung sagt, keine Steuererhö­hungen machen zu wollen, so seien die Nicht-Anpassung der Steuertabe­lle und die CO2-Steuer de facto Erhöhungen. „Wir wissen, dass die große Steuerrefo­rm nicht kommt, es müssten dennoch Akzente gesetzt werden, um die Haushalte zu entlasten.“

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Foto: DPA Von der Tripartite am kommenden Montag erwartet sich der OGBL Antworten zu allen Fragen, vor allem zur Kaufkraft und zur Wohnungskr­ise, sowie Lösungen dazu.
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